
19 Millionen Verträge Für wen lohnt sich die Zahnzusatzversicherung?
Die Zahnzusatzversicherung zählt zu den beliebtesten privaten Gesundheitsabsicherungen in Deutschland. Aber lohnt sie sich eigentlich - und worauf sollte man achten?
Rund 19 Millionen Menschen in Deutschland haben laut dem Verband der Privaten Krankenversicherung eine private Zahnzusatzversicherung, was sie zur beliebtesten Krankenzusatzversicherung im Land macht.
Dass die Zahnzusatz so verbreitet ist, liegt auch daran, dass die gesetzliche Krankenkasse grundsätzlich nur die Regelversorgung beim Zahnarzt übernimmt. Alles, was darüber hinausgeht, muss teilweise oder sogar komplett selbst gezahlt werden. Das betrifft unter anderem hochwertigere Zahnfüllungen, die professionelle Zahnreinigung und vor allem den Zahnersatz.
Und gerade der kann teuer werden. Zum Zahnersatz zählen Brücken, Implantate oder hochwertige Zahnfüllungen. Je nach Behandlungsumfang und Material kann das einige Tausend Euro ausmachen.

Den Podcast "Gold & Asche: Projekt Versicherung" gibt es ab dem 9. April 2025 wöchentlich in der ARD-Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt.
Folge 1: Sozialversicherungen - Grundlagen und Grenzen (9. April)
Folge 2: Gesetzliche vs. private Krankenversicherung (9. April)
Folge 3: Haftpflicht, Kfz & Haustier - Was ist Pflicht, was ist sinnvoll? (16. April)
Folge 4: Die Berufsunfähigkeitsversicherung und ihre Alternativen (23. April)
Folge 5: Die Familie richtig absichern (30. April)
Folge 6: Wohnen & Wetterrisiken - Schutz für das eigene Zuhause (7. Mai)
Folge 7: Gesundheitskosten absichern - von Zahnzusatz bis Krankentagegeld (14. Mai)
Folge 8: Gut abgesichert streiten und reisen (21. Mai)
Bonusfolge: Wenn der Versicherer nicht zahlt - Risiken vermeiden, Rechte nutzen (offen)
Kosten für Zahnersatz
Es lässt sich nicht pauschal beziffern, was ein Implantat im Detail kostet, da der Preis von verschiedenen Faktoren wie dem Aufwand oder der Position im Kiefer abhängt. Einige Schätzungen gehen pro implantiertem Ersatzzahn von mindestens 2.000 Euro aus - knapp 1.000 Euro für das Implantat selbst und weitere 1.000 Euro für die darauf gesetzte Krone.
Eine Zahnbrücke ist in der Regel günstiger: Die Kosten können je nach Material und Aufwand dennoch ebenfalls auf mehr als 2.000 Euro steigen.
Nur 60 Prozent der Regelleistung werden übernommen
Gesetzlich Versicherte erhalten ohne Bonusheft, mit dem man seine Kontrollen beim Zahnarzt nachweist, 60 Prozent der Regelversorgung für den Zahnersatz von der gesetzlichen Krankenkasse. Wer regelmäßig zum Zahnarzt geht und ein lückenlos geführtes Bonusheft über einen Zeitraum von zehn Jahren vorlegt, bekommt zum Beispiel bis zu 75 Prozent der Regelversorgung. In Härtefällen kann die Krankenkasse sogar einen Zuschuss von 100 Prozent zahlen.
Der Festzuschuss kann dann für den Zahnersatz zum Beispiel rund 500 Euro betragen - unabhängig davon, ob die Zahnlücke durch eine günstigere Brücke oder ein teureres Implantat samt Krone geschlossen wird. Für das Implantat übernimmt die gesetzliche Krankenkasse nicht einmal die Regelversorgung, da es sich um keine Leistung der gesetzlichen Krankenkasse handelt. Das heißt: Die restlichen Kosten trägt der Patient. Warum wird gerade im Zahnbereich so wenig von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen?
Christian Monke von der Ratingagentur für Versicherungen Franke & Bornberg erklärt, dass im Zahnbereich einerseits vorausgesetzt werde, dass man eine gute Vorsorge treffen kann, wenn man seine Zähne regelmäßig und gut reinige. "Auf der anderen Seite sind natürlich die Behandlungskosten gestiegen. Das fällt dann zusammen, sodass ich als gesetzlich Versicherter eine große Lücke habe, wenn ich mal wirklich eine Behandlung in Anspruch nehmen muss."
