Händler an der New York Stock Exchange.
marktbericht

US-Märkte in Aufruhr Zoll-Rally in New York

Stand: 09.04.2025 22:11 Uhr

Mit seiner überraschend verkündeten Zollpause löste US-Präsident Trump ein Kursfeuerwerk an der Wall Street aus. Doch die Krise ist noch nicht ausgestanden, wie etwa der Anleihemarkt zeigt.

War es der Druck der Finanzmärkte oder der öffentlichen Meinung, oder ein schon länger geplanter Schachzug? Jedenfalls ist es Donald Trump gelungen, die Marktteilnehmer mit seiner weitgehenden Zollpause für 90 Tage zu überraschen. Dass der US-Präsident China davon ausnahm, hielt die US-Aktienmärkte nicht von einem Kursfeuerwerk ab.

Als Trump sein Einlenken kurz nach 19 Uhr MESZ auf seiner Plattform Truth Social ankündigte, kannten die Kurse kein Halten mehr. Der Dow Jones sprang über die Marke von 40.000 Punkten und schloss 7,87 Prozent höher bei 40.608 Punkten.

Noch stärker reagierte der von den großen Technologieaktien dominierte Nasdaq 100. Der Technologieindex ging zwölf Prozent höher bei 19.145 Punkten aus dem Handel.

Trump kündigte an, gegen zahlreiche Länder verhängte Zölle für 90 Tage auszusetzen, um weitere Verhandlungen zu ermöglichen. Während dieses Zeitraums soll ein gesenkter Zollsatz von zehn Prozent gelten. Für China gilt das jedoch explizit nicht: Für chinesische Einfuhren hob Trump den Zollsatz vielmehr noch mal an - auf insgesamt 125 Prozent.

Zu seinem Einlenken erklärte der Präsident, wegen der von ihm verhängten Zölle habe sich Unruhe und Angst breit gemacht. Er rechne damit, dass es nun zu Einigungen mit den betroffenen Ländern kommen werde, betonte aber gegenüber Journalisten: "Noch ist nichts zu Ende."

Auch am US-Anleihemarkt zeigte sich, dass die Turbulenzen an den Finanzmärkten weiter anhalten dürften - nicht zuletzt wegen der weiteren Eskalation zwischen Washington und Peking. Die US-Staatsanleihen bremsten ihre Talfahrt im späten Handelsverlauf nur wenig ab. Die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihe lag am Abend bei 4,37 Prozent. Zuvor war sie bis auf 4,5 Prozent geklettert. Dies war der höchste Stand seit Ende Februar.

Viele Anleiheninvestoren zogen Parallelen zur Corona-Krise, als ebenfalls Wertpapiere in großem Stil verkauft und zu Cash gemacht wurden. "Es gibt eine Flucht ins Bargeld", sagte ein Experte.

Der Handelstag in Frankfurt hatte noch ganz im Zeichen des eskalierenden Handelsstreits gestanden. Der DAX ging nach einer hochnervösen Sitzung drei Prozent niedriger bei 19.670 Punkten aus dem Handel. Im Tagestief hatte er bei 19.391 Punkten notiert - ein Minus von 4,4 Prozent.

Damit hat der deutsche Leitindex seine gestrigen Kursgewinne auf einen Schlag wieder einkassiert. Etwas Entlastung brachte die Aussicht auf eine handlungsfähige künftige Bundesregierung, nachdem Union und SPD kurz nach Mittag die Einigung über ihren Koalitionsvertrag verkündet hatten.

Auch der Devisenmarkt reagierte heftig auf die Neuigkeiten. Der Euro, der sich zunächst deutlich über 1,10 Dollar behauptet hatte, notierte am Abend 0,25 Prozent tiefer bei 1,0948 Dollar.

Die Ölpreise, die zuvor unter Konjunktursorgen gelitten hatten, sprangen dagegen nach oben. Die Nordseesorte Brent notierte am späten Abend 6,4 Prozent höher bei auf 65,49 Dollar je Barrel (159 Liter). Auch die aktuellen Lagerbestandsdaten aus den USA hatten zuvor auf den Notierungen gelastet. In der vergangenen Woche stiegen die Rohölvorräte wie von Analysten erwartet um 2,6 Millionen auf 442,3 Millionen Barrel.

Der sichere Hafen Gold war dagegen auch nach Trumps Ankündigung gefragt. Das gelbe Edelmetall profitiert von der gestiegenen Risikoaversion an den Finanzmärkten. Der Goldpreis notierte am späten Abend 3,9 Prozent höher bei 3.093 Dollar je Feinunze.

Einer der auffälligsten US-Werte war erneut Tesla. Der zuletzt arg gebeutelte Autotitel schnellte nach der Zoll-Nachricht um mehr als 20 Prozent nach oben.

Die von Trump verhängten China-Zölle haben unterdessen auch für einige US-Konzerne dramatische Konsequenzen. Der Technologiekonzern Apple gehört zu den Leidtragenden, werden doch die meisten iPhones in China produziert.

In den vergangenen Handelstagen büßte die Apple-Aktie daher mehr als ein Fünftel ihres Werts ein - das kostet sie nun den Titel des wertvollsten Unternehmens an der Börse. Neue Nummer eins auf dem Börsenolymp ist nun Microsoft mit einem Marktwert von rund 2,64 Billionen Dollar.

Am Abend legte Volkswagen überraschend seine Zahlen zum ersten Quartal vor. Das operative Ergebnis sei auf 2,8 Milliarden Euro zurückgegangen von 4,6 Milliarden Euro vor Jahresfrist, teilte Europas größter Autobauer mit. Die Umsatzrendite sank im ersten Quartal von 6,0 auf 3,6 Prozent. Am Markt war mit einem Gewinn von rund vier Milliarden Euro und einer Rendite von rund fünf Prozent gerechnet worden. VW verwies auf Sondereffekte von 1,1 Milliarden Euro, die auf das Ergebnis drückten. Der Umsatz legte um etwa drei Prozent auf rund 78 Milliarden Euro zu. An seiner Prognose für das Gesamtjahr hält der DAX-Konzern fest. Allerdings seien darin die Auswirkungen der US-Zölle nicht enthalten, da die Effekte und ihre Wechselwirkungen im Moment nicht abschließend bewertet werden könnten.

Zuvor hatte es bereits enttäuschende Eckdaten für das erste Quartal von Traton gegeben. Der Absatz in den ersten drei Monaten habe mit 73.100 Fahrzeugen zehn Prozent unter dem Vorjahreswert gelegen, teilte die Volkswagen-Lastwagentochter mit. Das bereinigte operative Ergebnis habe bei 645 Millionen Euro gelegen, nach 1,1 Milliarden im Vorjahreszeitraum. Die Aktie rutschte daraufhin auf den tiefsten Stand seit mehr als einem Jahr. An der Jahresprognose änderte Traton nichts.

BASF verklagt den Batteriehersteller Duracell wegen des Diebstahls von Geschäftsgeheimnissen. Die im Besitz von Warren Buffetts Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway befindliche Duracell soll im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung mit dem Chemiekonzern wichtige Forschungsergebnisse im Zusammenhang mit der Lithium-Ionen-Batterietechnologie gestohlen haben, wie aus der vor einem Bundesgericht in Delaware veröffentlichten Klageschrift hervorgeht.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 09. April 2025 um 09:00 Uhr.