
Neue Zölle in Kraft getreten "Ich unterstütze Trump, aber nicht die Zölle"
Ab heute gelten für zahlreiche Länder US-Sonderzölle - auch für die EU-Staaten. Anzeichen, dass die US-Regierung ihren umstrittenen Kurs ändern könnte, gibt es nicht. Doch selbst bei Trumps Republikanern wächst die Kritik.
"Wenn Amerika geschlagen wird, dann schlägt es umso härter zurück" - auf diese schlichte Formel bringt Donald Trumps Pressesprecherin, Karoline Leavitt, die jüngste Eskalation im Handelskrieg. So sehr der Spruch nach Schulhof-Gerangel klingt: Er bringt auf den Punkt, wie die Trump-Regierung den Zolldisput wahrnimmt: Als Kampf, an dessen Ende ein Sieger und ein Verlierer stehen werden.
China habe einen Fehler gemacht, als es die jüngsten US-Aufschläge von 34 Prozent mit ebenfalls 34 Prozent konterte, so Leavitt. Trump glaube, Peking werde jetzt einen Deal mit den USA machen. So wie Südkorea und Japan, die anderen beiden großen ostasiatischen Volkswirtschaften, die tatsächlich bereits neue Zollverhandlungen mit Washington begonnen haben.
Unterstützung aus der Auto-Gewerkschaft
Fast 70 Länder hätten sich inzwischen im Weißen Haus gemeldet, behauptet Leavitt. Deren Staatschefs würden sich sofort in ein Flugzeug setzen, nach Washington fliegen, um neue Handelsvereinbarungen zu treffen.
Kurswechsel klingt anders - und noch bekommt die Trump-Regierung Rückenwind von ganz unerwarteter Seite. Shawn Fain etwa, der Vorsitzende der United Auto Workers (UAW), der Gewerkschaft für die Beschäftigten der Automobilindustrie, findet Zusatzzölle für Autos gut. "Pauschale Schutzzölle auf einfach alles sind rücksichtslos", so Fain. Aber bei der Autoindustrie habe die Politik 30 Jahre lang tatenlos zugesehen, wie immer mehr Jobs ins Ausland abgewandert sind. Vielleicht ließe sich das ja mit den 25 Prozent Schutzzöllen auf Autoimporte umdrehen.
Kritik aus den eigenen Reihen
Ab heute müssen zudem Zusatzaufschläge in Höhe von 20 Prozent auf Importe aus der EU gezahlt werden. Das kritisieren auch mehr und mehr Parteifreunde von Trump: "Ich unterstütze Donald Trump, aber ich unterstütze nicht die Zölle", sagt der republikanische Senator Rand Paul aus Kentucky. Den Kampf werde er kämpfen.
Auch aus der Wirtschaftswelt sind zunehmend mahnende Worte zu hören, etwa vom Chef der Großbank JP Morgan, Jamie Dimon, der sich um steigende Inflation und verlangsamtes Wachstum sorgt.
Und selbst aus Trumps engstem Umfeld kommt Widersprüchliches: "Sowohl Europa als auch die USA sollten meiner Meinung nach idealerweise zu einer Nullzollsituation übergehen", sagte Elon Musk. Ausgerechnet er empfiehlt eine transatlantische Freihandelszone. Zudem nannte Musk Trumps obersten Handelsbeauftragten, Peter Navarro, den Architekten seiner Zollpolitik, einen "Schwachkopf" ("moron"), "dümmer als ein Sack Ziegel" ("dumber than a sack of bricks").
Trumps Sprecherin lächelt den Zwist beiseite: Jungs seien nun einmal Jungs, sollen die sich doch weiter öffentlich beharken. Nie zuvor sei eine US-Regierung so transparent gewesen. "Ihr solltet alle sehr dankbar sein, dass wir die transparenteste Regierung der Geschichte haben", behauptet sie.
Nun kommen noch höhere Strafzölle für viele Staaten dazu, die nach Auffassung von Trump Handelsüberschüsse mit den USA erzielen. Darunter auch die Europäische Union: Für alle Importe aus der EU gelten nun 20 Prozent zusätzliche Aufschläge.
Noch härter trifft es Amerikas Erzrivalen. Für US-Importe aus China sollten ursprünglich Zusatzzölle in Höhe von 34 Prozent gelten. Nachdem China mit 34-prozentigen Gegenzöllen reagierte, erhöhte Trump die Sonderzölle für chinesische Produkte auf insgesamt 104 Prozent. Auch diese gelten ab heute.
Ökonomen kritisieren die US-Zölle scharf und zweifeln auch an deren Berechnungsgrundlage: Sie würden auf teils fehlerhaften Annahmen beruhen.