
Angriffswelle auf die Ukraine Russland bombardiert Energienetze und Gasförderung
Russland hat massiv die Energieinfrastruktur in der Ukraine attackiert. Offenbar konnte nur etwa die Hälfte der Geschosse abgewehrt werden. Der Angreifer wolle den Menschen Licht und Wärme nehmen, so der ukrainische Energieminister.
Die russische Armee hat in der vergangenen Nacht massive Raketen- und Drohnenangriffe auf Ziele in der Ukraine durchgeführt. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau wurden vor allem Anlagen der Gas- und Energieinfrastruktur angegriffen. Es seien luft-, see- und landgestützte Geschosse eingesetzt worden.
Mindestens zehn Menschen wurden nach ukrainischen Angaben verletzt. "Russland versucht, den einfachen Ukrainern zu schaden, indem es Energie- und Gasproduktionsanlagen angreift", schrieb Energieminister Herman Haluschtschenko bei Facebook. Ziel sei es, den Menschen Licht und Wärme zu nehmen und so den Bürgern den größten Schaden zuzufügen. Russland setze den "Winter als Waffe" ein, um die Moral der Zivilbevölkerung zu treffen, so Haluschtschenko.
Der private Energieversorger DTEK teilte mit, es gebe erhebliche Schäden an seinen Gasanlagen in der zentralen Region Poltawa. Dort sei die Produktion vorerst eingestellt worden. In der Hafenstadt Odessa lösten die Angriffe mehrere Brände aus.
Erstmals "Mirage"-Jets eingesetzt
Der ukrainischen Luftwaffe gelang es nach eigenen Angaben 34 russische Raketen und 100 Drohnen abzuschießen. Insgesamt habe Russland 58 Raketen und fast 200 Drohnen eingesetzt. Einige der Drohnen seien Täuschkörper gewesen, um die ukrainische Luftverteidigung zu übersättigen. Die russische Armee soll zuletzt vermehrt Drohnen gestartet haben, die ohne Sprengladung in den ukrainischen Luftraum flogen. Die Flugabwehr soll diese bekämpfen und für später anfliegende Raketen keine Munition mehr haben - so zumindest die russische Strategie.
Erstmals starteten aus Frankreich gelieferte "Mirage"-2000-Jets, um anfliegende Geschosse zu bekämpfen. Auch F-16-Kampfflugzeuge seien beteiligt gewesen, teilte die ukrainische Luftwaffe mit.

Erstmals starteten Mirage-2000-Jets, um die russischen Angriffe abzuwehren. (Archivbild)
Frankreich hatte die ersten "Mirage"-Flugzeuge nach Angaben von Verteidigungsminister Sébastien Lecornu im Februar an die Ukraine ausgeliefert. Zuvor waren ukrainische Piloten mehrere Monate lang in Frankreich ausgebildet worden.
Die ukrainische Armee verfügt nur über sehr wenige moderne Kampfflugzeuge. In Kombination mit dem Mangel an effektiver Luftverteidigung ist sie Angriffen russischer Kampfjets mit Gleitbomben nahezu schutzlos ausgeliefert. Und auch bei russischen Angriffen mit Raketen großer Reichweite erhofft sich die Armeeführung einen Effekt durch die westlichen Jets. Deren Stückzahl ist allerdings sehr begrenzt und am Boden sind sie selbst verwundbar gegen russische Attacken.
Der massive nächtliche Beschuss war die erste russische Angriffswelle seit dem Ende der Bereitstellung von US-Aufklärungsdaten. Dies erschwert die Verteidigung, weil anfliegende russische Flugzeuge, Marschflugkörper und ballistische Raketen erst später erkannt werden. Es ist aber unklar, ob dies zu größeren Schäden oder weniger Abschüssen führte. Vermutlich schweigt die ukrainische Führung auch dazu, um der russischen Armee keine Rückschlüsse zu erlauben.