Händler an der NYSE
marktbericht

Neue US-Zölle auf chinesische Importe US-Aktienmärkte verschärfen Abwärtstempo

Stand: 10.04.2025 22:14 Uhr

Die Zollunsicherheiten blieben auch heute wieder das alles beherrschende Thema am US-Aktienmarkt. Nach der Ankündigung, der Zoll auf chinesische Einfuhren liege nun bei 145 Prozent, gingen die Anleger in Deckung.

Auf das beeindruckende Kursfeuerwerk an den US-Aktienmärkten folgen heute neue Verluste. Die unberechenbare Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump wirbelt die Märkte weiterhin durcheinander und bringt enorme Unsicherheit. So gab die US-Regierung heute bekannt, dass der Zoll für chinesische Importe 145 Prozent beträgt - und nicht 125 Prozent, wie zuvor mitgeteilt.

Bei den früheren Angaben waren bereits eingeführte Zölle in Höhe von 20 Prozent nicht einberechnet, die Trump wegen Chinas angeblicher Rolle bei der Herstellung der Droge Fentanyl in den vergangenen Monaten erhoben hatte. Chef-Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets sprach von einem "Katz-und-Maus-Spiel", bei dem in den vergangenen Wochen viel Porzellan zerschlagen worden sei.

Der US-Standardwerteindex Dow Jones verlor bis Handelsschluss 2,5 Prozent auf 39.593 Punkte. Tags zuvor hatte der weltweit bekannteste Index nach der von Trump überraschend angekündigten 90-tägigen Zollpause seine kräftigen Verluste der vergangenen Handelstage innerhalb von Minuten wettgemacht und war mit einem Plus von knapp acht Prozent aus dem Tag gegangen. Nach Punkten war es der höchste Tagesgewinn seit der Berechnung des Dow.

Der S&P 500 fiel nach seinen deutlichen Gewinnen gestern heute ebenfalls deutlich, bis Handelsschluss 3,5 Prozent auf 5.268 Stellen ein. Der von den großen Technologieaktien dominierte Nasdaq 100 verlor 4,3 Prozent auf 16.387 Punkte. Zur Wochenmitte war er um mehr als zwölf Prozent hochgesprungen und hatte damit den höchsten Tagesgewinn seit dem Jahr 2001 verzeichnet.

Gemildert wurde der aktuelle Verkaufsdruck vom Rückgang der US-Inflation. In den USA hat sich die Inflation im März dank niedrigerer Energiepreise überraschend deutlich abgeschwächt. Im März stiegen die US-Verbraucherpreise im Jahresvergleich lediglich um 2,4 Prozent, wie das Arbeitsministerium heute mitteilte. Die turbulente Zollpolitik der USA dürfte sich laut Ökonomen aber erst in den nächsten Monaten in den Daten widerspiegeln.

Die US-Notenbank Fed jedenfalls dürfte trotz des zuletzt abgeflauten Preisauftriebs auf der Hut bleiben. Der Chef des Fed-Bezirks Kansas City, Jeff Schmid, betonte heute, er werde sich weiterhin "voll und ganz auf die Inflation konzentrieren". Es bestehe die Gefahr, dass neue US-Importzölle zu höheren Preisen führen und die Inflationserwartungen verstärken könnten: "Da ein wieder aufkommender Preisdruck wahrscheinlich ist, bin ich nicht bereit, Risiken einzugehen, wenn es darum geht, die Glaubwürdigkeit der Fed in Sachen Inflation zu wahren."

Gleichzeitig bleibt die Unsicherheit durch Trumps Politik groß: Marktbeobachter hatten zuletzt durch die unkalkulierbare Politik des Präsidenten auf einen zunehmenden Vertrauensverlust hingewiesen, der sich nicht nur am Aktienmarkt bemerkbar gemacht hat. "Die hohe Unsicherheit durch das Hü und Hott der Zollpolitik hat erhebliche Kosten. Schließlich haben Unternehmen keine sichere Planungsgrundlage für Investitionen. Dadurch nimmt der wirtschaftliche Gegenwind zu", so die Ökonomen Bernd Weidensteiner und Christoph Balz von der Commerzbank.

"Möglicherweise hat man im Weißen Haus nicht alle Folgen des Handelskrieges bedacht. Der Sprung der US-Treasury-Renditen und die latente Schwäche des US-Dollars sind Warnschüsse - wie auch der Ausverkauf an den Aktienbörsen", kommentierten Ralf Umlauf und Ulrich Wortberg von der Helaba.

