Eine zerfledderte ukrainische Flagge weht in der Nähe eines abgebrannten Gebäudes.

Ausgesetzte Ukraine-Hilfen Ohne die USA geht es nicht

Stand: 06.03.2025 06:40 Uhr

Keine Militärhilfe, keine Geheimdienstinformationen: Die USA trennen die Ukraine vorerst von essenzieller Unterstützung. Beobachter fürchten erhebliche Einbußen beim Schutz der Zivilbevölkerung.

Von Rebecca Barth, ARD Kiew

Mehr als 20 Gebäude sind bei dem jüngsten russischen Drohnenangriff auf die Region Odessa zerstört worden. In der gleichnamigen Hafenstadt fiel die Strom- und Wärmeversorgung stundenlang aus. Die Flugabwehr war von dem massiven russischen Luftangriff offenbar überlastet, erzählt Anwohnerin Ella der Nachrichtenagentur Reuters: "Zu Beginn des Angriffskrieges haben sie noch mehr Drohnen abgeschossen. Natürlich hatten wir Angst, aber fühlten uns geschützt." Jetzt würden die Drohnen wie die Fliegen vom Himmel fallen. "Unser Haus wurde komplett zerstört. Eine Drohne hat es direkt getroffen."

Ella hatte Glück, sie hat überlebt. Doch in der Ukraine fürchten die Menschen nun, dass in Zukunft noch mehr Zivilistinnen und Zivilisten getötet werden. Die ausgesetzte US-Waffenhilfe wird sich laut Experten vor allem bei der Luftverteidigung bemerkbar machen. Jede Nacht greift Russland mit Drohnen und Raketen an. Diese Angriffe abzuwehren könnte immer schwieriger werden.

"Unsere Stadt leidet jetzt mehr, genauso wie das gesamte Land. Selbst zu Beginn des russischen Überfalls war es nicht so schlimm wie jetzt. Ganze Familien stehen jetzt auf der Straße", berichtet Ella.

Essenzielle US-Daten

Doch die schlechten Nachrichten reißen für die Ukraine nicht ab. Auch den Austausch von Geheimdienstinformationen sollen die USA eingestellt haben. Obwohl über das Ausmaß noch nicht viel bekannt ist und die ukrainische Führung schweigt, fürchten Beobachter erschwerte Bedingungen - auch beim Schutz der Zivilbevölkerung.

Denn die US-Daten werden unter anderem genutzt, um schnell und effektiv vor russischen Luftangriffen warnen zu können, erklärt Militäranalyst Hlib Woloskyj: "Viele Informationen über Russlands Absichten, über seine Kooperationen mit Iran oder Nordkorea, über den Start russischer Angriffsflugzeuge sowie die Unterstützung bei der Zielfindung auf russischem Gebiet - all das basiert auf den Informationen der US-Geheimdienste." Es sei unwahrscheinlich, dass das von europäischen Partnern kompensiert werden könne.

Arbeit an neuem Treffen auf Hochtouren

Ohne die USA geht es nicht, das hat auch der ukrainische Präsident in der Vergangenheit immer wieder betont. Jetzt muss es aber offenbar doch ohne gehen. Nur wie, das kann zum jetzigen Zeitpunkt so genau niemand in der Ukraine beantworten.

Wolodymyr Selenskyj will erneut einen Schritt auf die US-Regierung zu machen: "Jeder kann sehen, wie schnell sich die diplomatischen Ereignisse entwickeln. Heute haben unsere Teams - die der Ukraine und der USA - begonnen, an einem Treffen zu arbeiten." Der Leiter des ukrainischen Präsidialamts, Andriy Yermak, und der Sicherheitsberater des US-Präsidenten, Michael Waltz, hätten miteinander gesprochen und es gebe eine positive Entwicklung. "Wir hoffen auf erste Ergebnisse in der nächsten Woche."

Noch einmal will man sich treffen, um Aussöhnung zu schaffen - und Donald Trump davon abzubringen, die Ukraine noch weiter unter Druck zu setzen. Viele Menschen im Land sind wütend und fühlen sich erpresst vom einst wichtigsten Partner.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 06. März 2025 um 09:00 Uhr.