Handtasche von Louis Vuitton.

LVMH-Werk in Texas US-Fabrik bereitet dem Luxuskonzern Probleme

Stand: 11.04.2025 15:25 Uhr

Eine Fabrik für Luxushandtaschen in Texas sollte für den LVMH-Konzern die Expansion in die USA erleichtern. Doch der Standort kämpft mit Schwierigkeiten. Es mangelt etwa an qualifizierten Fachkräften.

Vor sechs Jahren wurde die Fabrik des französischen Luxuskonzerns LVMH in Texas eröffnet, für die Produktion von Louis-Vuitton-Designerhandtaschen. Mit dem Standorte wollte man damals die Expansion in die USA erleichtern. Doch hinter den Kulissen kämpft der Standort bis heute mit erheblichen Problemen.

Wie elf ehemalige Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Reuters berichteten, zählt das Werk im ländlichen Alvarado zu den weltweit leistungsschwächsten Standorten. In internen Ranglisten schneidet es deutlich schlechter ab als andere Produktionsstätten, wie drei frühere Beschäftigte und eine hochrangige Branchenquelle sagen. "Der Produktionsanlauf war schwieriger als erwartet, das stimmt", räumt Ludovic Pauchard, Produktionsleiter von Louis Vuitton, ein.

Schwierigkeiten beim Umgehen von Zöllen

Die Schwierigkeiten - die bisher nicht öffentlich bekannt waren - verdeutlichen die Herausforderungen für den Luxuskonzern beim Aufbau einer Produktion in den USA, um Zölle zu umgehen. Vor allem der Mangel an erfahrenen Lederarbeitern macht dem Unternehmen zu schaffen. So hat es laut einem Insider Jahre gedauert, bis die Herstellung der klassischen Louis-Vuitton-Schultertasche anlief. Fehler beim Zuschnitt und Zusammenfügen hätten dazu geführt, dass bis zu 40 Prozent der Lederhäute unbrauchbar waren - etwa doppelt so viel wie branchenüblich.

Nach Angaben eines ehemaligen Produktionsleiters nutzte Louis Vuitton das Werk in Texas hauptsächlich für weniger anspruchsvolle Handtaschenmodelle und fertigte seine teuersten Produkte anderswo. LVMH wollte sich nicht dazu äußern, welche Modelle vollständig oder teilweise in Texas entstehen.

Eine andere ehemalige Lederarbeiterin berichtet, sie habe mit einer heißen Nadel versucht, Material zu "schmelzen", um so Löcher oder andere Unvollkommenheiten in Nähten zu kaschieren. Produktionsleiter Pauchard bestätigt frühere Qualitätsprobleme, betont jedoch, diese seien auf einen Manager zurückzuführen, der nicht mehr für das Unternehmen tätig sei. "Jede Tasche, die diese Fabrik verlässt, muss ein Louis-Vuitton-Produkt sein - wir stellen sicher, dass sie exakt dieselbe Qualität hat", sagt er.

Mitarbeiter nicht qualifiziert genug?

Strenge Qualitäts- und Produktionsvorgaben führten laut Insidern dazu, dass Beschäftigte, die nicht fachgerecht arbeiteten, den Job wechseln mussten. "Wir standen unter großem Druck, die täglichen Ziele zu erreichen", sagt eine frühere Beschäftigte.

Damien Verbrigghe, internationaler Fertigungschef von Louis Vuitton, bestätigte gegenüber Reuters zudem, dass einige Beschäftigte wegen der strengen Anforderungen den Arbeitsplatz gewechselt oder das Werk verlassen hätten. "Manche haben sich entschieden, uns zu verlassen, weil es tatsächlich ein Job ist, der viel Know-how erfordert." Das Training dauere sechs Wochen und entspreche dem Standard aller Louis-Vuitton-Werkstätten, erklärt er. Drei frühere Beschäftigte sagten hingegen, sie hätten nur zwei bis fünf Wochen Schulung erhalten.

Für die Ansiedlung der Fabrik in Texas erhielt LVMH umfassende Steuervergünstigungen, darunter eine zehnjährige Reduzierung der Grundsteuer um 75 Prozent. In einer Bewerbung für die Subventionen hatte LVMH angekündigt, in den ersten fünf Jahren 500 Arbeitsplätze zu schaffen. Doch laut Verbrigghe lag die Zahl der Beschäftigten im Februar 2025 bei weniger als 300.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten die tagesthemen am 08. April 2025 um 22:15 Uhr.