Immerhin zeigten sich Analysten verhalten optimistisch, nachdem Trump gestern die Aussetzung der meisten Zölle für 90 Tage verkündet hatte. Dies könnte vor allem die Finanzmärkte beruhigen. "Sie haben die Pausentaste gedrückt, und der Markt jubelt", sagte Alex Morris, Chefinvestor von F/M Investments. Entwarnung könne man aber nicht geben. Denn es sei unsicher, ob Verhandlungen binnen 90 Tagen zu einem Ergebnis führten.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat die von US-Präsident Donald Trump angekündigte "Pause" im weltweiten Zollstreit begrüßt. "Das ist ein wichtiger Schritt, um die Weltwirtschaft zu stabilisieren", erklärte von der Leyen am Morgen im Onlinedienst X. Auch die EU setzt ihrerseits ihre Zölle für 90 Tage aus.

Der vorläufig entschärfte amerikanisch-europäische Zollstreit hat dem DAX heute eine Erholungsrally beschert. Nach einem mehr als achtprozentigen Kursprung auf 21.300 Punkte erwies sich die für den mittelfristigen Trend bedeutsame 100-Tage-Durchschnittslinie als zu hohe Hürde, immerhin ließ er aber die langfristig wichtige 200-Tage-Linie wieder klar hinter sich.

Schließlich ging der Leitindex mit einem Plus von 4,8 Prozent auf 20.631 Punkte aus dem Handel, wobei der DAX im Tagestief schloss. Dies galt auch für den MDAX der mittelgroßen Unternehmen, bei dem am Ende des Tages noch ein Plus von 3,37 Prozent auf 25.703 Punkte übrig blieb. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 4,3 Prozent.

"Die Situation ist nicht chaotisch, sie ist verrückt", kommentierte Carsten Brzeski, Chefvolkswirt für Deutschland und Österreich bei der niederländischen Bank ING, mit Blick auf US-Präsident Donald Trump und die Finanzmärkte. Trump setzte am Mittwochabend die jüngst verhängten, länderspezifischen Sonderzölle für 90 Tage aus. Während dieses Zeitraumes greift nun ein pauschaler Zollsatz von zehn Prozent.

Die unsichere Lage der Weltwirtschaft dürfte auch Folgen für Deutschland haben: Führende Wirtschaftsforschungsinstitute prognostizieren für Deutschland in diesem Jahr ein Mini-Wachstum von 0,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Dabei haben sie die Auswirkungen der Zölle von US-Präsident Donald Trump auf Stahl, Aluminium und Kfz bereits berücksichtigt.

Die jüngst angekündigten weiteren US-Zölle von Anfang April und entsprechende Gegenmaßnahmen der EU sind in der in Berlin veröffentlichten sogenannten Gemeinschaftsdiagnose hingegen noch nicht eingerechnet. Sie dürften das Wachstum nach Einschätzung der Experten weiter drücken. Im kommenden Jahr erwarten die Institute demnach wieder ein stärkeres Wachstum von 1,3 Prozent - das hatten sie bereits im Herbst vorausgesagt. 2024 war das BIP um 0,2 Prozent gesunken.

Samir Ibrahim, HR, über das Auf und Ab an den Börsen durch die US-Zollpolitik

tagesschau, 10.04.2025 20:00 Uhr

Vorsichtig gaben sich auch die Anleger am Ölmarkt. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die US-Sorte WTI verbilligten sich um jeweils rund 2,5 Prozent auf 63,95 und 60,86 Dollar je Fass (159 Liter). Für Verunsicherung sorgten die höheren Zölle gegen China, schreiben die Rohstoffstrategen der niederländischen Großbank ING. "Diese Unsicherheit dürfte das globale Wachstum weiter belasten, und das ist natürlich auch für die Ölnachfrage problematisch."

Der Goldpreis ist am Donnerstag wegen der anhaltenden Unsicherheit infolge der erratischen Politik von US-Präsident Donald Trump wieder auf ein Rekordhoch gestiegen. Der Preis für eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) kletterte im US-Handel bis auf fast 3.176 Dollar und baute damit die Gewinne vom Vortag aus.

Der Euro hat deutlich zugelegt. Von der US-Zollwende am Mittwoch hat der US-Dollar nicht nachhaltig profitiert. Die europäische Gemeinschaftswährung wurde am Nachmittag bei 1,1186 Dollar gehandelt. Dies ist der höchste Stand seit Ende September 2024. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1082 (Mittwoch: 1,1045) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9023 (0,9053) Euro.

