
Wachstumsprognose für 2025 Schlechte Aussichten für die Wirtschaft
Nach Einschätzung führender Institute wird das Wirtschaftswachstum in Deutschland 2025 noch geringer ausfallen als bisher angenommen. Dafür gibt es strukturelle Gründe. Zusätzliche Unsicherheit entsteht durch die US-Zollpolitik.
Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Wachstumserwartungen für das laufende Jahr abgesenkt. In ihrer gemeinsamen Analyse gehen die Institute nicht mehr von 0,8 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP), sondern von nur noch 0,1 Prozent Wachstum aus.
Zu strukturellen Problemen wie dem Fachkräftemangel und ausufernder Bürokratie komme nun zudem enorme Unsicherheit wegen der US-Handelspolitik.
US-Zölle haben negative Folgen
"Die geopolitischen Spannungen und die protektionistische Handelspolitik der USA verschärfen die ohnehin angespannte wirtschaftliche Lage in Deutschland", erklärte Torsten Schmidt, Konjunkturchef des Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung.
So erwarten die Ökonominnen und Ökonomen, dass US-Zölle auf Aluminium, Stahl und Autos in Höhe von 25 Prozent inklusive Gegenzöllen der EU das BIP in diesem und dem kommenden Jahr um jeweils 0,1 Prozentpunkte drücken könnten.
Die Experten schreiben, dass die Auswirkungen der Einfuhrabgaben sich nur schwer beziffern ließen. Der Welthandel werde ausgebremst: Produktion werde teuer, hinzu komme die Unberechenbarkeit. Investoren dürften deshalb Entscheidungen aufschieben.
Das plötzliche Aussetzen der angekündigten US-Zölle für 90 Tage ist in den Berechnungen allerdings nicht enthalten. Dafür kam die Ankündigung Präsident Trumps zu überraschend. Die Unberechenbarkeit bleibt als Problem allerdings bestehen.
Impulse durch Finanzpaket erst später spürbar
Von der neuen Bundesregierung und der Verfassungsänderung, um schuldenfinanziert die Investitionen in Verteidigung, Klimaschutz und Infrastruktur anzukurbeln, erwarten die Forschenden positive Impulse, jedoch erst "nach und nach".
Demnach dürften in diesem Jahr "kaum zusätzliche Mittel für Verteidigung und Investitionen abgerufen werden". Unter anderem wegen des Investitionspakets rechnen die Institute im kommenden Jahr mit 1,3 Prozent Wachstum.
"Deutschland leidet nicht nur unter einer Konjunkturschwäche, sondern hat vor allem Strukturprobleme", betonten die Ökonomen und Ökonominnen. "Sie lassen sich nicht durch eine bloße Erhöhung der Staatsausgaben lösen und machen potenzialstärkende Reformen umso dringlicher."
Energiepreise und Bürokratie
Neben den strukturellen Problemen setzt auch die Konkurrenz aus China die deutsche Wirtschaft unter Druck, ein Teil der energieintensiven Industrie scheint dauerhaft weggebrochen, schreiben die Fachleute.
Unter anderem raten sie in ihrem Bericht, das Sozialsystem müsse an den demographischen Wandel angepasst werden, "damit die Lohnnebenkosten nicht weiter stark steigen". Auch müssten mehr Anreize zum Arbeiten und qualifizierte Zuwanderung geschaffen werden, die Energiepreise gesenkt, Treibhausgas-Einsparungen vorrangig über einen CO2-Preis erzielt werden. Auch eine "durchgreifende Entbürokratisierung" sei nötig.
Deutsche neigen zum Sparen
Auch wenn die Menschen wieder mehr Geld in der Tasche haben, legte der private Konsum im vergangenen Jahr mit 0,3 Prozent nur wenig zu. Viel Geld floss in Ersparnisse, die Sparquote lag 2024 bei 11,4 Prozent - so viel vom verfügbaren Einkommen gaben private Haushalte nicht aus, sondern legen es zurück.
Die Inflation schwächte sich im vergangenen Jahr auf 2,2 Prozent ab. Die Institute erwarten, dass das Niveau der Teuerung im laufenden Jahr so bleibt und im kommenden Jahr leicht auf 2,1 Prozent sinkt.
Die Arbeitslosenquote dürfte dem Gutachten zufolge von 6,0 Prozent im vergangenen auf 6,3 Prozent im laufenden Jahr steigen und im kommenden Jahr wieder auf 6,2 Prozent sinken. Vor allem im Verarbeitenden Gewerbe, am Bau und bei Unternehmensdienstleistern gingen Arbeitsplätze verloren. Im öffentlichen Dienst, in der Erziehung und im Gesundheitsbereich entstünden neue Jobs.
Die "Gemeinschaftsdiagnose" wird im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums erstellt vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, dem Ifo Institut, dem Kiel Institut für Weltwirtschaft, dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle und dem RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Essen. Sie fließt in die Regierungsprognose ein, auf deren Basis werden die Steuereinnahmen geschätzt.