Weltnichtrauchertag Einstiegsdroge E-Zigarette
E-Zigaretten werden gerade bei Kindern und Jugendlichen immer beliebter. Die Vermarktung der Produkte spricht gezielt junge Menschen an, aber Gesundheitsexperten warnen.
Im Fokus des diesjährigen Weltnichtrauchertags am 31. Mai steht der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor der Tabakindustrie. Gesundheitsexperten betrachten gerade E-Zigaretten - auch Vapes genannt - als gefährlichen Trend. Mit ihren bunten Verpackungen und süßen Geschmacksrichtungen wie Erdbeere, Bubblegum oder Apfelstrudel mit Streusel sprechen sie gezielt junge Menschen an.
E-Zigaretten begünstigen Nikotinsucht bei Kindern und Jugendlichen
Laut Deutscher Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) hat sich bei den 14- bis 17-Jährigen von 2020 bis 2021 die Zahl der Konsumentinnen und Konsumenten von E-Zigaretten verfünffacht. 37,5 Prozent dieser Altersgruppe, also mehr als jeder und jede Dritte, hat 2023 schon einmal E-Zigaretten konsumiert.
Das Problem: "Für Kinder und Jugendliche ist die E-Zigarette mittlerweile die wichtigste Einstiegsdroge in die Nikotinsucht", erklärt Claudia Bauer-Kemény, Leiterin der Abteilung für Prävention und Entwöhnung der Thoraxklinik Heidelberg.
Aromastoffe in Vapes steigern das Suchtpotential
Die in den Vapes enthaltene Flüssigkeit - Liquid genannt - besteht aus dem gleichen Gemisch, das auch in Nebelmaschinen verwendet wird. Die wesentlichen Bestandteile sind Propylenglykol und Glycerin.
Dieser Mischung werden in den Vapes verschiedene Aromastoffe zugesetzt. Mehr als 16.000 Aromen sind laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Handel. Sie werden auch in der Lebensmittelindustrie verwendet und gelten dort generell als unbedenklich.
In den E-Zigaretten werden die Aromastoffe jedoch erhitzt und verdampft. Dadurch entstehen neue Substanzen, deren Wirkung auf die Atemwege noch unklar ist.
Hinzu kommt, dass der Dampf krebserregende Substanzen wie Formaldehyd und Acetaldehyd enthalten kann. Oft ist der Flüssigkeit in den E-Zigaretten auch Nikotin beigemischt.
Aromastoffe lassen Vapes unbedenklich wirken
Die Vapes werden gezielt für junge Menschen vermarktet, betont Reiner Hanewinkel, Mitverfasser eines Positionspapiers der DGP im Gespräch mit dem SWR. Die DGP fordert ein Verbot von Aromastoffen in E-Zigaretten.
"Durch die süßen Aromastoffe erwecken die Produkte den Eindruck, dass sie nicht schädlich sind", sagt Bauer-Kemény. Dabei seien es gerade die Aromen, die den Hustenreiz verminderten und so eine tiefere Inhalation ermöglichen.
Toxische Substanzen wie Nikotin würden so noch stärker aufgenommen. Auf diese Weise steigern die in den Vapes enthaltenen Aromen das Suchtpotenzial, wie aus einer Übersichtsanalyse wissenschaftlicher Studien vom Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung in Kiel (IFT-Nord) hervorgeht.
E-Zigaretten mit und ohne Nikotin potenziell schädlich
Das oft in E-Zigaretten enthaltene Nikotin gelangt schon nach wenigen Sekunden über die Blutbahn in das Gehirn und löst dort die Ausschüttung des Glückshormons Dopamin aus. Außerdem kann sich Nikotinkonsum im Jugendalter störend auf die Gehirnreifung, insbesondere das Gedächtnis und die Aufmerksamkeit auswirken, warnt die Heidelberger Expertin für Rauchentwöhnung, Bauer-Kemény.
Doch auch E-Zigaretten ohne Nikotin können sich auf die Blutgefäße und den Blutkreislauf auswirken, so der Berufsverband der Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte mit Verweis auf eine kürzlich durchgeführte Studie.
Um besonders Jugendliche auf die Risiken des Zigarettenkonsums aufmerksam zu machen, setzen Claudia Bauer-Kemény und ihr Team auf Prävention über die Kanäle der Heranwachsenden.
"Es gibt ein ganz großes Potenzial bei digitalen Spielanwendungen wie 'Serious Games'", erklärt die Medizinerin. Dabei handelt es sich um Spiele mit ernsthaftem Hintergrund. So könnten Kinder und Jugendliche mit Themen erreicht werden, für die sie in ihrer Alltagswelt eher wenig Aufmerksamkeit haben.
Die Heidelberger Thoraxklinik bietet zudem Sprechstunden zur Rauchentwöhnung an - für Jugendliche und für Erwachsene. Ein Ausstieg aus dem Rauchen sollte vorbereitet und gut geplant sein. So zeigt Bauer-Kemény in ihrer individuellen Beratung auf, wie der Rauchstopp schrittweise, aber langfristig gelingen kann.
E-Zigaretten zur Entwöhnung von Tabakzigaretten?
E-Zigaretten sind laut deutschen Leitlinien und WHO keine effektive Methode zur Rauchentwöhnung. Die Weltgesundheitsorganisation warnt sogar vor gegenteiligen Folgen und Schäden für die Gesundheit.
"Im Gegensatz zur Nikotinersatztherapie und den Medikamenten zur Unterstützung der Tabakentwöhnung werden E-Zigaretten von der Mehrheit der Ausstiegswilligen dauerhaft genutzt", erklärt Bauer-Kemény.
Das langfristige Einatmen des Dampfes aus E-Zigaretten berge Gesundheitsrisiken, deren Ausmaß noch nicht abschätzbar sei, so die Medizinerin.
Hinzu komme, dass der Umstieg von Tabakzigaretten auf E-Zigaretten mit einem erhöhten Rückfallrisiko einhergehe. Letztlich komme es immer wieder vor, dass Menschen beide Suchtmittel gleichzeitig nutzen.