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Familienunternehmen EBM-Papst "Wer exportiert, muss lokaler werden"
Das deutsche Familienunternehmen EBM-Papst verkauft weltweit Ventilatoren. Trump macht der Firma wenig Sorgen: Er beschleunige nur den Bau eines weiteren Werks in den USA.
Was im beschaulichen Örtchen Mulfingen nahe Heilbronn beim Weltmarktführer für Ventilatoren geplant wird, wirkt bis Indien und China. Lange vor Corona setze man hier schon auf eine "local for local"-Strategie: Ausländische Standorte von EBM-Papst sollen durch Zulieferer vor Ort unabhängiger von krisenanfälligen Lieferketten werden. Auch Handelskonflikten mit Zöllen will Geschäftsführer Klaus Geißdörfer so aus dem Weg gehen.
Das Umsatzziel von drei Milliarden plus bis 2029/2030 hält Geißdörfer nach wie vor für machbar - obwohl die letzte Bilanz mit einem Minus von 5,2 Prozent auf einen Gesamtumsatz von 2,4 Milliarden zum Vorjahr durchwachsen war. Langsam erhole man sich vom Wärmepumpen-Desaster, das stellenweise bis heute noch zur Kurzarbeit führte. Geißdörfer hält viele Probleme in Deutschland für hausgemacht: Alten Industrien werde Geld hinterher geschmissen, neue Technik kaum gefördert.
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Klaus Geißdörfer ist Geschäftsführer bei EBM-Papst. Er kritisiert die Industriepolitik in Deutschland.
Trump beschleunigt drittes US-Werk
Der Mittelständler lebt vom Export hauptsächlich in die Europäische Union. Der deutsche Markt macht mittlerweile kaum noch 20 Prozent aus. "Asien ist für uns nach wie vor ein sehr stark wachsender Markt, und auch die USA fangen jetzt wieder an, gut zu wachsen", sagt Geißdörfer.
In den USA hat EBM-Papst bereits seit 1980 ein Werk in Connecticut, ein zweites kam vor einigen Jahren in Tennessee hinzu. Ein drittes ist geplant. Der neue US-Präsident habe damit nichts zu tun. Aber: Momentan wird in Mulfingen über ein Sonderbudget nachgedacht, um das Projekt voranzubringen. Geißdörfer: "Trump wird es wahrscheinlich um ein, zwei Jahre beschleunigen".
Große Sorgen macht ihm der neue, alte US-Präsident nicht: Trump habe in seiner ersten Amtszeit die transatlantische Partnerschaft respektiert - auch wenn seine Worte sich manchmal anders anhören würden. Außerdem sei in den USA eine gewisse Stabilität und damit Planbarkeit durch die Administration vorhanden.
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Telford/Tennesse: Eröffnung des zweiten EBM-Papst-Werks in den USA im November 2022.
Unabhängig von Pandemien oder Präsidenten
Egal ob Regierungswechsel oder Pandemien: Das Exportunternehmen versucht, mit seiner "local for local"-Strategie eigene internationale Lieferketten zu stärken, so viel wie möglich vor Ort in den drei Kontinenten Europa, Asien und den USA zu entwickeln und zu produzieren. Derzeit werde schon in den USA 50 Prozent des US-Umsatzes aus lokaler Produktion geliefert. Der Anteil soll sich phasenweise erhöhen. Durch Trumps Zoll-Androhungen werde man dies "sicherlich jetzt an der ein oder anderen Stelle ein bisschen beschleunigen", so Geißdörfer.
Kurzfristig könnte für EBM-Papst die Belieferung ihrer US-Werke teurer werden. Mittelfristig soll es aber durch eine sinkende Importquote "unkritischer" werden. "Local for local" ist in Wirtschaftskreisen umstritten. Kritiker bemängeln, dass sich durch diese Strategie nicht nur Produktionen, sondern auch Knowhow, Forschung und Gewinne ins Ausland verlagern und Deutschland dadurch immer ärmer werde.
Kühlung für die Cloud statt für Autos
Rund 13.000 Mitarbeiter produzieren und entwickeln bei EBM-Papst aktuell in elf Ländern Hard- und Software für Antriebe und Ventilatoren. Die Autoindustrie (Ausnahme: Nutzfahrzeuge) und Haushaltsgerätehersteller (Ausnahme: Dunstabzugshauben) werden nicht mehr beliefert. Die Verträge laufen aus.
EBM-Papst konzentriert sich auf profitablere Branchen und Kunden: Die riesigen Datenspeicher und Rechencenter auf allen Kontinenten brauchen Belüftung und Kühlung. Leise und energiesparende Ventilatoren werden in der Klima-, Heiz- und Medizintechnik benötigt - etwa in Beatmungsgeräten, Ladesäulen für E-Autos, Solar- und Windkraftanlagen, Wärmepumpen, Computer.
Europa muss mehr Wirtschaftsmacht bekommen
Der Chef von EBM-Papst wünscht sich eine stärkere europäische Regierung. Dafür sollten die Länder mehr Macht nach Brüssel abgeben, vor allem in Bezug auf Wirtschaft, Verteidigung und Außenpolitik: "Um von China, von den USA, von Russland wahrgenommen zu werden, müssen wir als Europa mit einer Stimme sprechen."
Außerdem fände Klaus Geißdörfer es gut, wenn mehr Wirtschaftsexperten in Deutschland in die Politik gehen würden. Erfahrene Manager könnten ihr Wissen einbringen - in Ämtern oder als Berater.