
Jahresbilanzen 2024 Exporte und Industrieproduktion schrumpfen
Unter anderem die sinkende Nachfrage aus China hat im vergangenen Jahr Deutschlands Exporte schrumpfen lassen. Aber nicht nur die Ausfuhren sind rückläufig, auch die Industrieproduktion ging deutlich zurück.
Deutschlands Export schwächelt. Im vergangenen Jahr wurden Waren "Made in Germany" im Gesamtwert von 1.559,7 Milliarden Euro ins Ausland geliefert. Das sind 1,0 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Das lag unter anderem an der sinkenden Nachfrage aus China.
Auch im Schlussquartal 2024 war der Export einer der Bremser für die in der Rezession feststeckende deutsche Wirtschaft: Die Warenausfuhren fielen "deutlich niedriger" aus als im Vorquartal, wie die Wiesbadener Statistiker jüngst feststellten.
Ähnlich sieht es bei der Industrieproduktion aus. 2024 sank sie dem Statistikamt zufolge um 4,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Dezember fiel sie sogar auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Corona-Pandemie. Die Automobilindustrie sowie die Produktion in der Maschinenwartung und -montage sank im Dezember durchschnittlich um zehn Prozent. Hingegen konnte die Pharmaindustrie gut elf Prozent zulegen.
Lichtblick beim Export im Dezember
Immerhin gab es für die Exporte im Dezember einen kleinen Lichtblick, hier zeigte der Trend überraschend nach oben: Im letzten Monat des Jahres wuchsen die Ausfuhren um 2,9 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Zum Jahresende hin legte den Angaben nach vor allem der Handel mit den anderen EU-Staaten zu. Gegenüber November 2024 stiegen die Exporte dorthin um 5,9 Prozent.
Der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) hatte mit Blick auf 2024 trotz solcher Lichtblicke zum Jahresende aber bereits zuvor von einem "verlorenen Jahr" für den deutschen Außenhandel gesprochen.
Großabnehmer USA
Der wichtigste Abnehmer deutscher Produkte waren die USA. Zwar sanken die Ausfuhren dorthin im Dezember um 3,5 Prozent, während zugleich die Importe um 3,0 Prozent stiegen. Über das Jahr 2024 gesehen stieg der deutsche Exportüberschuss im Handel mit den USA dennoch auf einen Rekordwert von 71,4 Milliarden Euro.
Die USA lösten damit erstmals seit 2016 wieder China als insgesamt wichtigsten Handelspartner Deutschlands ab. Das gesamte Handelsvolumen mit den USA stieg auf 255,4 Milliarden Euro.
Experten mahnen zur Vorsicht
Carsten Brzeski, Volkswirt bei der Bank ING, sieht die Gefahr weniger in den Auswirkungen auf die deutschen Exporte, als in der Gefahr, dass "Unternehmen ihre Produktion in die USA verlagern".
Sebastian Dullien vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung findet besonders besorgniserregend, dass zwei der zentralen Branchen des Verarbeitenden Gewerbes, der Maschinenbau und die Automobilindustrie, erneut Schwäche zeigten." Durch die Zoll-Ankündigungen von US-Präsident Donald Trump "droht der deutschen Industrie ein weiterer Rückschlag", fügte Dullien hinzu.
Trüber Ausblick
Auch für das laufende Jahr fällt die Prognose trüb aus: Rund 80 Prozent der Exporteure erwarteten laut BGA einen weiteren Mengen- und Umsatzrückgang 2025. Der Verband rechnet nach früheren Angaben mit einem Rückgang der Außenhandelsumsätze um 2,7 Prozent.
Wie das Münchner ifo-Institut bei einer Unternehmensumfrage herausfand, ist das Barometer für die Exporterwartungen der Industrie im Januar auf den tiefsten Stand seit einem Jahr gefallen. Danach rechnen die Industriebetriebe mit sinkenden Ausfuhren.
Ein Belastungsfaktor war der Machtwechsel im Weißen Haus: "Die potenziellen Zolldrohungen der neuen Trump-Regierung drücken die Stimmung", ergänzt ifo-Experte Klaus Wohlrabe.