Levi Strauss Jeans

Wegen Trump-Zöllen Levi's-Jeans könnten teurer werden

Stand: 08.04.2025 11:20 Uhr

Die Folgen der drastischen Zollpolitik von Präsident Trump bekommen die US-Verbraucher womöglich an der eigenen Hose zu spüren: Der Jeans-Hersteller Levi's erwägt Preiserhöhungen.

Von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion

Für eine Jeans von Levi's müssen Verbraucher künftig vielleicht tiefer ins Portemonnaie greifen - zumindest, wenn sie in den USA leben. Hintergrund sind die drastischen Einfuhrzölle, die US-Präsident Donald Trump in der Vorwoche angekündigt hat und die ab morgen gelten sollen.

Levi's denkt über "chirurgische" Preiserhöhungen nach

Levi's-Chefin Michelle Gass erklärte, das Unternehmen habe eine interne Task Force eingerichtet, um die Auswirkungen der Zölle zu ermitteln und geeignete Maßnahmen wie beispielsweise Preiserhöhungen zu erarbeiten.

"Wir glauben, dass die Marke, insbesondere angesichts ihrer guten Verfassung, über Preissetzungsmacht verfügt", sagte Gass gestern in einer Telefonkonferenz mit Analysten anlässlich der Levi's-Bilanzvorlage. Die Verbraucher kauften mehr Premiumprodukte, das sei also eine Chance. "Aber wenn wir etwas unternehmen, werden wir sehr chirurgisch vorgehen."

Levi Strauss, Unternehmensgründer der Marke Levi Strauss.
Levi Strauss - von Franken in die USA
1829 als Sohn jüdischer Eltern im oberfränkischen Buttenheim geboren, wanderte Löb Strauß 1847 zunächst nach New York aus. 1853 zog er dann - angelockt vom Goldrausch an der US-Westküste - nach Kalifornien weiter. Dort eröffnete er ein Textilgeschäft und spezialisierte sich auf robuste Arbeitskleidung für Goldschürfer. Gemeinsam mit seinem Partner Jacob Davis gilt Strauss als Erfinder der Blue Jeans. Am 20. Mai 1873 erhielten die beiden das entsprechende Patent. Heute ist der Konzern, der 2019 an die Börse zurückkehrte, globaler Marktführer bei Denim-Waren.

Levi Strauss, made in USA - das war einmal

Die potenziellen Preiserhöhungen bei Levi's sind ein gutes Beispiel dafür, wie die drastische Zollpolitik von Präsident Trump auch US-Firmen direkt trifft. Zu eng ist der internationale Handel verflochten; viele Unternehmen aus den Vereinigten Staaten nutzen die günstigeren Produktionskosten in anderen Ländern - Stichwort komparative Kostenvorteile -, um ihre Waren günstiger herzustellen; auch Levi Strauss & Co. mit Sitz in San Francisco.

In den 1870er-Jahren von einem Einwanderer aus Bayern erfunden, gelten Levi's-Jeans heute als uramerikanisches Produkt. Tatsächlich aber produziert der Jeans- und Denim-Konzern längst nicht mehr in den USA. Levi Strauss, made in USA - das war einmal. Die Gesetze der Globalisierung machten auch vor dieser amerikanischen Ikone nicht halt: 2004 schloss das letzte US-Werk in San Antonio.

Hohe Zölle auf Waren aus China, Vietnam und Mexiko

Heute hat Levi's unter anderem 130 Produktionsstätten in China und 50 in Vietnam - zwei Ländern, die Trump mit extrem hohen Zöllen belegt hat. Für Waren aus China hatte der Republikaner in der vergangenen Woche einen Zusatzzoll in Höhe von 34 Prozent ausgerufen; mittlerweile liegt die Zollbelastung für chinesische Produkte bei mehr als 60 Prozent.

Von den auf dem Heimatmarkt verkauften Jeans stammen dem Unternehmen zufolge rund ein Prozent aus China und ein "mittlerer bis hoher" einstelliger prozentualer Anteil aus Vietnam. Weitere etwa fünf Prozent kommen aus Mexiko - einem Nachbarland, für das Trump Einfuhrzölle von 25 Prozent angeordnet hat.

Levi's bestätigt Prognose - trotz Zöllen

Trotz der hohen US-Zölle auf Waren aus Ländern, mit denen Levi's enge betriebswirtschaftliche Verbindungen unterhält, bestätigte das Unternehmen am Abend seine Jahresprognose. Diese sieht einen Umsatzrückgang von 1,0 bis 2,0 Prozent und einen bereinigten Gewinn von 1,20 bis 1,25 Dollar pro Aktie vor.

"Unser Ausblick für das Gesamtjahr bleibt vorerst unverändert und beinhaltet keine Auswirkungen der geplanten Zölle", so Gass. Man müsse allerdings abwarten, wie sich die Lage entwickelt, um die Auswirkungen der neuen Zölle genau einschätzen zu können.

Unternehmen abhängig von politischen Entwicklungen

Für das soeben begonnene zweite Quartal rechnet Finanzvorstand Harmit Singh nur mit minimalen Auswirkungen der Zölle auf die Margen des Unternehmens, da die meisten Produkte für Frühjahr und Frühsommer bereits in den USA erhältlich seien.

"Wir sind uns bewusst, dass sich die makroökonomische Situation schnell entwickelt, und wir müssen abwarten, wie sich die Lage entwickelt, um Ihnen die bestmögliche Orientierung zu geben", sagte Singh. Levi's entwickle derzeit verschiedene Szenarien und Strategien zur Risikominderung.

Levi-Strauss-Aktie: Erholung nach Kurssturz?

Für die wegen der US-Zölle hochnervösen Märkte war der Levi's-Ausblick damit ein kleiner Vorgeschmack darauf, was nun in der beginnenden US-Berichtssaison zu erwarten ist: eine gehörige Portion Verwirrung und ein Mangel an eindeutigen Aussagen für Anleger, die dringend Klarheit suchen.

Die Börsen reagierten dennoch gelassen auf die Aussagen des Managements. Aktien von Levi Strauss & Co. stiegen im nachbörslichen US-Handel um bis zu acht Prozent. Dabei könnte es sich allerdings auch um eine Gegenreaktion auf die zuvor erlittenen hohen Kursverluste handeln: Seit Ankündigung der US-Zölle durch Trump am 2. April hatte die Levi-Strauss-Aktie in der Spitze über 24 Prozent ihres Werts eingebüßt.

"Make this company great again"

Langjährige Levi's-Aktionäre sind diesbezüglich leiderprobt: Bereits 2019, direkt nach dem erneuten Börsengang des Konzerns an der Wall Street, hatte Trump in seiner ersten Amtszeit mit wüsten Zolldrohungen gegen Mexiko für Kursturbulenzen gesorgt. Damals war noch Gass' Vorgänger im Amt: Charles "Chip" Bergh, der das Unternehmen zwölf Jahre lang bis zum April 2024 als CEO managte.

Von ihm stammt übrigens auch das Motto: "Make this company great again." Der Manager legte stets großen Wert darauf, dass er den Spruch vor Donald Trump erfunden hatte.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 08. April 2025 um 08:26 Uhr.