![Nachtaufnahme der Zentrale der Commerzbank in Frankfurt am Main. | picture alliance/dpa Nachtaufnahme der Zentrale der Commerzbank in Frankfurt am Main.](https://images.tagesschau.de/image/93e78c7b-c867-48d5-aa8c-985d05282242/AAABlP388fQ/AAABkZLrr6A/original/commerzbank-242.jpg)
Commerzbank Übernahme soll schwer gemacht werden
Die Commerzbank versucht, sich gegen eine mögliche Übernahme durch die italienische UniCredit zu stemmen. Dabei setzt sie vor allem auf zwei Maßnahmen.
Die umkämpfte Commerzbank versucht sich gegen die Übernahme durch die italienische UniCredit mit zwei Mitteln zu wehren: Erstens versucht die Unternehmensleitung, die Bank flott und effektiv zuzuschneiden. Das soll zeigen, dass es nicht einer eisernen Hand aus Italien zur Sanierung bedarf.
Zweitens treibt das Management den Börsenkurs nach oben, um den Preis für eine Übernahme zu erhöhen. Das wurde bei Präsentationen der letztjährigen Bilanz vor Analysten und Journalisten in Frankfurt am Main deutlich.
Commerzbank optimiert
Auf den ersten Blick präsentierte sich die Bank als bärenstark. Die Vorstandsvorsitzende Bettina Orlopp sprach von einem "Rekordjahr“. "Die Commerzbank ist so stark wie nie zuvor“ sagte Orlopp. Der steuerpflichtige Gewinn ist vergangenes Jahr auf 3,8 Milliarden Euro gestiegen, der Aufwand ist gesunken.
Auf den zweiten Blick wird deutlich, dass es noch einiges zu verbessern gibt. Orlopp sieht Möglichkeiten, "die Drehzahl nochmals beträchtlich erhöhen". Die Produktivität könne deutlich erhöht werden. Der neue Finanzvorstand Carsten Schmitt sagte, die Bank sei lediglich "auf dem richtigen Weg“. "Die Commerzbank hat ihre besten Jahre noch vor sich“, versicherte Orlopp.
Wie fast in jeder Bank gibt es in der Commerzbank zwei Möglichkeiten, besser zu wirtschaften: Beim Personaleinsatz und in der Computertechnik.
Personal abbauen und einstellen
Insgesamt sollen im Konzern 3.900 Arbeitsplätze beseitigt werden. Vor allem in der erkennbar überdimensionierten Zentrale in einem der prächtigsten Hochhäuser von Frankfurt am Main werden Tausende Stellen gestrichen. Mit Betriebsrat und der Gewerkschaft ver.di ist schon weitgehende Einigkeit erzielt worden. Da die Belegschaft in der Zentrale relativ alt ist, kann über Frührente viel erreicht werden. Auch Abfindungen sind möglich. Schon im laufenden Jahr sind dafür 700 Millionen Euro zurückgelegt worden
Umgerechnet auf den gesamten über drei Jahre laufenden Personalabbau heißt das: Pro abzubauender Stelle stehen schon jetzt durchschnittlich 180.000 Euro zur Verfügung. Für die verbleibenden Mitarbeiter wird es ein Beteiligungsprogramm mit eigenen Aktien geben.
Zugleich will die Bank neues Personal heuern - vornehmlich Ingenieure und Computerleute, vor allem in Rechenzentren in Osteuropa und Malaysia. Finanzchef Schmitt sagte, die dortigen Jobs seien 30 bis 70 Prozent billiger als deutsche Stellen. Unterm Strich soll die Belegschaft des Konzerns nur um 100 Stellen auf 36.700 sinken. Orlopp versprach insgesamt "eine sehr solide Planung - so, wie Sie das schon seit Jahren von uns gewohnt sind“.
Erfahrungen des letzten Streichprogramms
Das letzte Streichprogramm ist von der Wirklichkeit überholt worden. Vor vier Jahren hatte das Management angekündigt bis 2024 10.000 Stellen abzubauen. Tatsächlich sind es nur 4.700. Das verbleibende Personal ist noch dazu teurer als ehedem.
Auch das seinerzeit geplante Kostensparprogramm hat nicht zum geplanten Ergebnis geführt; die Umsetzung wurde auch teurer als geplant. Auf der anderen Seite stehen deutlich gestiegene Erträge während der vergangenen vier Jahre (+ 36 Prozent).
Die Lage der Computertechnik der Commerzbank ist schwer zu durchschauen. Chefin Orlopp sprach von einer "Dauerbaustelle", weil sich die Technik ständig verändere. Auch sollen die Systeme der Direktbanktochter Comdirect und des Mutterhauses weiter vereinheitlicht werden.
Partnerschaften mit großen Computerunternehmen zeigen aber, dass die eigene Technik für angestrebte Digitalisierung nicht reicht. "Die Commerzbank (strebt) weitere strategische Partnerschaften an, vor allem mit Blick auf die Entwicklung innovativer Produkte, Vertriebswege und IT-Dienstleistungen“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Änderungen in der Aktienpolitik
Den Aktienkurs will das Management peppen, indem das Angebot verknappt wird und Anteilseigner höhere Dividenden ausgezahlt bekommen. Die Bank will eigene Aktien kaufen und aus dem Markt nehmen. An die verbliebenen Aktionäre soll dieses Jahr mehr ausgeschüttet werden, als verdient wird.
Beide Maßnahmen erhöhen die rechnerische Rendite der Aktie und dürften damit den Kurs treiben. Das muss den italienischen Konkurrenten UniCredit ärgert, der nach amtlichen Angaben 28,08 Prozent der Commerzbank-Anteile unter seine Kontrolle gebracht hat.
Orlopp zeigte UniCredit bei der Bilanzpräsentation weiter die kalte Schulter. Für Gespräche sieht sie keine Basis.
Das unternehmerische Kalkül der Italiener ist, die Commerzbank bei einer eventuellen Übernahme mit der Münchner HVB zu vereinen. Die HVB wurde vor 20 Jahren als Sanierungsfall von UniCredit übernommen. Heute ist sie kerngesund. Mit nur einem Viertel der Commerzbank-Belegschaft hat sie zwei Drittel des Gewinns der Commerzbank erarbeitet (2023).