
Neue US-Zölle Die Welt sorgt sich um den Handel
Seit heute gelten neue US-Zölle gegen China, Kanada und Mexiko. Alle drei Länder kündigten Gegenmaßnahmen an. Weltweit wächst die Sorge vor einem Handelskrieg. Deutschland warnte vor einer Zollspirale, bei der es keine Gewinner gibt.
US-Präsident Donald Trump hat seine Drohung wahr gemacht und Einfuhren aus den Nachbarländern Kanada und Mexiko mit hohen Zöllen belegt. 25 Prozent Aufschlag werden seit heute auf Lieferungen der Freihandelspartner in die USA fällig, bei kanadischem Öl und Gas sind es zehn Prozent.
Auch bereits bestehende Zölle gegen China verdoppelte Trump von zehn auf 20 Prozent. Peking und Ottawa reagierten umgehend mit Gegenmaßnahmen. Die Aktienmärkte in Europa, den USA und Asien sackten angesichts der Eskalation ab.
Kanada erhebt ebenfalls hohe Zölle
Kanada, Mexiko und China sind die drei wichtigsten Handelspartner der USA. Die Wertschöpfungsketten insbesondere der drei nordamerikanischen Länder sind aufgrund ihres Freihandelsabkommens eng verwoben. Von den US-Zöllen sind Waren im Wert von 918 Milliarden Dollar betroffen. "Nichts rechtfertigt diese Maßnahme", kritisierte Kanadas Premierminister Justin Trudeau.
Er kündigte kurz vor Inkrafttreten der US-Zölle an, sein Land werde ebenfalls Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Waren aus den USA erheben. Den betroffenen Warenwert bezifferte er auf 155 Milliarden kanadische Dollar - etwa 102 Milliarden Euro.
"Sollten die US-Zölle nicht eingestellt werden, führen wir aktive und laufende Gespräche mit Provinzen und Territorien, um mehrere nichttarifäre Maßnahmen zu ergreifen", so Trudeau. Dies könnte mutmaßlich eine Einschränkung oder gar den Stopp von Öl-Exporten in die USA bedeuten - eine Maßnahme, die die Vereinigten Staaten hart treffen würde.
Mexiko plant auch nichttarifäre Maßnahmen
Auch Mexiko reagierte mit Gegenzöllen und weiteren Maßnahmen. "Wir haben beschlossen, mit tarifären und nichttarifären Maßnahmen zu reagieren", sagte Staatschefin Claudia Sheinbaum. Näheres werde sie am kommenden Sonntag mitteilen. Nichttarifäre Maßnahmen könnten etwa Einfuhrbeschränkungen oder Vorschriften für US-Unternehmen sein.
Am Vorgehen der USA übte Sheinbaum scharfe Kritik. "Wir betonen nachdrücklich, dass es kein Motiv, keinen Grund und keine Rechtfertigung für diese Entscheidung gibt." Trumps Zollpolitik werde sich "auf unsere Völker und Nationen auswirken".
China erhebt Zölle auf landwirtschaftliche US-Produkte
China reagierte mit Zöllen in Höhe von zehn bis 15 Prozent auf eine Reihe landwirtschaftlicher Produkte aus den USA. Washington untergrabe das "multilaterale System des Welthandels", erklärte das Finanzministerium in Peking. Das Außenministerium zeigte sich kämpferisch: China werde "bis zum bitteren Ende" kämpfen, sagte ein Sprecher.
Auch kündigte Peking an, weitere US-Unternehmen auf eine Liste unzuverlässiger Einheiten zu setzen, womit ihnen Einschränkungen oder vollständige Verbote für Geschäftsaktivitäten in China drohen. Zudem beschwerte sich China mittels des Streitschlichtungsmechanismus der Welthandelsorganisation (WTO) über die USA.
Analysten bewerteten die chinesische Reaktion jedoch als zurückhaltend. Die Gegenzölle betreffen laut Pinpoint Asset Management nur 14 Prozent aller nach China importierten US-Produkte. Peking scheine eine Eskalation zu scheuen, erklärte der Pinpoint-Analyst Zhiwei Wang.
