Donald Trump
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US-Handel unter Trump Zick-Zack-Zollpolitik

Stand: 04.02.2025 16:43 Uhr

Viele hatten gehofft, es möge nicht so schlimm werden - doch jetzt sind sie da: Trumps berüchtigte Zölle. Doch der US-Präsident wird mit seinem Erpressungskurs über kurz oder lang scheitern.

Ein Kommentar von Stefan Wolff, ARD-Finanzredaktion

"Es wird schon nicht so heftig kommen": Wochenlang hatte man an den Börsen mit diesem Satz Ruhe und Zuversicht verbreitet und die Kursrally am Laufen gehalten. Die Ernüchterung erfolgte ebenso drastisch wie gründlich. US-Präsident Donald Trump löste mit Zöllen gegen China, Kanada und Mexiko ein Börsenbeben aus. "America First" ist vom Wahlkampf-Slogan zur Realität geworden. 

Dass das Weiße Haus die Maßnahmen gegen Mexiko und Kanada inzwischen wieder ausgesetzt hat, mag beruhigen. Die Nervosität aber bleibt. Denn hinter dem Zick-Zak-Kurs des US-amerikanischen Präsidenten steckt kühles Kalkül. Mexiko und Kanada haben sich die Atempause durch Zugeständnisse erkauft.

Schlicht und ergreifend Erpressung

Klar ist: Im Weißen Haus ist kein Geschäftsmann, kein Dealmaker zugange. Bei der Zollpolitik handelt es sich schlicht und ergreifend um Erpressung und um das Ausnutzen von Abhängigkeiten. Mehr als 80 Prozent der mexikanischen Exporte gehen in die USA. Kanada wickelt zwei Drittel seines Außenhandels mit dem Nachbarn im Süden ab. Die Abhängigkeiten bestehen aber auch umgekehrt. Die Autoindustrie In den USA hängt an den Zulieferungen aus Kanada und Mexiko.

Ausländische Unternehmen haben Nordamerika stets als einheitlichen Wirtschaftsraum wahrgenommen und ihre Standorte entsprechend ausgewählt - wie Volkswagen in Mexiko, wie Bosch, Continental und viele andere in Kanada. 

Trumps Idee des Wirtschaftens wird scheitern

Ein Trugschluss, wie sich nun herausstellt, da Trump getroffenen Absprachen und sogar Freihandelsabkommen wie der North American Free Trade Area - Nafta - keinerlei Bedeutung beimisst. Im Kern geht es ihm darum, möglichst viel Produktion in die USA zu ziehen und so ein geschlossenes Wirtschaftssystem zu schaffen, das aber gleichzeitig die Welt mit Waren und Gütern "made in USA" beliefert.

Das kann und wird nicht gut gehen. In einem ersten Schritt werden die Zölle Produkte aus dem Ausland stark verteuern. Die höheren Preise werden die Inflation anheizen, die als Konsequenz höheren Zinsen werden den Dollar verteuern. Und der teurere Dollar wird Produkte aus den USA im Ausland unattraktiver machen, weil sie dann weniger konkurrenzfähig wären. Hinzu kommen die Maßnahmen der anderen Länder, da auch sie in die Zollspirale einsteigen werden.

Die Welt kommt an den USA nicht vorbei

Was also tun? Die USA links liegen lassen? Europa betont stets, selbst ein starker Wirtschaftsraum zu sein. Handelsabkommen mit lateinamerikanischen und ostasiatischen Staaten können diese Position noch stärken. Doch am Ende kommt die Welt an den USA nicht vorbei. Das Land stellt 15 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung. Fast ein Drittel des weltweiten Konsums findet in den USA statt. Trump weiß das. 

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Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 04. Februar 2025 um 17:00 Uhr.