
US-Zollpolitik Trumps Poker kostet Geld, Jobs und Vertrauen
Jahrzehntelang galten die USA als sicherster Anlage-Hafen in Zeiten von Krisen und Ungewissheit. Die Regierung Trump ist bereit, dieses Renommee zu riskieren - und zeigt sich auf die Konsequenzen erstaunlich unvorbereitet.
Wenn es an den Börsen weltweit besonders unruhig wird, zum Beispiel weil eine Pandemie den Welthandel lahmlegt, ein Handelskrieg eskaliert, oder weil aufgeblasene Aktien-Hypes plötzlich in sich zusammenfallen, dann blicken die Anlegerinnen und Anleger weltweit in Richtung USA. Die Staatsanleihen der mächtigsten Militärnation der Welt und ihrer widerstandsfähigen Wirtschaft sind das, was man einen "sicheren Hafen" nennt.
In den treuen Händen dieser Superpower, so die Annahme, wird mein Geld jedes kurze Gewitter und jede längere Krise überstehen. Weil ihr Präsident, egal welcher Partei er angehört, immer alles dafür tun wird, was in seiner Macht steht. Und es steht viel in seiner Macht.
Keine Vorbereitung auf die Konsequenzen
Die Regierung Trump arbeitet nun an der Zerstörung dieser Grundannahme - und sie zeigt sich dabei auf die Konsequenzen ihres eigenen Handelns erstaunlich unvorbereitet. Mit seinem jüngsten Zollpaket hat Präsident Donald Trump nicht nur die US-Wirtschaft absichtlich an den Abgrund einer Rezession getrieben. Er drohte damit, sich und das ihm anvertraute Geld aus aller Welt gleich mit hinabzustürzen, wenn er nicht bekomme, was er verlangte. Doch es kam anders.
Anlegerinnen und Anleger auf der ganzen Welt begannen hektisch, ihre US-Anleihen zu verkaufen. Weil sie um die Sicherheit ihres Geldes und eine drohende Rezession fürchteten. Und weil China und Japan, die von Trump handelspolitisch besonders hart angegangen wurden, selbst viele US-Staatsanleihen besitzen. Sie haben diesen Verkauf vorangetrieben, weit über das Normale hinaus. Das hätte man wissen können.
Die US-Regierung verzockt Vertrauen
Bei der Ankündigung seiner weltweiten Zölle hatte Trump Amerika und den anwesenden Fabrikarbeitern im Weißen Haus eine blühende Industrie versprochen, neue Fabriken und Jobs. Tatsächlich machten General Motors, Ford und Stellantis aber schon am Tag darauf weiter mit ihren Entlassungen. Tatsächlich rauschten die Börsenkurse abwärts.
Womöglich haben Trump und seine Vertrauten persönlich mit diesem Ab und wieder Auf an den Börsen sogar kurzfristigen Gewinn gemacht. Sofern sie selbst zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Wetten auf Absturz und Erholung der Kurse platziert hatten.
Langfristig verzockt die US-Regierung gerade ihr allerwichtigstes Kapital, das an den Börsen der Welt noch wertvoller ist als alles Gold und jede Aktie: nämlich Vertrauen. Bei der nächsten ablaufenden Frist, der nächsten kleinen oder größeren Panik an den Märkten, der nächsten wirtschaftspolitischen Selbst-Geiselnahme werden sich nun noch mehr Anleger in aller Welt fragen, ob diese USA wirklich noch ein sicherer Hafen sind.
Der Schaden ist da - trotz Trumps Kehrtwende
Trump selbst begründet seine neuerliche Kehrtwende damit, dass er nun Zeit brauche, um mit 75 Nationen zu verhandeln, die aufgrund seiner großartigen Zollpolitik nun Gesprächsbereitschaft signalisiert hätten. Das ist wenig glaubwürdig. Letztendlich hat Trump den Anleihemärkten nachgegeben. Zu viele Menschen haben zu viel Geld verloren.
Die Erleichterung ist vorerst groß, aber der zentrale Handelskonflikt mit China bleibt ungelöst. Und selbst wenn dieser dreimonatige Aufschub der dicksten Zölle erneut verlängert würde, blieben die durchschnittlich trotzdem fälligen Abgaben höher, als viele US-Unternehmen und vor allem ihre Kunden verkraften können. Sie alle hoffen auf ein gutes Ende, doch der Ausraster am Anleihemarkt zeigt, wie viel Vertrauensschaden bereits entstanden ist.