Weltraum Wie Musk und Trump die Raumfahrt beeinflussen könnten
Der designierte US-Präsident Trump und SpaceX-Gründer Musk dürften die US-Raumfahrt verändern. Unklar ist noch, welche Weichen sie stellen. Ein Ausblick.
Donald Trump muss Elon Musk wohl dankbar sein. Der Milliardär hat den designierten US-Präsidenten in den letzten Monaten des Wahlkampfs massiv unterstützt, mit viel Geld und Postings auf seiner Plattform X.
Und dann gab es noch den "Starship"-Raketencoup im Oktober. Beim fünften Testflug des Raketensystems kehrte die erste Raketenstufe erstmals zur Startrampe zurück und wurde von den "Stäbchen"-Armen des Turms aufgefangen. Eine technische Pionier- und Meisterleistung. Das Dröhnen der Triebwerke, der Jubel der Zuschauer lieferten den Soundtrack für Trumps Slogan "Make America Great Again". Minutenlang sprach Trump in seiner Rede nach dem Wahlsieg über Elon Musk, seinen "Starship"-Erfolg und einen Anruf bei seinem neuen Freund:
Ich sagte Elon: Warst du das? Und er sagte: Ja, das war ich. Und ich sagte: Wer sonst kann das tun? Kann Russland das machen? Nein. Kann China es tun? Nein. Können die Vereinigten Staaten es tun, außer dir? Nein. Niemand kann das tun. Deshalb liebe ich dich, Elon. Das ist großartig.
Die Botschaft ist klar: Mit Musk am Start im Team Trump sind die USA erfolgreich.
Die Personalie Jared Isaacman
Jetzt nach der Wahl kommt für Musk sein Return on Investment: Trump will den Unternehmer und Weltraumtouristen Jared Isaacman zum neuen NASA-Chef machen. Eine Personalwahl, die beim ersten Hören überraschte, aber in Trumps Denken viel Sinn ergibt. Isaacman ist ein Freund von Elon Musk, Raumfahrtenthusiast und kommt aus der Privatwirtschaft. Doch wie geeignet ist er, um eine Bundesbehörde wie die NASA zu führen?
"Isaacman hat keine Erfahrung und kennt die komplizierten Prozesse bei der NASA und im Kongress nicht", sagt Raumfahrtexperte Paolo Ferri, der viele Jahre für die Europäische Weltraumagentur (ESA) gearbeitet hat. "Musk wird ihn sicherlich beeinflussen. Isaacman wird viel Zeit brauchen, um zu lernen, wie man sich in der Raumfahrtpolitik und Industrie bewegt."
Wer wird beim Trio Trump, Musk und Isaacman nach wessen Pfeife tanzen? Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die US-Raumfahrtpolitik neu ausgerichtet wird: mehr kommerzielle und vor allem astronautische Missionen. "Weder Musk noch Isaacman haben bislang irgendein Interesse an Raumsonden, Rovern oder Roboter gezeigt - kurz gesagt an Missionen, die das äußere Sonnensystem mit den Planeten Uranus, Neptun, Jupiter und Saturn zum Ziel haben", sagt Uwe Gradwohl, Leiter der Wissenschaftsredaktion des SWR. "Sie möchten mit Menschen ins All, zum Mond und zum Mars."
Deshalb könnte es Umschichtungen im NASA-Etat geben und in der Folge entsprechende Proteste von Forschenden, die seit vielen Jahre Missionen ins äußere Sonnensystem planen und diese jetzt gefährdet sehen.
Zurück zum Mond
Es ist sehr wahrscheinlich, dass Trump an den Artemis-Missionen zurück zum Mond festhält. Trump will als der US-Präsident in die Geschichte einzugehen, in dessen Amtszeit die erste Frau und die erste Person of Color den Mond betreten. Beim Mondprogramm befinden sich die USA im Wettlauf mit China.
"Die USA wollen zurück zum Mond, weil China das auch will und umgekehrt. Das ist ein geopolitisches Spiel", analysiert Experte Ferri. "Jeder will zuerst auf dem Mond landen, um die dominierende Großmacht zu sein, genau wie in den 1960er-Jahren zwischen den USA und der Sowjetunion."
Schon während seiner ersten Amtszeit hatte Trump der NASA Dampf gemacht und eine Mondlandung mit US-Astronautinnen und Astronauten für 2024 angekündigt. Damals ging Trump noch von seiner direkten Wiederwahl aus und hätte mit der Mondlandung seine zweite Amtszeit gekrönt. Seitdem sind die Artemis-Missionen mehrfach verschoben worden. Erst im Dezember hatte die NASA angekündigt, dass die Mondlandung nun 2027 stattfinden soll.
Ist man wirklich erst dann technisch bereit? Oder könnte Trump der teuren SLS-Rakete der NASA den Stecker ziehen und sie durch eine Musk-Rakete ersetzen? Paolo Ferri hält das für möglich: "Ich vermute, dass in diesem Klima von großen Veränderungen die NASA ein bisschen mehr Zeit gewinnen will, damit jetzt keine falschen Entscheidungen getroffen werden, die dann die nächste Administration ändern will."
Träume von einem multiplanetaren Leben
Neben der Frage, ob die NASA in Zukunft noch mehr Aufträge an SpaceX vergeben wird, werden die Mars-Pläne von Musk eine große Rolle spielen. Raumfahrtexperte Gradwohl hält es für unrealistisch, dass Musk noch in diesem Jahrzehnt mit Menschen zum Mars fliegt: "Das 'Starship'-Raumschiff von Musk kommt in der technischen Entwicklung voran, ist aber gegenüber den ursprünglichen Zeitplänen deutlich im Verzug."
Für die Mondlandung soll das Raumschiff als Landefähre eingesetzt werden - ob das wirklich funktioniere, sei aber noch nicht absehbar. "Ich bin sehr skeptisch, ob man so ein riesiges Projekt wie Menschen zum Mars zu bringen und ihnen dort einen mehrmonatigen Aufenthalt zu ermöglichen, in den nächsten Jahren schafft."
Musk träumt von einem multiplanetaren Leben, also einem Leben der Menschheit nicht nur auf der Erde. Vor einigen Monaten hatte er gepostet: "Multiplanetar zu werden ist entscheidend, um das langfristige Überleben der Menschheit und allen Lebens, wie wir es kennen, zu sichern."
Herunterspielen des Klimawandels
Aussagen wie diese, gekoppelt mit Trumps Herunterspielen des Klimawandels, werfen die Frage auf, wieviel Geld die NASA in Zukunft ausgeben wird, um die Erde zu beobachten und den Klimawandel zu analysieren.
In seiner Rede nach dem Wahlsieg ging Trump auf einen Hurrikan ein, der im Südosten der USA gewütet hatte. Er sei von Bewohnern von North Carolina gebeten worden, mit Musk zu sprechen, ob der sein Starlink-System zur Verfügung stellen könne. Also habe er bei Musk angerufen:
Ich sagte Elon: Du hast etwas namens Starlink. Ist das richtig? Was zum Teufel ist das? Er sagte, es ist ein Kommunikationssystem, das sehr gut ist.
Musk habe mit der Bereitstellung von Starlink viele Leben gerettet, sagte Trump weiter und lobte Musk: "Er ist ein Supergenie, wir müssen unsere Genies schützen, wir haben nicht viele davon."
Mit keinem Wort ging Trump auf den Klimawandel und die steigende Anzahl an außergewöhnlich starken Hurricans ein. Das passt zu Musks Plänen, den Mars bewohnbar zu machen - als Ausweg, wenn die Erde abgewirtschaftet ist.