
Jemen US-Angriffe hinterlassen Trümmer und Wut
Im Jemen dauern die Aufräumarbeiten nach den US-Angriffen an. In der Nacht gab es erneut Attacken auf Huthi-Stellungen. Die Miliz reagierte ihrerseits mit Angriffen. Experten sehen die Huthi zwar geschwächt, aber nicht gestoppt.
Aufräumarbeiten nach den heftigen US-Luftangriffen auf den Jemen. Anwohnerinnen und Anwohner wühlen in den Trümmern zerstörter Häuser, suchen Verschüttete, räumen Geröll weg. Bilder der Nachrichtenagentur Reuters zeigen auch, wie Verletzte hektisch in einem Krankenhaus behandelt werden, darunter auch Kinder.
"Was hier passiert, ist ein Verbrechen", sagt ein Anwohner und Sympathisant der Huthi-Miliz. Er berichtet von zehn Toten und 13 Verletzten, darunter auch zwei Kinder. "Ein Junge und ein Mädchen werden noch unter den Trümmern vermisst. Die Amerikaner beschießen Zivilisten, die damit nichts zu tun haben. Aber wir sind zu allem bereit."
Trump hatte Angriffe angeordnet
Die Huthi gaben an, die US-Luftangriffe hätten unter anderem Wohngebiete nördlich der Hauptstadt Sanaa getroffen. Das zuständige US-Regionalkommando sprach dagegen von einer Reihe von Präzisionsschlägen im gesamten Jemen.
Die USA hatten auf Befehl von Präsident Donald Trump am Wochenende mit massiven Luftangriffen gegen die vom Iran unterstützte Huthi-Miliz begonnen. Stützpunkte, Raketenabwehrstellungen und Huthi-Anführer sollten angegriffen werden, um die Freiheit der Schifffahrt wiederherzustellen, hatte Trump angekündigt und gewarnt: Wenn die Huthi ihre Angriffe auf Schiffe nicht einstellten, werde "die Hölle losbrechen". Die Angriffe dürften Tage oder vielleicht sogar Wochen dauern, hieß es von Seiten des US-Militärs. Die USA stuften die Huthi vor Kurzem als Terrororganisation ein.
Huthi drohen mit erneuten Attacken auf Schiffe
Im jemenitischen Fernsehen wird Propaganda der Huthi ausgestrahlt: Eingeblendet wird der überall im Huthi-Gebiet verbreitete Spruch "Tod Amerika, Tod Israels, Verdammnis den Juden". Die Huthi drohen mit Vergeltung: Man werde der Eskalation mit Eskalation begegnen, so ein Sprecher der Miliz. Gleichzeitig brachten die Huthi Berichten zufolge Waffen in Sicherheit und riefen ihre Anführer auf, sich erstmal nicht zu Hause aufzuhalten.
Anfang März hatte der Anführer der Miliz, Abdel-Malik al-Huthi, erklärt, angesichts der stockenden Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gazastreifen die Angriffe auf Frachtschiffe im Roten Meer wieder aufnehmen zu wollen. "Wir verkünden der gesamten Welt, dass wir noch vier Tage Frist geben für die Vermittler", drohte al-Huthi damals. Wenn Israel nach den vier Tagen weiterhin Hilfslieferungen für den Gazastreifen verhindere, würden die Huthi ihre "maritimen Operationen gegen den israelischen Feind fortsetzen".
Reedereien meiden das Rote Meer
Seit Monaten attackiert die mit dem Iran verbündete Miliz Frachtschiffe im Roten Meer, aus vermeintlicher Solidarität mit den Palästinensern in Gaza. Die Huthi fordern unter anderem ein sofortiges Ende der Kampfhandlungen im Gazastreifen und verstärkte Hilfslieferungen für Zivilisten.
Die internationale Schifffahrt ist von den Huthi-Attacken massiv betroffen, zahlreiche Reedereien meiden seit Monaten das Rote Meer und nehmen den deutlich längeren Umweg um Afrika und das Kap der Guten Hoffnung.
Auch Ägypten bekommt die Auswirkungen zu spüren, da die Einnahmen für Durchfahrten durch den Suezkanal drastisch eingebrochen sind. "Mit den Angriffen auf die Handelsschiffe verfolgen die Huthi vor allem ein Ziel: Sie versuchen, Druck auf Israel auszuüben, um den Gaza-Krieg zu beenden. Denn die Huthi gehören zur sogenannten Achse des Widerstands, die für ihren Kampf gegen Israel von Iran unterstützt wird", sagte bereits vor Monaten Mohammed Ezzelarab vom Al-Ahram-Forschungszentrum in Kairo.

"Angriffe werden Huthi nicht stoppen"
Doch dahinter stecken noch ganz andere Interessen, schätzen Beobachter: Die Huthi wollten internationale Aufmerksamkeit und hofften, durch die Solidarität mit den Palästinensern auf größere Beliebtheit innerhalb des Jemen und in der gesamten arabischen Welt. Und als Teil der iranischen Achse des Widerstands gegen Israel würden sie sich in einer Linie mit der Hamas in Gaza und der Hisbollah im Libanon sehen.
Die deutlichen Drohungen und Luftangriffe von Seiten der USA würden die Huthi vielleicht einschüchtern, aber nicht stoppen, so der jemenitische Politik-Analyst Manea al Matthary im Gespräch mit dem arabischen Nachrichtensender Al-Hadath:
Die amerikanischen Angriffe werden die Huthi schwächen. Die Miliz hat nicht damit gerechnet, dass die Attacken so massiv ausfallen würden. Trotzdem wird dadurch die Gefahr für die internationale Schifffahrt nicht gebannt. Die US-Angriffe drängen die Huthi vielleicht etwas zurück, aber die Miliz wird es mithilfe des Iran und der Hisbollah schnell schaffen, sich zu erholen und weiterzumachen, wenn der Iran in der Region erneut zündeln will.
US-Präsident Trump warnte auch den Iran, die Unterstützung für die Huthi sofort einzustellen, sonst werde Teheran zur Rechenschaft gezogen. Die Reaktion: verbale Empörung. Der Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden erklärte, der Iran wolle keinen Krieg führen. Im Falle einer Bedrohung werde er aber "angemessen" und "entschieden" reagieren.