Mark Zuckerberg auf der SIGGRAPH 2024, einer Konferenz für Computergrafik und interaktive Techniken.
analyse

Vor US-Regierungswechsel Warum Digitalkonzerne vor Trump einknicken

Stand: 16.01.2025 05:23 Uhr

X- und Tesla-Milliardär Elon Musk steht eh fest an der Seite des künftigen US-Präsidenten. Aber mittlerweile folgen auch andere Tech-Bosse Donald Trump und seiner Politik. Warum ist das so?

Die Chefs von großen Techkonzernen in den USA wirkten bisher wie superreiche Könige mit einem digitalen Reich. Meta-Boss Mark Zuckerberg zum Beispiel. Milliarden Menschen nutzen seine Netzwerke. Vor allem in den USA kann er die Regeln für seine Plattformen weitestgehend selbst aufstellen.

Vor Trumps erster Amtszeit hatte er sich noch gegen dessen Angriffe gewehrt, im Gegenzug hatte der ihm sogar mit Gefängnis gedroht. Vor der zweiten Amtszeit ist das anders. Jetzt scheint Zuckerberg einzuknicken und Trumps Linie zu folgen.

Worte, die Trump und Musk gefallen dürften

"Ich möchte über etwas Wichtiges sprechen. Über die Redefreiheit bei Facebook und Instagram", sagte Zuckerberg vergangene Woche in seinem viel diskutierten Video. Für seine Ankündigungen wählt er Worte, die Trump und seinem engen Berater Musk gefallen dürften.

Er spricht zum Beispiel von "traditionellen Medien", die Inhalte zensieren würden. Was nicht den Tatsachen entspricht. Auf Plattformen werden Inhalte gelöscht, die gegen Regeln verstoßen. Das ist keine Zensur sondern Moderation. Die soll bei Meta deutlich gelockert werden. Zuckerberg wolle die freie Rede in seinen Netzwerken wiederherstellen, so die Begründung.

"Mehr Menschen werden Schaden nehmen"

Bei Instagram oder Facebook darf künftig wesentlich mehr gesagt werden. Es ist zum Beispiel kein Regelverstoß mehr, Frauen als Haushaltsgegenstände zu bezeichnen.

Tech-Journalist Casey Newton sagt im Podcast Hardfork: "Ich bin schwul. Du darfst mich jetzt als geisteskrank  bezeichnen." Das bedeute, dass Gewalt bei Facebook jetzt wieder geschürt werde. "Eine Folge ist, dass mehr Menschen Schaden nehmen werden."

Meta schafft in den USA auch Faktencheck-Teams ab. Und auch Programme, die Frauen, Schwarze oder Latinos im Unternehmen gefördert haben.

Was ist der Grund?

Warum macht Zuckerberg das - ein paar Tage vor der Amtseinführung von Trump? In den Medien werden vor allem zwei Theorien diskutiert: Er sage das, was die künftige Regierung hören wolle - aus Opportunismus. Die Geschäfte, das Geld, da wolle man sich nicht mit der Regierung anlegen.

Die andere Theorie ist, dass er sich wirklich zu einer Art "MAGA-Mark" entwickelt hat. Das vermeintliche Einknicken vor Trump sei gar kein Einknicken. Zuckerberg meine das, was er sagt - ihm seien seine eigenen Plattformen zu "woke" geworden.

Kevin Roose, Tech-Kolumnist bei der New York Times, meint: "Ich habe keine Belege für die Theorie - aber Freunde, die ihn kennen haben mir gesagt, dass er sich in den letzten Jahren zu einem Konservativen entwickelt habe."

Amazon-Boss als Trump-Spender

Zuckerberg soll auch bei Trumps Amtseinführung dabei sein - und er ist nicht der einzige Tech-Milliardär, der dem neuen Präsidenten nah sein möchte.

Amazon-Gründer und Vorstandsmitglied Jeff Bezos wird kommende Woche in Washington sein. Er hat, wie Zuckerberg, eine Million Dollar an Trumps "inauguration fund" gespendet. Daraus werden Galas und Empfänge rund um die Amtseinführung finanziert.

Bezos hat Trump auch schon in dessen Club in Mar-a-Lago in Florida besucht. Und auch Amazon hat Verweise auf Diversität in der Mitarbeiterschaft von der Firmenwebsite gestrichen.  

Auch der Google-CEO spendet

Auch Google-CEO Sundar Pichai hat sich dem allgemeinen Trend angeschlossen. Google hat Trump zur Amtseinführung eine Million gespendet. Auch viele andere Firmen machen das - welche Gründe genau dahinterstecken, ist nicht klar.

Aber: Aus Washington wächst seit Jahren die Kritik an der Größe und Macht der Tech-Konzerne. Speziell gegen Google ermitteln Behörden schon länger, es droht eine Zerschlagung des Konzerns.

Und ebenso Microsoft

Microsoft hat ebenfalls gespendet. Was für Microsoft, aber auch andere, besonders wichtig ist: Die Regulierung künstlicher Intelligenz. Microsoft arbeitet intensiv mit den ChatGPT- Machern von OpenAI zusammen und hat ein großes Interesse daran, dass KI-Gesetze das Geschäft nicht zu sehr einschränken.

Scott Galloway ist Professor an der Universität New York und Gastgeber bekannter Wirtschaftspodcasts. Er sagt im Interview mit MSNBC: "Der gewählte Präsident droht die zu verfolgen und zu regulieren, die nicht für ihn spenden. Wir werden Russland jeden Tag ein bisschen ähnlicher."

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 15. Januar 2025 um 13:42 Uhr in der Sendung "Wirtschaft am Mittag".