Elon Musk

Chatbot Grok 3 vorgestellt Musks kontroverse KI-Pläne

Stand: 18.02.2025 16:14 Uhr

Elon Musk hat die nächste Version seines KI-Chatbots vorgestellt. Doch ist Grok 3 wirklich "die intelligenteste KI der Welt"? Und welche Ziele verfolgt der Tech-Milliardär mit xAI?

Von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion

Der sparsame Gebrauch von Superlativen ist einfach nicht sein Fall: Grok 3 sei die "intelligenteste KI der Welt", tönte Elon Musk gestern, als er die nächste Version des KI-Chatbots Grok seiner Firma xAI vorstellte. Im Vorfeld des Events hatte der Tech-Milliardär das Modell auch schon als "furchteinflößend intelligent" bezeichnet.

Doch wie schlau ist Grok 3 wirklich? Musk behauptet, dass sich Grok 3 bei der Beantwortung von Fragen auf Doktorandenniveau aus der Mathematik, Physik, Biologie und Chemie besser als die Konkurrenz schlage. Konkret habe Grok 3 dabei besser abgeschnitten als Google Gemini von Alphabet, das V3-Modell von DeepSeek, Claude von Anthropic und GPT-4o von OpenAI.

Besser als KI-Modelle von OpenAI, Google und Anthropic?

Tatsächlich scheint Musk mit Grok 3 ein technischer Meilenstein gelungen: Immerhin ist es das erste Modell, das in der KI-Benchmarking-Plattform lmarena.ai die 1.400-Punkte-Marke durchbrochen hat. Es sei die Nummer Eins in allen Kategorien, einschließlich Programmierung, und übertreffe die besten Modelle von OpenAI, Anthropic und Google, teilte Imarenai.ai in einem X-Post mit.

Allerdings ist die Chatbot-Arena selbst nicht unumstritten: Kritiker werfen ihr etwa methodische Schwächen, potenzielle Verzerrungen und mangelnde Transparenz vor.

Buchcover: "Fremder in einer fremden Welt", von Robert A. Heinlein
Wer oder was ist Grok?
Der Begriff Grok stammt aus dem Science-Fiction-Roman "Fremder in einer fremden Welt" des US-Schriftstellers Robert Heinlein. Er wird von einer Figur verwendet, die auf dem Mars aufgewachsen ist, und bedeutet ein vollständiges und tiefes Verständnis von etwas.

KI-Experte bescheinigt Grok 3 ernste Mängel

Unterdessen bescheinigt auch OpenAI-Gründer Andrej Karpathy, der frühzeitig Zugang zu Grok 3 erhielt, dem Modell beeindruckende Fähigkeiten im logischen Denken. Es gebe jedoch auch ernste Mängel, betont der KI-Experte. So mache das Modell etwa unbelegte Tatsachenbehauptungen.

Neu in der Grok-3-Familie sind dabei die sogenannten "Reasoning"-Modelle: Diese Sprachmodelle testen sich selbst erst gründlich, bevor sie Antworten geben. Dies hilft ihnen, einige der typischen Fallstricke zu vermeiden, mit denen KI-Chatbots oft konfrontiert sind.

Musk will eine KI ohne "politische Korrektheit"

Aufhorchen lassen in diesem Kontext aber Aussagen Musks, wonach es Aufgabe von Grok sei, "das Universum zu verstehen" und die Software "der Wahrheit" folgen solle - auch wenn die Ergebnisse nicht "politisch korrekt" seien. Musk hat zuvor behauptet, dass die meisten KI-Tools aufgrund ihrer Abhängigkeit von webbasierten Trainingsdaten politisch nach links tendierten.

Der selbst in rechtsextreme Gefilde abgedriftete Milliardär hatte sich zuletzt eher mit der Verbreitung von Desinformationen einen Namen gemacht. So hatten der gemeinnützigen Organisation Center for Countering Digital Hate (CCDH ) zufolge 87 Posts von Musk zur US-Wahl, die nach Angaben von Faktencheckern falsche oder irreführende Informationen enthielten, insgesamt zwei Milliarden Views bekommen.Wenn nun also ausgerechnet Musk eine "anti-woke" KI erschaffen will, so wirft dies neue Fragen zur Verantwortung von KI-Entwicklern auf.

Musks Supercomputer Colossus wächst und wächst

Dessen ungeachtet ist eines wahrlich bemerkenswert: die Kürze der Zeit, in der Grok 3 entwickelt wurde. Die Idee, die intelligenteste KI der Welt zu schaffen, kam Musk im April letzten Jahres. Sein Team schuf dafür in nur 122 Tagen in Memphis im US-Bundesstaat Tennessee einen eigenen Supercomputer namens Colossus mit anfangs 100.000 Grafikprozessoren (GPU). In nur 92 Tagen wurde die Kapazität auf 200.000 GPU verdoppelt.

Doch damit nicht genug: Bis 2026 will Musk den Colossus-Supercomputer, den er zum Trainieren seiner KI-Modelle nutzt, auf mindestens eine Million GPU erweitern, wie die lokale Handelskammer in Memphis bereits im Dezember mitteilte. Musk hat es damit binnen kürzester Zeit geschafft, aus seinem KI-Start-up xAI einen der großen Player im Geschäft mit der Künstlichen Intelligenz zu machen.

Erbitterte Fehde zwischen Altman und Musk

Mit dem Launch von Grok 3 erreicht die Rivalität zwischen Musks xAI und dem Platzhirsch OpenAI nun die nächste Stufe. Erst in der vergangenen Woche hatte Musk knapp 100 Milliarden Dollar geboten, um den gemeinnützigen Zweig von OpenAI zu übernehmen. OpenAI schmetterte das Übernahmeangebot ab, OpenAI-Chef Sam Altman sprach von einem Versuch, einen Konkurrenten "auszubremsen".

Altman und Musk führen schon seit längerem eine erbitterte Fehde. Musk hatte OpenAI als gemeinnützige Organisation 2015 mitgegründet, war aber bereits drei Jahre später ausgestiegen. 2023 gründete Musk mit xAI einen direkten Konkurrenten zu OpenAI. Im vergangenen Jahr verklagte er dann OpenAI, weil es sich von den ursprünglichen gemeinnützigen Zielen entfernt und de facto zu einem profitorientierten Unternehmen entwickelt habe.

OpenAI viel höher bewertet als xAI

Bislang tut sich xAI schwer damit, den Platzhirsch OpenAI einzuholen - zumindest mit Blick auf die Bewertung. So befindet sich Musks xAI Berichten zufolge in Gesprächen über die Beschaffung von etwa zehn Milliarden Dollar in einer Finanzierungsrunde, die das Unternehmen mit etwa 75 Milliarden Dollar bewerten würde.

Zum Vergleich: Auch OpenAI sucht derzeit Investoren für eine Kapitalspritze - allerdings geht es hier um insgesamt 40 Milliarden Dollar. Dadurch würde der Wert des KI-Start-Konzerns auf satte 300 Milliarden Dollar steigen. Offenbar sehen zumindest die Investoren den Platzhirsch OpenAI im Wettlauf um die beste KI derzeit noch klar vor Musk xAI.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 27. Mai 2024um 09:39 Uhr.