An der Grenze zwischen Polen und Belarus bei Dąbrówka stehen Panzersperren.
Europamagazin

Polens Ostgrenze wird gesichert Schutz dank Panzersperren und Minenstreifen?

Stand: 12.04.2025 16:55 Uhr

Mit großem Aufwand will Polen seine Grenze zu Russland und Belarus verstärken. Polen will mit dem "Ostschild" Russland einen etwaigen Angriff möglichst schwer machen. Wie kommt der Bau voran?

Barbara Jażwińska verschwindet fast zwischen den "Igeln". So nennt sie die riesigen, zwei Tonnen schweren Panzersperren aus Beton. Drei Füße auf dem Boden, einer in der Luft, davon drei Reihen nebeneinander. Und dazwischen Frau Hauptmann Jażwinska vom polnischen Militär.

Dieser "Ostschild" verlangsame die Aktion des Gegners, sagt sie: "Wir sehen hier als erste Befestigung einen Panzerabwehrgraben, außerdem einen Wall, der dem Gegner die Mobilität erschwert. Selbst ein rasendes Fahrzeug hat es schwer, diesen Hang zu erklimmen."

Hinter den Panzersperren liegt ein mehr als hundert Meter breiter Streifen. Hier soll im Ernstfall vermint werden. Gerade erst ist Polen dafür aus dem Ottawa-Abkommen zur Ächtung von Landminen ausgestiegen. Dann folgt eine zweite Dreierreihe Betonigel.

Dahinter seien Beobachtungsposten geplant, erläuert Jażwinska weiter, sowie Schutzräume für Soldaten vor Angriffen selbst von Drohnen und für Aufbewahrung von Ausrüstung.

Die Bedrohung aus dem Osten

Das Tarcza Wschód, den "östlichen Schild", hatte Polens Verteidigungsminister Władysław Kosniak-Kamysz vor knapp einem Jahr angekündigt. Umgerechnet rund 2,3 Milliarden Euro soll die militärische Befestigung der Grenze zu Belarus und der russischen Oblast Kaliningrad auf 400 Kilometer Länge kosten.

Auf den restlichen rund 200 Kilometern sollen natürliche Hindernisse das russische Militär aufhalten - denn um das geht es. Die größte Bedrohung für Polen, hatte Kosiniak-Kamysz vergangenes Jahr erklärt, komme aus dem Osten.

Und während sich die Militärführung bedeckt hält, warnt der frühere stellvertretende Generalstabschef der polnischen Armee, General Leon Komornicki, Russland könne schon im Herbst aktiv werden.

Sollte es keine Frieden in der Ukraine geben, werde Russland seine Aggressionen nicht beenden. "Und wohin rollt dann die russische Walze? Zuerst in die baltischen Staaten." Russland könne dafür die Zapad-Militärübung nutzen, die im Herbst zusammen mit der belarusischen Armee stattfinden soll. Dafür laufe schon die Mobilisierung.

Ein schmaler Landstrich könnte zum Testfall werden

Falls tatsächlich etwas passiert, so Komornicki, dann an der sogenannten Suwałki-Lücke, der nur knapp 70 Kilometer schmalen Landbrücke zwischen den NATO-Staaten Polen und Litauen. Im Westen Russland, im Süden Belarus. Wenn Moskau das NATO-Beistandsversprechen testen möchte und wenn Russlands Präsident Wladimir Putin US-Präsident Donald Trump auf die Probe stellen möchte, dann vermutlich hier.

Und auch Frau Hauptmann Jażwińskas Führung durch die mächtigen Panzersperren kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass dann der polnische "Ostschild" zunächst nicht viel helfen wird. Der erste, fast fertige Abschnitt an der Grenze zu Kaliningrad ist gerade mal zwei Kilometer lang. Noch könnten Angreifer einfach um ihn herumfahren.

Diese und weitere Reportagen sehen Sie im Europamagazin - am Sonntag um 12.45 Uhr im Ersten.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 10. April 2025 um 05:26 Uhr.