Befunde | Festzuschuss, je Zahn | |||
---|---|---|---|---|
60% (ohne Bonus) | 70% (Bonus I) | 75% (Bonus II) | 100% (Härtefall) | |
Erhaltungswürdiger Zahn mit weitgehender Zerstörung der klinischen Krone | 229,25€ | 267,46€ | 286,57€ | 382,09€ |
Erhaltungswürdiger Zahn mit großen Substanzdefekten | 262,97€ | 306,80€ | 328,72€ | 438,29€ |
Erhaltungswürdiger Zahn mit weitgehender Zerstörung der klinischen Krone im Verblendbereich | 78,26€ | 91,31€ | 97,83€ | 130,44€ |
Endodontisch behandelter Zahn mit Notwendigkeit eines konfektionierten metallischen Stiftaufbaus | 47,83€ | 55,80€ | 59,78€ | 79,71€ |
Endodontisch behandelter Zahn mit Notwendigkeit eines gegossenen metallischen Stiftaufbaus | 144,07€ | 168,08€ | 180,08€ | 240,11€ |
Quelle: Kassenärztliche Bundesvereinigung, Stand 01.01.2025 |
Kosten für Zahnersatz und Reinigung
Eine Zahnzusatzversicherung kann die Leistungen der Krankenkasse deutlich aufstocken - je nach Tarif auf bis zu 100 Prozent. Wer zum Beispiel Kosten von 2.000 Euro für den Zahnersatz hat und nur einen Festzuschuss von 500 Euro von der gesetzlichen Krankenkasse erhält, muss die verbleibenden rund 1.500 Euro aus eigener Tasche zahlen. Wenn die Zahnzusatzversicherung aber 90 bis 100 Prozent des Eigenanteils übernimmt, können sich die eigenen Kosten je nach Tarif von 1.500 auf 150 Euro oder sogar null Euro reduzieren.
Zusätzlich übernehmen viele Zahnzusatzversicherungen auch die Kosten für professionelle Zahnreinigungen. Aber nicht nur die: Denn auch gesetzliche Krankenkassen zahlen einen Teil der Reinigungskosten. Nur dafür braucht es eine Zusatzabsicherung also nicht - zumal die Versicherung auch relativ teuer ist.
Zur groben Orientierung: Laut dem Geldratgeber Finanztip liegen die Kosten für eine gute Zahnzusatzversicherung je nach Alter zwischen 20 und 40 Euro im Monat. Und in der Regel steigen die Beiträge im Laufe der Jahre an.
Nicht immer sinnvoll
Man müsse im Grunde wissen, was man bezahlen kann, sagt Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale NRW. Implantate können zwar teuer werden, man müsse aber auch ganz klar sagen: "Ich muss da jeden Monat einen Versicherungsbeitrag zahlen und mich fragen, ob ich das dauerhaft bezahlen kann." Es gebe daneben noch andere wichtige Komponenten, die man beachten sollte: Wie ist die eigene Zahngesundheit und wie achtet man auf seine Zähne?
Nicht in jedem Fall ist eine Zahnzusatzversicherung also sinnvoll. "Wenn ich mit der Kauleiste von der gesetzlichen Krankenkasse zufrieden bin und nicht allzu viel dazuzahlen muss, dann lohnt sich die Zahnzusatz nicht", so Weidenbach.
Wichtig zu wissen ist außerdem, dass der Versicherer nicht zahlt, wenn schon vor Vertragsabschluss eine Behandlung absehbar war. Steht also schon fest, dass ein neues Implantat benötigt wird, wird diese Leistung von einer neu abgeschlossenen Versicherung nicht übernommen.
Wartezeiten und Versicherungsgrenzen
Darüber hinaus kann es vorkommen, dass eine Versicherung einen Kunden ablehnt - wenn zum Beispiel schon mehrere Zähne fehlen. Alternativ können die Beiträge deutlich höher ausfallen, oder die fehlenden Zähne werden vom Versicherungsschutz ausgeschlossen.
Bei einigen Zahnzusatzversicherungen gibt es zudem Wartezeiten. Das heißt, dass man erst nach einer gewissen Zeit, zum Beispiel erst ein paar Monate nach Vertragsabschluss, Anspruch auf Leistungen hat. Es gibt aber auch Versicherungen ohne Wartezeit. Darauf sollte man achten, um unerwartete Kosten zu vermeiden.
In den ersten Jahren gibt es bei vielen Versicherern gewisse Versicherungsgrenzen. Im ersten Jahr werden dann vielleicht nur maximal 1.000 Euro erstattet, im zweiten Jahr 2.000 Euro und so weiter. Ab dem vierten oder fünften Jahr haben viele Versicherungen oft keine Höchstgrenze mehr.
Worauf achten?
Wer sich für eine solche zusätzliche Versicherung entscheidet, sollte darauf achten, dass eine Zahnzusatzversicherung einen hohen Anteil der Kosten für den kostspieligen Zahnersatz übernimmt. Eine 100-prozentige Kostenerstattung ist aber nicht immer sinnvoll, wenn dafür der Beitrag entsprechend stark steigt. Es lohnt sich deshalb, die Tarife sorgfältig zu vergleichen und nicht nur auf den Preis, sondern auch auf die Vertragsbedingungen zu achten.
Ein besonders niedriger Beitrag kann auch mit Nachteilen verbunden sein - zum Beispiel mit langen Wartezeiten oder sehr niedrigen Erstattungsbeiträgen am Anfang. Und sobald die Einschränkungen wegfallen, kann der Beitrag plötzlich deutlich steigen.
Eine Zahnzusatzversicherung könne sich gerade beim teuren Zahnersatz lohnen, fasst Matthias Beenken, Professor für Versicherungswirtschaft an der FH Dortmund, noch einmal zusammen. "Beim Zahnersatz ist die Krankenkasse gehalten, nur den medizinisch notwendigen, einfachsten Zahnersatz zu bezahlen - und den auch nicht vollständig." Wer bestimmte Vorstellungen habe beim Zahnersatz, also zum Beispiel teurere Materialien als die Regelversorgung vorsieht, der müsse dafür dann auch mehr zahlen.