Trump zielt besonders auch auf die EU ab
Trump drohte mit weiteren Aufschlägen, darunter Zölle auf eingeführte Agrarprodukte ab dem 2. April. Es ist noch unklar, wie hoch sie sein sollen und ob alle Agrarprodukte und alle Exportstaaten betroffen sein sollen. An die US-Landwirtschaft appellierte er, ihre Produktion für den heimischen Markt hochzufahren.
Um den 2. April herum sollen laut einer früheren Ankündigung Trumps auch die sogenannten reziproken US-Zölle in Kraft treten. Dies sind auf die einzelnen Staaten zugeschnittene Zölle, die in ihrer Höhe den Zöllen und anderen Belastungen entsprechen, die in dem jeweiligen Staat für gleiche Produkte aus den USA gelten.
Trump zielt besonders auch auf die EU ab. Der US-Präsident hatte bereits mit Zöllen gegen die europäische Autobranche gedroht. Sie könnten ab April greifen. Die für Handelspolitik zuständige EU-Kommission bezeichnete die Zölle gegen Kanada und Mexiko als Bedrohung für die "Stabilität der Wirtschaft auf beiden Seiten des Atlantiks". Der Welthandel werde dadurch gestört und unnötig Unsicherheit geschaffen.
Scharfe Kritik aus Deutschland
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck kritisierte die USA ungewöhnlich deutlich: "Wir laufen sehenden Auges in einen umfassenden Zollkonflikt hinein." Die US-Zölle seien unbegründet, so der Grünen-Politiker. "Das ist die Zollspirale, vor der ich seit den ersten Ankündigungen aus Washington gewarnt habe."
Es gebe keine Gewinner in einem solchen Handelskrieg. "Das Ergebnis ist mehr Unruhe auf den Märkten, mehr Inflation, höhere Preise, weniger Investitionssicherheit", ergänzte er.
Zölle gegen EU würden Deutschland hart treffen
Zunächst treffen die verhängten Zölle Deutschland nur indirekt. Doch die angekündigten Stahl- und Aluminiumzölle sowie weitere, bereits von Trump angedrohte Zahlungen könnten die hiesige Industrie hart treffen.
Für die deutsche Automobilindustrie sind die höheren Zölle auf Importe aus Mexiko besonders schädlich, da sie vielfach Produktionsstandorte in Mexiko hat, sagte die Ökonomin Samina Sultan vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln. "Autos und Autoteile überqueren teils mehrfach die Grenzen, bevor sie fertiggestellt sind. Diese Lieferketten stehen durch die Zollerhöhungen infrage."
Der Verband der Automobilindustrie VDA sieht eine erhebliche Belastung und negative Folgen für die Verbraucher - insbesondere in Nordamerika. Für Deutschland und Europa befürchtet der VDA Auswirkungen auf die hiesigen Arbeitsplätze, wenn Unternehmen die Märkte wegen Protektionismus und zunehmenden geopolitischen Spannungen immer lokaler bedienen müssten.
Handelskonflikt belastet Börsen
Die Unsicherheit sorgte bereits für Kurseinbrüche an den Börsen in den USA, Europa und Asien. "Die Börsen sind politisch getrieben wie lange nicht", kommentierte Analyst Thomas Altmann von QC Partners in Frankfurt am Main. "Und mit der Dominanz politischer Themen steigt die Volatilität an."
Die Frage ist, "ob Trump nicht zu viele Fronten auf einmal eröffnet und ob die US-Wirtschaft alles verkraften kann", erklärte Commerzbank-Analyst Michael Pfister.
Der deutsche Leitindex hatte noch am Montag ein Rekordhoch von mehr als 23.000 Punkten erreicht - nach den Zoll-Nachrichten aus Übersee kehrte allerdings Ernüchterung ein. Im frühen deutschen Handel sackte der Dax wieder unter die Rekordmarke. Auch das Eurozonen-Leitbarometer EuroStoxx 50 gab am Dienstag nach.
Trump begründet Zölle gegen Nachbarländer und China mit deren mangelndem Einsatz gegen Drogenschmuggel. Ein führender UN-Experte bezweifelte allerdings den Nutzen solcher Maßnahmen. "Der gesunde Menschenverstand würde sagen, dass Schmuggler immer ein Schlupfloch finden, egal was verhängt wird", sagte Jallal Toufiq, der Präsident des UN-Drogenkontrollrates INCB, in Wien. Zölle zielten auf den normalen Handel ab, und nicht auf den illegalen Schwarzmarkt.