
Absatzmarkt bricht weg US-Zölle treffen Südostasien hart
Südostasien ist besonders von der US-Zollpolitik bedroht. Vietnam etwa treffen Zölle in Höhe von 46 Prozent. Für viele Firmen war das Land zuletzt eine Alternative zum Produktionsstandort China.
Keine Region hat Donald Trump mit so hohen Zöllen belegt wie Südostasien. Kambodscha etwa treffen Zölle in Höhe von 49 Prozent. Vietnam in Höhe von 46 Prozent. In der ASEAN-Region sind laut einer Analyse der Außenhandelsgesellschaft Germany Trade and Invest (GTAI) derzeit etwa 5.000 deutsche Firmen tätig, mit steigender Tendenz. Viele internationale Konzerne nutzen Vietnam als Produktionshub, wie Apple, Samsung oder Nike. Der Sportartikel-Hersteller produziert etwa die Hälfte seiner Turnschuhe in Vietnam.
Mitarbeitende von Samsung in Kambodscha sorgen sich nun um ihre Jobs. Vor dem Werkstor erzählen sie einem Reporter der Nachrichtenagentur Reuters, dass sie fürchten, dass das Geschäft schrumpft und ihre Löhne sinken könnten, so dass das Geld nicht mehr zum Überleben reicht.
Angebot aus Vietnam
Der Generalsekretär der Kommunistischen Partei Vietnams, To Lam, war einer der Ersten, die Trump wegen der hohen Zölle angerufen und verhandelt haben. Vietnams stellvertretender Regierungschef Ho Duc Phoc wird heute den US-Finanzminister treffen. Danach sind Gespräche mit Boeing, SpaceX und Apple geplant.
Vietnam hat bereits angeboten seine Importzölle auf US-Waren auf null zu senken, sollten sich die beiden Länder einigen. Die Regierung in Hanoi versucht zudem, mit Flüssiggas- und Flugzeugkäufen aus den USA einen Deal zustande zu bringen. Bereits reduziert habe Vietnam seine Zölle auf Äpfel, Mandeln und Kirschen, so der US-Handelsbeauftragte Jamieson Greer.
Exportartikel: Möbel, Bekleidung, Elektronik
Die USA sind der wichtigste Exportmarkt für Vietnam, besonders bei Möbeln, Bekleidung und Elektronik. Das Land hat einen der höchsten Handelsbilanzüberschüsse mit den USA in Höhe von mehr als 123 Milliarden Dollar. Das liegt unter anderem daran, dass sich Vietnam in den vergangenen Jahren zunehmend als Alternative zum Produktionsstandort China positioniert hat. Nachdem Trump in seiner ersten Amtszeit Zölle auf chinesische Importe verhängt hatte, verlagerten viele Unternehmen ihre Produktion unter anderem nach Vietnam oder Kambodscha.
Wirtschaftsexperten fürchten, dass die nun verhängten Zölle dieses Konzept infrage stellen könnten. Denn dadurch entfällt ein Teil des Anreizes für die Verlagerung von Fabriken in die Region. Für Vietnam könnten die Zölle laut Berechnung von Wirtschaftsexperten einen Verlust von etwa fünf Prozent seines Bruttoinlandsprodukts bedeuten.
Strategische Partnerschaft seit 2023
Die massiven Zölle stehen in krassem Gegensatz zu den Annäherungsversuchen der USA an Vietnam. Erst 2023 hatten die beiden ehemaligen Gegner eine neue strategische Partnerschaft gefeiert - ein Schritt, der 50 Jahre nach dem Vietnamkrieg als Meilenstein galt. Die USA wollten Vietnam näher an sich binden, als Bollwerk gegen China und Partner im Indopazifik. Der jetzige Zoll-Konflikt könnte den Einfluss der USA in der Region schwächen.
Ein Gewinner des Handelskrieges könnte die EU sein. Vietnam wie auch die anderen Staaten Südostasiens müssen sich künftig wahrscheinlich neue Absatzmärkte erschließen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat bereits ihren Besuch in Vietnam angekündigt.
Die ASEAN-Länder haben angekündigt, dass sie eine Delegation nach Washington schicken wollen, um über die Zölle zu verhandeln. Malaysias Regierungschef Anwar Ibrahim sagte, ASEAN glaube nicht an eine "Megaphon-Diplomatie", sondern suche den sanften Dialog.