Neue IWF-Konjunkturprognose US-Boom unter Trump, Flaute in Deutschland
Niedrige Steuern und wenig staatliche Vorgaben unter dem designierten Präsidenten Trump dürften die US-Wirtschaft ankurbeln, erwartet der Internationale Währungsfonds. Abgeschlagen im internationalen Vergleich bleibt dagegen wohl Deutschland.
Die US-Wirtschaft wird dieses Jahr nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds unter Präsident Donald Trump deutlich stärker wachsen als bisher gedacht. Der weltgrößten Volkswirtschaft traut der IWF jetzt ein Plus von 2,7 Prozent zu, das sind 0,5 Punkte mehr als bisher gedacht. Das teilte die Finanzorganisation heute in Washington mit.
In den USA zieht der Republikaner Trump am kommenden Montag wieder ins Weiße Haus ein. Es wird erwartet, dass er eine sehr unternehmensfreundliche Politik verfolgt, mit niedrigen Steuern und weniger staatlichen Vorschriften, um so das Wachstum weiter anzukurbeln.
Kaum Wachstum in Deutschland
Ein ganz anderes Bild malen die Experten für Deutschland. Nach zwei Rezessionsjahren 2023 und 2024 dürfte die hiesige Wirtschaft lediglich um 0,3 Prozent zulegen. Damit wurde die bisherige Schätzung um 0,5 Punkte nach unten korrigiert. Der IWF nennt für Deutschland damit im laufenden Jahr erneut das schwächste Wachstum unter den führenden westlichen G7-Industriestaaten. Als Gründe werden die Schwäche der Industrie und hohe Energiepreise genannt, sie bremsen die wirtschaftliche Erholung.
Deutschland bleibt auch innerhalb Europas abgeschlagen. Vor allem Spanien wächst wesentlich stärker, aber auch Frankreich und Italien liegen vorne. Die Bundesrepublik steckt zudem mitten im Wahlkampf und dürfte erst im Frühjahr eine neue Regierung haben. Diese muss dann eine Antwort auf die aktuelle Wirtschaftsschwäche finden.
Die Eurozone insgesamt dürfte der neuen Prognose zufolge 2025 und 2026 um 1,0 und dann um 1,4 Prozent zulegen, langsamer als bisher vom IWF erwartet. Die Experten verwiesen dabei unter anderem darauf, dass die Gaspreise in Europa etwa fünf Mal so hoch seien wie in den USA.
Aber auch mögliche Handelskonflikte, die durch die angekündigte Zoll-Politik Trumps entstehen könnten, würden Deutschland und die Eurozone zu spüren bekommen. Und auch weltweit dürfte sich das auswirken: Der IWF korrigierte deswegen seine Schätzungen zum internationalen Handelsvolumen etwas nach unten. Die Zuwächse dürften 2025 und 2026 bei 3,2 beziehungsweise 3,3 Prozent liegen.
Inflation dürfte weltweit sinken
Insgesamt habe sich wenig geändert auf globaler Ebene, zwischen den Staaten verschiebe sich aber viel, sagte IWF-Chefvolkswirt Pierre-Olivier Gourinchas. Die zunehmende Spaltung sei ein Risiko. Es gebe zudem große Unsicherheiten mit Blick auf die Finanz- und Handelspolitik sowie politische Spannungen.
Die gute Nachricht für die Weltwirtschaft ist die sinkende Inflation, Folge der gestiegenen Zinsen. Weltweit wird dieses Jahr noch mit einer Teuerungsrate von 4,2 Prozent gerechnet, nächstes Jahr sollten es dann 3,5 Prozent sein. Das werde den Notenbanken eine Lockerung der Geldpolitik erlauben, so Gourinchas.
Allerdings gibt es auch hier riesige Unterschiede. Während die Inflation in Industriestaaten nahe zwei Prozent - dem optimalen Wert für viele Volkswirtschaften - liegen dürfte, kämpfen Schwellen- und Entwicklungsländer noch mit höheren Werten, was zu mehr Armut führen kann. Ein starker Dollar könne zudem Kapital aus Schwellenländern abziehen, warnte der IWF.
China und Indien sind Wachstumstreiber
Wachstumstreiber weltweit bleiben auch im kommenden Jahr neben den USA China und Indien. In der Volksrepublik dürfte die Wirtschaft 2025 und 2026 um 4,6 und 4,5 Prozent wachsen. 2024 legte die chinesische Wirtschaft um 5,0 Prozent zu. Zwischenzeitlich wurde eine viel stärkere Abkühlung befürchtet. Die höchsten Wachstumsraten der großen Länder in den nächsten beiden Jahren weist weiterhin Indien auf mit jeweils 6,5 Prozent. Das wäre das gleiche Tempo wie 2024.
Das Wachstum in Russland, das sich 2024 auf 3,8 Prozent summiert haben dürfte, wird sich laut IWF auf 1,4 und dann 1,2 Prozent in den nächsten beiden Jahren abschwächen. Experten hatten die bislang guten Werte vor allem als Effekt der umfangreichen Mittel gewertet, die in den Rüstungsbereich geflossen sind, um den Krieg gegen die Ukraine zu finanzieren. Mit der Zeit sollten sich die Sanktionen gegen Russland aber stärker auswirken.