Der Bitcoin ist mit der schlechten Stimmung an der Wall Street wieder unter Druck geraten. Die weltweit bekannteste und größte Kryptowährung fiel am Abend auf der Handelsplattform Bitstamp teils unter die Marke von 79.000 US-Dollar.

Die EU und China erwägen nach Angaben beider Seiten eine Vereinbarung von Mindestpreisen für in China hergestellte Elektrofahrzeuge. Diese würden anstelle der von der EU im vergangenen Jahr eingeführten Ausgleichszölle gelten, erklärte ein Sprecher der EU-Kommission. Das chinesische Handelsministerium und die EU-Kommission erklärten, der chinesische Handelsminister Wang Wentao habe mit EU-Handelskommissar Maros Sefcovic über das Thema gesprochen.

"Insiderhandel": Untersuchung zu Trump-Post vor Zollwende gefordert

Nach der Zollwende von US-Präsident Donald Trump und den folgenden Börsengewinnen an der Wall Street gestern sind Vorwürfe des "Insiderhandels" laut geworden. Vor allem Politiker der Demokratischen Partei sprachen im Onlinedienst X von einem "Skandal" und forderten eine unabhängige Untersuchung. Grund für die Vorwürfe ist ein Trump-Post wenige Minuten nach Öffnung der New Yorker Börse am Mittwoch. Der Präsident schrieb in seinem Onlinedienst Truth Social, es sei ein "großartiger Zeitpunkt", Aktien zu kaufen. Nur Stunden später senkte er die Zölle für die EU und viele andere Handelspartner für 90 Tage auf den Mindestsatz von zehn Prozent. An den Börsen führte die zu einem deutlichen Aufschwung.

Der Mainzer Pharmazulieferer Schott Pharma hat im zweiten Geschäftsquartal (Ende März) überraschend gut abgeschnitten. Der Erlös stieg von 247 Millionen Euro im Vorjahr auf nun 252 Millionen Euro, wie das SDAX-Unternehmen auf Basis vorläufiger Erkenntnisse mitteilte. Das sei währungsbereinigt ein Plus von 10 Prozent gewesen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) kletterte von 67 Millionen auf nun 72 Millionen Euro. Die entsprechende operative Marge lag bei 28,6 Prozent nach 27,0 Prozent im Vorjahr.

Die vor sechs Jahren feierlich eröffnete Fabrik der Luxusfirma LVMH in Texas für die Produktion von Louis-Vuitton-Designerhandtaschen kämpft bis heute mit erheblichen Problemen. Wie elf ehemalige Mitarbeiter Reuters berichteten, zählt das Werk in Alvarado zu den weltweit leistungsschwächsten Standorten. In internen Ranglisten schneidet es schlecht ab, wie drei frühere Beschäftigte und eine hochrangige Branchenquelle sagen. "Der Produktionsanlauf war schwieriger als erwartet, das stimmt", räumt Ludovic Pauchard, Produktionsleiter von Louis Vuitton, in einem Gespräch mit Reuters ein. Vor allem der Mangel an erfahrenen Lederarbeitern macht dem Unternehmen zu schaffen.

Das italienische Modehaus Versace gehört künftig zu Prada, einem anderen großen Namen der italienischen und internationalen Modewelt. Dies teilte der Prada-Konzern, zu dem auch andere Luxusmarken wie Miu Miu und Church's gehören, in Mailand mit. In den vergangenen Jahren war Versace - benannt nach dem 1997 ermordeten Firmengründer Gianni Versace - unter dem Dach der Gesellschaft Capri Holdings aus den USA. Der Kaufpreis wurde mit 1,25 Milliarden Euro angegeben.

Der neue Chef des US-Chipherstellers Intel, Lip-Bu Tan, hat Beteiligungen an Hunderten chinesischen Technologiefirmen. Darunter seien mindestens acht mit Verbindungen zur Volksbefreiungsarmee, wie von der Nachrichtenagentur Reuters überprüfte Pflichtmitteilungen aus China und den USA zeigen. Insgesamt kontroliert Tan über 40 chinesische Unternehmen und Fonds und hält Minderheitsbeteiligungen an über 600 Unternehmen, in vielen Fällen teile er Minderheitsbeteiligungen mit chinesischen Regierungsstellen.

