
Gespräche zwischen USA und Iran Oman - der stille Vermittler
Die USA und der Iran wollen im Oman den Gesprächsfaden wieder aufnehmen. Ihr Gastgeber kennt sich aus mit heiklen Missionen. Seit Jahren wird das Sultanat für seine Verschwiegenheit und Neutralität gelobt.
Ein leises Land als Meister der Diplomatie: Der Oman, ganz im Osten der arabischen Halbinsel gelegen, ist ein Staat, der selten für Schlagzeilen sorgt. Bekannt für schöne Landschaften und bei Touristen beliebt, gilt der Oman politisch als so etwas wie die Schweiz des Nahen Ostens: Man hält sich raus.
"Wir ergreifen keine Partei, weder für die eine noch für die andere Seite", sagte der ehemalige omanische Außenminister Jusuf bin Alawi schon vor Jahren. "Wir versuchen, beiden Seiten zu ermöglichen, was unserer Meinung nach gut für sie ist."
"Oman ist ein Moderator der Region"
Im Gegensatz zu den streitbaren Nachbarn am Golf mit großem Ego und Geltungsbedürfnis - Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate, Katar und, auf der anderen Seite des Persischen Golfs, der Iran - gelten die Omaner als bescheiden und zurückhaltend. Ein Wesenszug, der sich offenbar auch in der Politik niederschlägt. Seit mehr als fünf Jahrzehnten ist das Land in keinen Konflikt verwickelt, dient stattdessen immer wieder als erfolgreicher Vermittler.
"Das Sultanat Oman ist ein Moderator der Region", so der US-amerikanische Politikprofessor Marc O'Reilly, der seit Jahren zum Oman forscht. Das sei eine historische Rolle. "Der Oman kontrollierte große Teile des indischen Ozeans und hatte über Jahrhunderte gute Beziehungen zu vielen Ländern - und so hat er eine diplomatische Reputation erlangt."
Hundertprozentige Diskretion
Und dieser Ruf wirkt bis heute: Wenn jetzt der iranische Außenminister und der amerikanische Sondergesandte Steve Wittkoff im Oman neue Gespräche über das iranischen Atomprogramm führen, wissen beide Seiten, dass sie sich auf den Gastgeber und dessen Verschwiegenheit hundertprozentig verlassen können.
Oman bevorzugt die leise, die stille Diplomatie. Sie wollen nicht die Aufmerksamkeit, wie es zum Beispiel Katar sucht. Sie halten sich im Hintergrund, ermöglichen Verhandlungen, ohne am Ende Ruhm und Ehre bei Erfolg zu fordern.
Diskretion, die sich auszahlt. So schon 2015, damals wurde im Oman der Grundstein für den Atomdeal mit dem Iran gelegt. Auch bei der Annährung zwischen den Erzfeinden Saudi-Arabien und dem Iran oder bei Geiselfreilassungen aus dem Jemen - stets hat der Oman die Strippen gezogen.
Schon vor Jahren lobte der damalige US-Außenminister John Kerry ausdrücklich die omanische Rolle: "Seine Majestät, der Sultan von Oman, hat uns dabei geholfen, Dinge zu tun, die sonst sehr schwierig gewesen wären", so Kerry damals. Oman trage zum Dialog bei. "Dafür sind wir dankbar."
Arbeit im Stillen
Ob in einer abgeschiedenen Strandvilla des Sultans oder einem Schloss in den Bergen - der Oman stellt sicher, dass die Verhandlungspartner ungestört arbeiten können. Journalisten sind nicht erwünscht. Bei diffizilen Gesprächen sickert erfahrungsgemäß wenig nach außen.

"Das Sultanat und die omanischen Entscheidungsträger sind bekannt dafür, dass sie in solchen Fällen nicht viele Zwischenerklärungen veröffentlichen", sagt der omanische Politikwissenschaftler Mohamed Al-Araimi. "Sie arbeiten im Stillen, bis die Mission erfüllt ist und am Ende bekannt gegeben wird."
Omaner spielen oft den Postboten
Berichten zufolge tagen die Delegationen in unterschiedlichen Räumen, ohne sich zu begegnen - und schicken sich gegenseitig Nachrichten und Angebote. Nicht via SMS versteht sich, sondern über einen Dritten: Die Omaner spielen dabei oft den Postboten und bringen die Nachrichten von einem Verhandlungsraum zum anderen. Sie selbst sehen sich weniger als ein aktiver Verhandler sondern als Moderator, Ermöglicher und Wegbereiter, wenn Feinde das Gespräch suchen.
Der Oman setzt auf gute Beziehungen zu allen Seiten: zum Westen und auch zum Iran. Das gute Verhältnis zum Iran brachte dem Oman international in letzter Zeit durchaus Kritik ein. Doch das historisch gewachsene Vertrauensverhältnis nütze beiden Seiten, wirtschaftlich und politisch, sagen Oman-Kenner wie der US-amerikanische Politikanalyst J. E. Peterson. "Dem Iran hilft dieses Verhältnis, mit Großmächten wie den USA oder Saudi-Arabien verhandeln zu können. Und dem Oman nützt es, um die Stabilität in der Region zu wahren und die eigene Außenpolitik zu stärken."
Ein erstes Beschnuppern
Es gebe keinen anderen Ort auf der Welt, dem alle Seiten so vertrauen würden wie dem Oman, sagen politische Beobachter. So auch diesmal: Nachdem US-Präsident Donald Trump in seiner ersten Amtszeit das Atomabkommen von US-Seite aufkündigte, kommen nun die Gegner im Oman wieder zusammen - ein erstes Beschnuppern.
"Das sind keine konkreten Verhandlungen über ein Abkommen, sondern erste Gespräche - ein Test, um die Lage zu sondieren", erklärt der omanische Politikwissenschaftler Al-Araimi. Es sei ein erster Schritt für weitere Schritte, die später folgen könnten. "Vielleicht ist dieses Treffen der Anfang für eine spätere Einigung, nicht nur im Atomprogramm."
"Optimismus in Realität verwandeln"
Und diese Aussicht scheint den Omanern als Ruhm zu reichen: Im Gegensatz zu Katar, wo jede Gaza-Vermittlung medienwirksam zelebriert wird, Saudi-Arabien, das nach einem neuen Image und internationaler Anerkennung auf der Weltbühne strebt, und den Vereinigten Arabischen Emiraten, die auf Glamour und Glitzermetropolen am Golf setzen, bleibt der Oman bei sich - und freut sich still, wenn es wieder einmal geklappt hat mit der Diplomatie. Und grundsätzlich denke man positiv im Oman, sagte der Außenminister Badr Albusaeedy vor einigen Monaten:
Optimismus ist immer unser Motto, und wir arbeiten weiter daran, dass wir diesen Optimismus in Realität verwandeln können.
Ob sich in der angespannten aktuellen Lage zwischen dem Iran auf der einen und den USA und Israel auf der anderen Seite der omanische Optimismus durchsetzen kann, ist fraglich. Aber einen Versuch offenbar allemal wert.