Donald Trump

Zölle wieder zurückgenommen Was steckt hinter Trumps radikalem Schwenk?

Stand: 10.04.2025 07:20 Uhr

Mit seinen Zöllen hat Trump einen Börsencrash verursacht. Jetzt hat er angekündigt, die Zölle auszusetzen - und damit eine Euphorie ausgelöst. Vor seiner Kehrtwende empfahl er den Kauf von Aktien. Kritiker sprechen deshalb von möglichem Insiderhandel.

Donald Trumps überraschender Kursschwenk und die vorübergehende Rücknahme gerade erst eingeführter Zölle hält die Welt in Atem. Der US-Präsident hatte nach großen Verwerfungen an den Aktien- und Finanzmärkten weltweit überraschend entschieden, vielen Staaten 90 Tage lang eine Pause von bestimmten Zöllen zu gewähren. Nur gegenüber China verschärft er den Kurs.

Christian Feld, ARD Brüssel, und Jörg Endriss, ARD Peking, zu Reaktionen der EU und Chinas auf Trumps Zollpolitik

tagesschau24, 10.04.2025 09:00 Uhr

Die Börsen reagierten auf die Rücknahme der Handelsbeschränkungen mit Begeisterung, die Kurse stiegen massiv an. Mit der Einführung der Zölle hatte der Präsident die Talfahrt überhaupt erst ausgelöst. Zuletzt zeichnete sich ab, dass Investoren US-Staatsanleihen abstoßen könnten - eine besorgniserregende Entwicklung für die Zukunft der amerikanischen Staatsfinanzen. Marktbeobachter mutmaßen, dass dies die Zollpause herbeigeführt haben könnte.

Wurde Druck auf Trump ausgeübt?

Der Präsident selbst sagte zur Begründung für sein überraschendes Umschwenken, "die Leute" seien etwas unruhig und "ein bisschen ängstlich" geworden. Allerdings könnte auch Trumps eigene Nervosität eine Rolle gespielt haben, nachdem die US-Regierung tagelang betont hatte, dass die Zölle nichts seien, was sich innerhalb von Tagen oder Wochen kippen oder wegverhandeln lasse.

Die US-Handelsexpertin Laura von Daniels von der Stiftung Wissenschaft und Politik sagt, Trump habe von den Finanzmärkten, aber auch von einzelnen Unternehmern großen Druck bekommen. Börsenkurse sind etwas, was der Republikaner besonders aufmerksam verfolgt und was ihn bewegt.

Entscheidender Insidertipp vom Präsidenten?

Die Aktienmärkte reagierten mit einem deutlichen Aufschwung auf die Rücknahme der Zölle. Der Markt, gemessen am Aktienindex S&P 500, der die Aktien von 500 führenden börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen umfasst, gewann etwa vier Billionen Dollar beziehungsweise 70 Prozent des Wertes zurück, den er in den vorangegangenen vier Handelstagen verloren hatte. Trumps Kommentar dazu: "Man sagt, es war der größte Tag in der Finanzgeschichte."

Doch es gibt auch Kritik an Trumps Kursschwenk - und der Vorwurf des Insiderhandels steht im Raum. Kurz bevor Trump seine Kurswende öffentlich machte, gab er in den sozialen Medien einen Finanztipp ab: "Dies ist eine großartige Zeit zum Kaufen!!! DJT", schrieb er am Mittwochmorgen (Ortszeit) auf seiner Plattform Truth Social. Weniger als vier Stunden später nahm Trump einen Teil der zuvor von ihm verhängten Zölle zurück.

Trump-nahe Aktien mit enormen Zuwächsen

DJT - Trumps Initialen - ist auch das Aktiensymbol der Trump Media and Technology Group, der Muttergesellschaft der Social-Media-Plattform Truth Social. Das Unternehmen schloss nach der Ankündigung mit einem Plus von 22,67 Prozent ab. Trumps 53-prozentige Beteiligung an der Firma, die jetzt von einem Trust unter der Kontrolle seines ältesten Sohnes Donald Trump Jr. gehalten wird, stieg an diesem Tag um 415 Millionen US-Dollar.

Der Kurssprung bei Trump Media wurde noch von der Tesla-Aktie von Regierungsberater Elon Musk übertroffen. Der Kursanstieg von Tesla um fast 23 Prozent am Mittwoch hat das Vermögen von Musk um 20 Milliarden US-Dollar vermehrt. Schon Handelsminister Howard Lutnick hatte vor einigen Tagen live im Fernsehen die Bürger dazu aufgerufen, Tesla-Aktien zu kaufen, weil sie nie wieder günstiger sein würden. 

"Kann den Markt effektiv und ungestraft manipulieren"

Mehrere Demokraten aus dem US-Kongress halten all das für ein abgekartetes Spiel. Der demokratische Senator Adam Schiff schrieb auf der Plattform X, Trumps Hin und Her bei den Zöllen und die Marktschwankungen lieferten "gefährliche Möglichkeiten für Insiderhandel". Schiff fragte: "Wer in der Regierung wusste vorab von Trumps jüngstem Kurswechsel bei den Zöllen? Hat irgendjemand Aktien gekauft oder verkauft und auf Kosten der Öffentlichkeit profitiert?" Auch andere Demokraten verlangten Aufklärung dazu.

Trump sende "die Botschaft aus, dass er den Markt effektiv und ungestraft manipulieren kann", sagte Kathleen Clark, eine Expertin für Regierungsethik an der Washington University School of Law.

"Er liebt das, diese Kontrolle über die Märkte, aber er sollte besser vorsichtig sein", sagte der Trump-Kritiker und ehemalige Ethik-Anwalt des Weißen Hauses, Richard Painter, und wies darauf hin, dass das Wertpapierrecht den Handel mit Insiderinformationen verbietet. "Die Leute, die gekauft haben, als sie diese Nachricht sahen, haben eine Menge Geld verdient."