Die Ernennung zum Chef eines Unternehmens, das hochmoderne Chips für das US-Verteidigungsministerium herstellt, wirft nun Fragen über den Umfang seiner anhaltenden Beteiligungen an Unternehmen in China auf. Mehrere von Reuters befragte Investoren äußerten Zweifel, dass der Umfang von Tans Investitionen die Sanierung von Intel erschweren könnte.

Die Neuausrichtung und der Verkauf seiner Covid- und Grippeimpfstoff-Rechte an den britischen Pharmakonzern GSK haben sich für CureVac finanziell ausgezahlt. Vor allem dank einer Vorauszahlung von 400 Millionen Euro aus dem Deal erzielte das Tübinger Biotechunternehmen 2024 einen Umsatz von gut 535 Millionen Euro, nach knapp 54 Millionen Euro im Jahr zuvor. Operativ fiel ein Gewinn von knapp 178 Millionen Euro an nach einem Verlust von gut 274 Millionen vor Jahresfrist, wie CureVac heute mitteilte.

Der Windturbinenbauer Nordex hat im ersten Quartal spürbar mehr Aufträge an Land gezogen. Der Auftragseingang sei im Vergleich zum Vorjahresquartal um rund fünf Prozent auf 2.182 Megawatt gestiegen, teilte das Hamburger Unternehmen heute mit. Die Bestellungen gingen vor allem aus der Türkei, Deutschland und Finnland ein, aber auch aus Brasilien und Lettland.

Der deutsche Outdoor-Bekleidungshersteller Jack Wolfskin wird nach China verkauft. Der Sportartikelkonzern Anta Sports aus Hongkong zahlt 290 Millionen Dollar (262 Millionen Euro) für das Unternehmen aus dem hessischen Idstein, das seit 2018 dem US-Golfsport-Spezialisten Topgolf Callaway Brands gehört. Die Amerikaner hatten damals umgerechnet 418 Millionen Euro gezahlt. Sie erklärten den Verkauf von Jack Wolfskin heute mit einer Konzentration auf das Kerngeschäft.

Die amerikanische Airline Delta will keine Einfuhrzölle für die Lieferung von Airbus-Flugzeugen in die USA übernehmen. Stattdessen werde man alle mit Zöllen belegten Auslieferungen aufschieben, sagte Delta-Chef Ed Bastian. Delta zog zuvor unter Verweis auf die Unsicherheit durch Trumps Zoll-Ansagen die Prognose für das laufende Jahr zurück. Einen neuen Ausblick solle es erst geben, wenn die Lage klarer werde, hieß es.

Die Schwäche auf dem chinesischen Markt macht dem Münchner Autobauer BMW zu schaffen. Das Unternehmen setzte im ersten Quartal weltweit 586.149 Fahrzeuge ab, das sind 1,4 Prozent weniger als vor Jahresfrist, teilte der Autobauer heute mit. Während die Geschäfte in Europa (plus 6,2 Prozent) und in den USA (plus 4,1 Prozent) besser liefen, verkaufte BMW in China nur noch 155.195 Autos - 17,2 Prozent weniger als im Vorjahr.

Der Autobauer BMW erwägt nach Informationen von Analysten nun zusätzliche Schichten in seinem US-Werk in Spartanburg. Die Produktion von derzeit knapp 400.000 Fahrzeugen im Jahr könne um bis zu 80.000 Einheiten erhöht werden, schrieben die Analysten von Bernstein Research nach einer nicht-öffentlichen Telefonkonferenz mit BMW am Donnerstag.

Volkswagen legte gestern überraschend Zahlen zum ersten Quartal vor. Demnach sank das operative Ergebnis von 4,6 Milliarden Euro auf 2,8 Milliarden Euro, teilte Europas größter Autobauer mit. Die Umsatzrendite sank im ersten Quartal von 6,0 auf 3,6 Prozent. VW verwies auf Sondereffekte von 1,1 Milliarden Euro, die auf das Ergebnis drückten. Der Umsatz legte um etwa drei Prozent auf rund 78 Milliarden Euro zu. An seiner Prognose für das Gesamtjahr hält der DAX-Konzern fest.

Der Chiphersteller STMicroelectronics konkretisiert sein laufendes Sparprogramm und will in den kommenden drei Jahren bis zu 2.800 Stellen streichen, wie das Unternehmen heute mitteilte. Das entspricht fast sechs Prozent der Belegschaft. Die Beschäftigten sollen STMicro demnach freiwillig verlassen. Insgesamt will STMicro nach 2027 jährlich Summen im hohen dreistelligen Millionen-Dollar-Bereich einsparen.