Eine hustende Frau schaut auf ein Fieberthermometer.

Infektionsgeschehen Die Grippewelle hat begonnen

Stand: 17.01.2025 07:35 Uhr

Aktuell sind viele Menschen krank, vermehrt werden Influenza-Viren gefunden. Deshalb hat das Robert Koch-Institut den Beginn der Grippewelle nun offiziell bestätigt. Betroffen seien alle Altersgruppen.

Von Veronika Simon, SWR

Sie beginnt meist im Oktober und kann bis in den Mai hinein gehen: die Grippe-Saison. In dieser Zeit kursieren die meisten Influenza-Viren. Wenn man sich mit ihnen ansteckt, kann man an der "echten Grippe" erkranken. Plötzliches Fieber, Husten, Halsschmerzen und andere Erkältungssymptome können die Folge sein.

Wann beginnt die Grippewelle?

Die "offizielle" Grippewelle beginnt häufig im Januar. Die kalte Luft begünstigt die Ansteckung - die Grippeviren sind dann stabiler, möglicherweise sind die menschlichen Schleimhäute anfälliger und man verbringt mehr Zeit drinnen, lüftet weniger und hat so mehr Gelegenheiten sich gegenseitig anzustecken.

Um herauszufinden, wann genau die Grippewelle beginnt, untersucht das zuständige Robert Koch-Institut im sogenannten Nationalen Referenzzentrum Proben von Menschen, die mit Erkältungssymptomen in bestimmte Arztpraxen kommen - sie schauen, welche Erreger für die Symptome verantwortlich sind. Grob gesagt beginnt die Grippewelle, wenn in jeder fünften untersuchten Probe Influenza-Viren zu finden sind. 

Der aktuelle Wochenbericht der Arbeitsgemeinschaft Influenza des RKI zeigt jetzt: Für vergangene Woche seien bislang rund 11.070 laborbestätigte Fälle an das RKI übermittelt worden. Den Beginn datiert das Robert Koch-Institut rückblickend auf die Woche vom 30. Dezember. "Influenzaerkrankungen werden in allen Altersgruppen verzeichnet", heißt es im Bericht. Damit hat die Grippewelle offiziell begonnen und in den kommenden Wochen und Monaten ist es relativ wahrscheinlich, mit Influenza-Viren in Kontakt zu kommen.

Verlauf der Grippewelle nicht abzusehen

Wie stark eine Grippewelle in dieser Saison ausfallen wird, können auch Fachleute nicht vorhersagen. "Es gibt längere und kürzere Grippewellen", sagt die Pressesprecherin des RKI Susanne Glasmacher dem SWR. "Das muss man nehmen, wie es kommt."

In einigen Jahren sei es Anfang des Frühjahrs zu einer zweiten Grippewelle gekommen - beispielsweise im März 2023, so das RKI. Daher lohne es sich auch noch zu Beginn oder während der Grippesaison, eine Grippe-Impfung nachzuholen. Diese wird eigentlich im Zeitraum zwischen Mitte Oktober und Dezember empfohlen, da es bis zu zwei Wochen dauert, bis der Körper die komplette Schutzwirkung aufgebaut hat.

Menschen über 60 sollen sich schützen

Empfohlen wird eine jährliche Grippeimpfung von der Ständigen Impfkommission für alle Menschen über 60 Jahre, für Schwangere ab der 14. Schwangerschaftswoche, sowie für Menschen mit bestimmten chronischen Erkrankungen, Menschen, die in Alten- oder Pflegeheimen wohnen oder die entweder selbst ein erhöhtes Risiko haben sich anzustecken oder mit Menschen zusammenleben, für die eine Grippe-Erkrankung gefährlich werden könnte.

Wie wirksam die Grippe-Impfung vor einer Infektion schützt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zum einen reagiert das Immunsystem von älteren Menschen zum Teil nicht so effektiv auf eine Impfung - deshalb erhalten Menschen über 60 häufig Grippe-Impfstoffe mit Wirkverstärkern.

Außerdem gibt es bei der Entwicklung von Impfstoffen gegen Influenza-Viren eine Schwierigkeit: Die Erreger verändern sich schnell. Bereits im Frühling müssen die Gesundheitsbehörden entscheiden, welche Virenstämme bei der Impfstoffproduktion als Vorbild dienen sollen.

Veränderte Viren führen zu geringer Schutzwirkung

Wenn sich die Viren jedoch in der Zwischenzeit verändern, kann es sein, dass sie sich an wichtigen Stellen von der Vorlage, mit dem der Körper bei der Impfung immunisiert wird, unterscheidet.

Auch geimpfte Menschen können sich dann leicht anstecken. Das führte zum Beispiel in der Grippesaison 2014/ 2015 zu Problemen - die Wirksamkeit der Impfung wurde im Nachhinein in diesem Jahr auf unter 20 Prozent geschätzt

Wie gut der diesjährige Impfstoff zu den tatsächlich kursierenden Viren passt, kann man noch nicht abschätzen. Bisher gibt es in den Berichten zumindest keine Hinweise darauf, dass die Wirksamkeit reduziert wäre.

In normalen Jahren liegt diese bei bis zu 60 Prozent. Das sei nicht "die allerbeste Wirkung", sagt auch Susanne Glasmacher vom RKI. "Aber es ist die beste Impfung gegen die Grippe, die wir haben." Und da so viele Menschen pro Jahr an einer Grippe erkranken, würden auch bei einer recht geringen Wirksamkeit insgesamt viele Erkrankungen verhindert, so das RKI.

Impfquote gegen Grippe laut RKI zu gering

Außerdem schütze eine Grippe-Impfung auch davor, schwer zu erkranken, sollte man sich trotz Immunisierung anstecken. Das kann vor allem für Menschen mit Vorerkrankungen oder Ältere von Bedeutung sein: In der vergangenen Saison starben über 1.100 Menschen an der Grippe, in der Saison 2017/18 waren es über 25.000. In Jahren mit einer schwachen Welle starben hingegen nur einige hundert daran. 

Insgesamt sei die Impfquote gegen Influenza in Deutschland zu gering, erklärt Susanne Glasmacher: "Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt bei älteren Menschen über 65 zum Beispiel eine Impfquote von 75 Prozent. Und davon sind wir weit weg." Im Jahr 2022 haben sich in Deutschland nur etwa 43 Prozent der älteren Menschen gegen die Grippe impfen lassen, wobei die Impfquote in den östlichen Bundesländern höher war als im Westen, so das Statistische Bundesamt.

Neben der Impfung schützen laut Susanne Glasmacher auch bekannte Maßnahmen vor einer Ansteckung: Abstand halten zu Menschen, die Zeichen für eine Erkrankung zeigen, Hände waschen und das Tragen einer Maske, wenn man trotz Erkältungssymptomen unter Menschen geht.

Das helfe auch gegen Corona, RSV und andere Viren, die aktuell neben Influenza Hochsaison haben.