
100 Jahre Heinz Nixdorf Der Computer-Pionier aus Paderborn
Heinz Nixdorf war einer der bedeutendsten Computer-Pioniere Europas. Der Unternehmer wäre heute 100 Jahre alt geworden. Zu seinem Jubiläum überrascht das IT-Museum in Paderborn mit viel Interaktion.
Beim Blick auf den alten Gameboy wird so mancher Besucher in Paderborn nostalgisch. Auf mehr als 6.000 Quadratmetern zeigt das Heinz Nixdorf Museumsforum die gesamte Geschichte der Informationstechnik. "Während die Eltern ihre ersten Taschenrechner, Homecomputer oder Videospiele entdecken, können sich die Jüngeren mit Robotern unterhalten oder erstmals ein Wählscheibentelefon bedienen", sagt Andreas Stolte vom Museumsforum. Das Haus lädt ein zum Abtauchen in die IT, von der Keilschrift bis zur modernen Robotik.
Der gesamte Rundgang durch das Museum ist als multimediale Zeitreise angelegt. Sie beginnt bei der Entstehung von Zahl und Schrift in Mesopotamien 3.000 v. Chr. und umfasst die Kulturgeschichte des Schreibens, Rechnens und Zeichnens. Schreib- und Rechenmaschinen sind ebenso ausgestellt wie Lochkartenanlagen, Bauteile der ersten Computer, mehr als 700 Taschenrechner und die ersten PC.
Beeindruckend im Museum ist die meterhohe Telefonvermittlung aus Hagen, bei der Anrufer und Angerufene noch mit klackernder Mechanik miteinander verbunden werden. Auch der legendäre C64 ist ausgestellt, bis heute der meistverkaufte Heimcomputer. Natürlich sind auch Produkte von Heinz Nixdorf zu sehen, wie die Nixdorf 820, ein Computer, häufig integriert in einen Bürotisch.

Ganz schön klobig und doch zu ihrer Zeit innovativ: Frühe Kassensysteme und PC.
Innovative Produkte gegen die Skepsis
"Heinz Nixdorf hat den Computer an den Arbeitsplatz gebracht. Er war der Pionier der dezentralen Datenverarbeitung, der kleine und mittelständische Unternehmen digitalisierte", sagt Andreas Stolte. "Nixdorf war sehr kundenorientiert und hat mit seinen innovativen Produkten und der schon in den 1970er-Jahren engen Verknüpfung von Hard- und Software die Skepsis der Unternehmen gegen die scheinbar komplizierte neue Technik beseitigt."
Ein Erfolgsmodell: Zeitweise wurden am Firmenstandort Paderborn mehr als 9.000 Mitarbeiter beschäftigt, als Nixdorf der viertgrößte Computerhersteller der Welt war. Groß wurde er mit Bürocomputern für die Datenverarbeitung. Später kamen Lösungen für Banken und Handel hinzu. Werke in Irland, Spanien, den USA und Singapur belieferten den Weltmarkt mit Datentechnik.
Als Heinz Nixdorf am 9. April 1925 in Paderborn geboren wurde, gab es noch lange keine Computer. Und als er 1952 mit 27 Jahren sein erstes Unternehmen gründete, war er einer der Ersten in Deutschland, der Elektronenrechner konstruierte.
Das Heinz Nixdorf Museumsforum in Ostwestfalen hält die Erinnerung an den Mann aufrecht, der die deutsche Computerlandschaft wie kein anderer bestimmt hatte: Im Schnitt kommen 120.000 Besucher im Jahr in die Ausstellung. "Wir haben einen neuen Bereich zum Quantencomputing eröffnet, eine Technologie, die bisher nur im Labor stattfindet, aber vielleicht bald unseren digitalen Alltag revolutioniert", sagt Andreas Stolte.
Versteckspiel mit Roboter
Das Museum will nicht nur IT-Interessierte oder ehemalige Mitarbeiter ansprechen. Wer will, kann mal wieder Pong und Pac Man spielen oder sich von den Robotern PETER und PETRA zu ausgewählten Ausstellungsbereichen führen lassen. Der kleine Roboter PETRA rollt ständig durch die Ausstellung. Besucher können mit dem Roboter auch Verstecken spielen. "Zählen Sie langsam bis 50. Viel Erfolg!", sagt dessen Stimme.
Ein anderer Roboter zeichnet ein persönliches Porträt der Besucher. Besonders anschaulich wird das Prinzip des Programmierens anhand eines Balletts von 49 Winkekatzen in einem großen Regal, die sich mit wenigen einfachen Befehlen in Bewegung setzen lassen. "Mit interaktiven Spielen öffnen wir den überarbeiteten Ausstellungsbereich für Familien, auch mit jüngeren Kindern. Spielerisch kann nachvollzogen werden, welche kleinteiligen Arbeiten geleistet wurden, vor allem bei der Herstellung von Platinen", sagt Christian Berg, Kurator und Biograf von Heinz Nixdorf. "Ergänzt wird die Ausstellung um ein Quiz im Stile der Fernsehsendung 1, 2 oder 3".

Einblicke in den Ausstellungsbereich - mehr als 2.000 Objekte sind im Museum ausgestellt.
Robotik-Schnupperkurse
Das Museum setzt auch auf pädagogische Angebote für Kinder mit Lego-Festen oder Schnupperkursen in Robotik oder Kryptologie. "Das Heinz Nixdorf Museumsforum ist nicht nur Computermuseum, sondern auch ein bedeutendes Veranstaltungszentrum. Hier kommen Forum und Museum zusammen, aktuelle Fragen der digitalen Gesellschaft werden in Ausstellungen und Veranstaltungen thematisiert", sagt Andreas Stolte.
Nixdorf war überzeugt, den Menschen mit dem Computer ein Werkzeug zur Gestaltung einer besseren Zukunft an die Hand zu geben. Aus dieser Überzeugung heraus entstand eine Idee, den Menschen die Entwicklungsgeschichte des Computers in einem Museum nahezubringen. Nixdorf selbst legte mit seiner Sammlung von mehr als 1.000 Objekten der Bürokommunikation den Grundstein dazu, mittlerweile werden mehr als 2.000 Objekte ausgestellt.