
Folgen von Trumps Zollpolitik Haben sich die Tech-Bosse verzockt?
Bei der Amtseinführung von US-Präsident Trump suchten sie die Nähe zur Macht: die Chefs der großen Tech-Konzerne. Doch nun treffen Trumps Zölle ausgerechnet Apple, Meta, Google und Co. hart. Haben sie sich verkalkuliert?
Die Moderatorin des Wirtschaftssenders Bloomberg klingt ernst: "Es ist ein weiterer Tag mit einem Hin und Her der Tech-Aktien." Besonders im Fokus: die "Magnificent Seven" - so werden die sieben größten US-Techfirmen genannt. Das sind Google, Apple, Nvidia, Meta, Tesla, Amazon und Microsoft.
Doch im Moment wirken sie eher wie die schockierten sieben. Denn sie verdienen sehr viel Geld im Ausland, in Ländern, in denen die neuen US-Zölle zuschlagen. "Es gibt Sorgen, was das für Gewinne bedeutet", sagt ein Bloomberg-Moderator.
Der Tech-Analyst Dan Ives ist bekannt für seine Hawaii-Hemden und ebenso bunten Sprachbilder. Die Zölle seien ein wirtschaftliches Armageddon, sagt er bei CNBC. "Ich habe in den letzten Tagen mit so vielen Tech-Leuten gesprochen. Die größte Sorge ist die Unsicherheit. Was heißt das jetzt für die KI-Revolution in den USA - wo stehen wir? Die implodiert und das ist selbst verursacht", sagt Ives.
Gegen die Tech-Konzerne laufen Verfahren
Viele Tech-Bosse hatten in den vergangenen Monaten die Nähe zu US-Präsident Donald Trump gesucht und seiner Partei Millionen Dollar gespendet: Mark Zuckerberg von Meta, Jeff Bezos von Amazon, Sundar Pichai von Google oder auch, natürlich, Elon Musk. Zuckerberg kündigte bei Instagram, Facebook oder Threads an, in den USA die Faktenchecks zu beenden. Alles im Sinne der Trump-Regierung.
Für "Big Tech" hat sich das alles bisher aber nur teilweise ausgezahlt. Zwar hat Trump zum Beispiel Regeln für die Entwicklung von Künstlichen Intelligenzen zurückgenommen - eingeführt worden waren sie von seinem Vorgänger Joe Biden. Außerdem kritisierte der neue US-Vizepräsident JD Vance in München die Regeln der EU gegen Hassrede im Netz und sagte, er fürchte, dass in Europa die freie Rede auf dem Rückzug sei.
Aber: Auch unter Trump laufen weiterhin Kartellverfahren gegen Google, Meta, Amazon oder Apple. Sie haben das Ziel, die mächtigen Konzerne zu zerschlagen oder zumindest einzuschränken.
"Trump macht, was er will"
Auch TikTok ist in den USA weiter online, die App ist ein großer Konkurrent für US-Techkonzerne. Dazu kommt jetzt das Zollchaos. Besonders betroffen ist Apple. Zwar entwirft Apple seine Smartphones, Tablets und Laptops in Kalifornien, zusammengebaut werden die meisten Geräte aber in China.
"Ein iPhone in den USA zu produzieren, soll laut Analysten 3.000 bis 3.500 Dollar kosten", sagt Mark Gurman von Bloomberg. Deshalb werde Apple auf keinen Fall in den teuren USA produzieren. "Die Produktion wird weiter in Länder außerhalb Chinas verlagert. Da gibt es auch Zölle, aber niedrigere als in China." Nach Indien zum Beispiel, sagt Gurman. Trotzdem werde der Kaufpreis möglicherweise steigen.
Apple-Chef Tim Cook hatte während Trumps erster Amtszeit einen Deal mit der US-Regierung verhandelt. Apple-Geräte wurden von Zöllen ausgenommen. Doch Gurman stellt fest: "Trump scheint dieses Mal nicht mit Firmen über Ausnahmen zu sprechen. Es sieht auch nicht so aus, als würde ihn interessieren, wer bei seiner Amtseinführung war. Er macht, was er will."
"Die Branche ist gegen die Zölle"
Ryan Petersen ist der Chef von Flexport. Die Firma aus San Francisco berät Unternehmen, wie sie ihre Lieferketten organisieren können. In der Tech-Community herrsche eine allgemeine Verachtung gegen die Zölle, sagt er. "Ich weiß nicht, ob sie sich öffentlich gegen Trump stellen. Aber die Branche ist gegen die Zölle, die nicht wirtschaftlich fundiert sind, und gegen die Art und Weise, wie sie eingeführt wurden."
In der EU werden gerade wieder die Vor- und Nachteile einer Digitalsteuer diskutiert. Und auch auch, was mögliche Vergeltungsmaßnahmen anderer Länder angeht, sagt Petersen: "Die US-Tech-Branche ist ein natürliches Ziel. Das sind unsere besten Firmen. Das wäre der richtige Ort, um gegen die USA zurückzuschlagen."