Donald Trump
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USA Was ist dran an Trumps Aussagen über den Handel?

Stand: 10.04.2025 15:22 Uhr

Um seine Zollpolitik zu rechtfertigen, verweist Trump regelmäßig auf die negativen Handelsbilanzen mit anderen Staaten. Doch auch wenn das Defizit dabei oft auf Seiten der USA liegt, übertreibt er mit den Zahlen deutlich.

Von Pascal Siggelkow, ARD-faktenfinder

Kaum ein Tag vergeht, ohne dass US-Präsident Donald Trump politische Richtungsänderungen mit massiven Auswirkungen auf die Weltwirtschaft verkündet. Vor allem das Thema Zölle spielt dabei eine herausragende Rolle. Dabei ließ schon die von ihm gezeigte Tabelle mit den angeblichen Zöllen, die von anderen Ländern und Staatengemeinschaften wie der EU auf US-Waren erhoben würden, Fragen aufkommen: Es stellte sich heraus, dass es sich dabei nicht um die tatsächlichen Zollsätze handelte.

Stattdessen wurde eine Formel verwendet, bei der das Handelsdefizit der USA mit einem bestimmten Land durch die Gesamtexporte dieses Landes in die USA geteilt und das Ergebnis dann halbiert wurde.

Zu hohe Angaben bei Handelsdefiziten

Generell ist das Handelsdefizit für Trump ein wichtiges Thema. Immer wieder betont er, wie hoch dieses Defizit mit einzelnen Staaten oder Staatengemeinschaften sei - und übertreibt dabei oft sehr. Mit Blick auf die EU behauptete Trump zum Beispiel, dass die EU "nichts" von den USA kaufe. Wörtlich sagte Trump: "Sie nehmen keine Autos. Sie nehmen unsere landwirtschaftlichen Produkte nicht. Sie nehmen gar nichts."

Nach Angaben der EU hat die EU im Jahr 2024 Waren im Wert von 333,4 Milliarden Euro aus den USA importiert. Damit waren die USA nach China der zweitgrößte Handelspartner für Einfuhren in der EU nach China. Die US-Importe machten 13,7 Prozent der Einfuhren aus. Im Gegenzug importierten die USA Waren im Wert von 531,6 Milliarden Euro aus der EU. Das ergibt aus Sicht der USA ein Defizit von 198,2 Milliarden Euro.

Bei den Dienstleistungen sieht die Handelsbilanz mit der EU für das Jahr 2023 jedoch positiv für die USA aus. Hier stehen Importe in Höhe von 318,7 Milliarden Euro Exporten im Wert von 427,3 Milliarden Euro gegenüber. Das ergibt einen Überschuss in Höhe von 108,6 Milliarden Euro. Zu den am meisten eingeführten Dienstleistungen aus den USA in die EU zählen unter anderem Gebühren für die Nutzung von geistigem Eigentum.

Mit Blick auf landwirtschaftliche Produkte importierte die EU im Jahr 2023 nach Angaben des Deutschen Bauernverbands Waren im Wert von 11,7 Milliarden Euro aus den USA und war damit der viertgrößte Exportmarkt für US-Agrarprodukte. Dem gegenüber stehen 27,2 Milliarden Euro importierter Agrargüter aus der EU in die USA.

Bei den Autos exportierten die USA nach Angaben des Europäischen Automobilherstellerverbands insgesamt Waren im Wert von etwa 7,8 Milliarden Euro in die EU, importierte Autos im Wert von 38,9 Milliarden Euro.

Defizite mit Kanada und China ebenfalls niedriger

Mit Blick auf Kanada, das Nachbarland der USA, sagte Trump, dass das Handelsdefizit fast 200 Milliarden Dollar betrage. Dabei lag das Handelsdefizit bei den Warenexporten mit Kanada im Jahr 2024 nach Angaben des US-Handelsbeauftragten lediglich bei bei 63,3 Milliarden Dollar. Dienstleistungen mit einberechnet betrug das Handelsdefizit nur noch gut die Hälfte.

Und auch beim Handelsdefizit mit China übertreibt Trump. So sagte er, dass die USA ein Handelsdefizit in Höhe von einer Billion Dollar oder mehr hätten. Den offiziellen US-Regierungsangaben zufolge lag das Defizit im Warenhandel mit China im vergangenen Jahr jedoch bei 295,4 Milliarden Dollar, also deutlich niedriger. Dienstleistungen mit einberechnet liegt das Handelsdefizit noch einmal etwas niedriger bei etwa 263 Milliarden Dollar.

Zölle nicht so hoch wie Trump behauptet

Auch bei der Höhe der Zölle, die auf US-Waren anfallen würden, gab Trump bei mehreren Ländern und Staatengemeinschaften zu hohe Werte an. So behauptete er, die EU würde 39 Prozent auf US-Waren verlangen. Doch das ist falsch.

Der durchschnittliche EU-Zollsatz auf Importe aus Ländern, die nicht der EU angehören, beträgt laut der Welthandelsorganisation (WTO) 5,0 Prozent und liegt damit deutlich über dem durchschnittlichen Zollsatz, den die USA auf Importe erheben (3,3 Prozent).

Werden allerdings die Produktklassen mit ihren unterschiedlichen Importwerten gewichtet, so fällt der Unterschied schon deutlich geringer aus. Der WTO zufolge verlangen die USA einen durchschnittlichen Zoll, gewichtet nach dem Volumen der tatsächlich gehandelten Waren, von 2,2 Prozent - in der EU werden 2,7 Prozent fällig.

Zölle auf Milchprodukte erst bei Kontingentüberzug

Auch bei der Höhe der Zölle, die Kanada auf Milchprodukte veranschlagen würde, übertreibt Trump, wie DW Fact check schreibt. Trump behauptete, dass Kanada 250 bis 300 Prozent Zoll auf "viele unserer Milchprodukte" erhebe. Auch das ist zumindest irreführend.

Denn die Zölle, die Kanada auf US-Milchprodukte erhebt, sind im Freihandelsabkommen zwischen den USA, Mexiko und Kanada (USMCA) geregelt. Wie im USMCA vereinbart, darf eine bestimmte Anzahl von US-Milchprodukten zollfrei auf den kanadischen Markt gelangen. Erst wenn diese Grenze erreicht ist, werden andere Zölle erhoben, um die heimischen Erzeuger zu schützen. Diese Überkontingentszölle liegen zwischen 200 und 300 Prozent. Gemäß dem USMCA hat Kanada jedoch garantiert, dass für Zehntausende Tonnen importierter US-Milch pro Jahr keine Zölle erhoben werden.

Inflationsrate niedriger, Eierpreise sinken

Mit Blick auf die Wirtschaftslage in den USA sagte Trump unter anderem, dass es "keine Inflation" gebe. Zwar ist die Inflationsrate in den USA im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken, sie betrug aber im Februar dennoch 2,8 Prozent. Im Januar waren es noch 3,0 Prozent, so hoch wie seit einem halben Jahr nicht mehr. Von Juli bis Dezember vergangenen Jahres lag die monatliche Inflationsrate durchgehend bei unter drei Prozent.

Über die zuletzt viel diskutierten Eierpreise in den USA sagte Trump, dass sie um 50 Prozent gesunken seien. Das ist teilweise richtig. So lag der Großhandelspreis in den USA bei Trumps Amtseinführung im Januar noch bei 6,55 Dollar pro Dutzend, Ende März nur noch bei drei Dollar - sogar weniger als die Hälfte. Die Einzelhandelspreise liegen jedoch weiterhin höher, Experten zufolge werden sie in den kommenden Wochen aber ebenfalls sinken.