Beginn der Berichtssaison US-Geldhäuser spüren die Bankenrettungen
Mit der Veröffentlichung der Quartalszahlen der vier größten US-Banken hat die Berichtssaison begonnen. Die Geldhäuser litten zuletzt vor allem unter den hohen Zahlungen an den Einlagensicherungsfonds.
In den USA hat die Berichtssaison begonnen. Los ging es am Nachmittag noch vor Wall-Street-Eröffnung mit den vier größten US-Banken: JPMorgan, Wells Fargo, Bank of America und Citigroup öffneten als erste ihre Bücher.
JP Morgan fährt Rekordgewinn ein
Die größte US-Bank JP Morgan konnte im Gesamtjahr 2023 dank der hohen Zinsen in den USA einen Rekordgewinn einfahren. 2023 stieg der Gewinn im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 30 Prozent auf 49,6 Milliarden Dollar - auch, weil JP Morgan für Kredite deutlich höhere Zinsen verlangen konnte. Allein der Zinsüberschuss - die Differenz zwischen eingenommenen und gezahlten Zinsen - erreichte mit rund 89 Milliarden Dollar einen Höchstwert. Für 2024 rechnet Bankchef Jamie Dimon mit einem weiteren Anstieg auf etwa 90 Milliarden Dollar.
Die hohen Zahlungen an den US-Einlagensicherungsfonds trübten das Bild allerdings ein wenig und ließen den Gewinn im vierten Quartal sinken. Von Oktober bis Dezember sei der Nettogewinn auf 9,31 (Vorjahr: 11,01) Milliarden Dollar gefallen, teilte das Geldhaus heute vor Börsenstart in den USA mit. Die Erlöse stiegen um zwölf Prozent auf 38,57 Milliarden Dollar.
JPMorgan und andere US-Großbanken müssen den Löwenanteil von Zahlungen an den Einlagensicherungsfonds in einer Höhe von rund 16 Milliarden Dollar stemmen. Sie waren nach der Schieflage der Silicon Valley Bank und der Signature Bank fällig geworden sind. Allein im vierten Quartal 2023 zahlte JP Morgan rund drei Milliarden Dollar an den Sicherungsfonds.
Gewinn der Bank of America geschrumpft
Milliardenbelastungen durch Zahlungen an den Einlagensicherungsfonds haben auch den Gewinn der Bank of America im vierten Quartal deutlich geschmälert: Mehr als zwei Milliarden Dollar flossen dorthin ab. Der zweitgrößte Bankkonzern der USA erzielte im Schlussviertel des vergangenen Jahres auch deshalb nur einen Nettogewinn von 3,1 Milliarden Dollar, wie das Geldhaus heute mitteilte.
Aus Sicht von Konzernchef Brian Moynihan hat der Finanzkonzern in den Schlussmonaten des vergangenen Jahres dennoch gut abgeschnitten: "Wir haben solide Ergebnisse für das vierte Quartal und das Gesamtjahr vorgelegt, da alle unsere Geschäfte ein starkes organisches Wachstum erzielt haben."
Von den höheren Kreditzinsen, die vor allem das Ergebnis von JP Morgan verbesserten, konnte die Bank of America allerdings nicht profitieren: Die Nettozinserträge sanken um fünf Prozent auf 13,9 Milliarden Dollar. Dazu kamen weitere Belastungen in Höhe 1,6 Milliarden Dollar im Zusammenhang mit dem Auslaufen einer Bloomberg-Zinsbenchmark, die in einigen Kreditverträgen verwendet wurde.
Citigroup will Tausende Stellen streichen
Die Zahlungen an den US-Einlagensicherungsfonds belasten die drittgrößte US-Bank so stark, dass sie ihr schlechtestes Quartalsergebnis seit 15 Jahren verbuchte. Die Citigroup meldete heute vor Börsenstart in den USA einen Quartalsverlust von 1,8 Milliarden Dollar, nachdem die Kosten für die Umstrukturierung, den Rückzug aus Russland und die Abwertung des argentinischen Peso die Gewinne belastet hatten.
Citigroup-Chefin Jane Fraser nannte die Ergebnisse "sehr enttäuschend", erwartet aber laut eigener Aussage, dass dieses Jahr ein Wendepunkt sein wird: "Wir haben erhebliche Fortschritte bei der Vereinfachung von Citi und der Umsetzung unserer Strategie im Jahr 2023 gemacht", sagte sie in einer Erklärung. Teil dessen sei auch, dass bei der Citigroup mittelfristig 20.000 Stellen gestrichen werden.
"Die Gewinne der Citigroup sahen mit einem großen Verlust von 1,8 Milliarden Dollar schrecklich aus, aber das zugrunde liegende Geschäft der Bank zeigte sich widerstandsfähig. Der Verlust ist vor allem auf Sonderposten sowie einen starken Anstieg der Rückstellungen für Kreditausfälle zurückzuführen", beurteilte Octavio Marenzi, CEO der Unternehmensberatung Opimas LLC, die Quartalszahlen.
Wells Fargo kann Gewinne steigern
Der Gewinn der viertgrößten US-Bank Wells Fargo ist im vierten Quartal 2023 trotz der Belastungen von Zahlungen in den Einlagensicherungsfonds um neun Prozent gestiegen. Wells meldete für die letzten drei Monate des vergangenen Jahres einen Nettogewinn von 3,45 Milliarden Dollar gegenüber 3,16 Milliarden Dollar im Vorjahreszeitraum.
Profitieren konnte die Bank - wie auch JP Morgan - von den höheren Zinssätzen. Der Vorstandsvorsitzende Charlie Scharf merkte jedoch an: "Wir beobachten die Kreditvergabe genau, und obwohl wir eine leichte Verschlechterung sehen, bleibt sie im Einklang mit unseren Erwartungen." Er betonte jedoch auch: "Unsere Geschäftsentwicklung reagiert nach wie vor empfindlich auf die Zinssätze und die Gesundheit der US-Wirtschaft."