
Bundesbank-Umfrage Banken immer vorsichtiger bei Kreditvergabe
Deutsche Banken vergeben Kredite mit steigender Vorsicht. Aus dem Kreditgeschäft sind also keine Impulse für wirtschaftlichen Aufschwung zu erwarten.
Seit dem zweiten Quartal 2024 fragen Unternehmen bei Banken wieder nach mehr Krediten. Das zeigen Ergebnisse der regelmäßigen Bankenumfrage der Bundesbank deutlich. Grund ist vor allem das gesunkene Zinsniveau. Geld ist also vergleichsweise günstig zu bekommen.
Die Kredite, die die Banken vornehmlich zur Verfügung stellen, sollen zwar für die Betriebe eingesetzt werden; sie sind aber ausdrücklich nicht für Investitionen in neue Anlagen gedacht. Das bedeutet: Unternehmer wollen keine neuen Maschinen kaufen, weil sie nicht an neue Geschäfte glauben, sondern verwenden die Kredite anderweitig.
Risiken im Blick
Auch die Banken reagieren vorsichtiger als früher. Sie sehen mehr faule Altkredite in ihren Büchern, fürchten steigende Risiken der Zukunft und werden von der staatlichen Bankenregulierung gebremst.
Die gestiegene Vorsicht hat ihre guten Seiten: Deutsche Banken sind insgesamt stabil. "Wenn Banken Risiken begrenzen, ist das nur konsequent", sagte Ulrike Busch, Hauptgruppenleiterin im Zentralbereich Volkswirtschaft bei der Deutschen Bundesbank. "Die Lage der Banken ist weiterhin stabil."
Ende vergangenen Jahres haben die Banken ihre Anforderungen an Kreditkunden nochmal erhöht. Diese Erkenntnis der Bundesbank-Umfrage spiegelt sich in den Daten zur Kreditvergabe der neuesten amtlichen Bankenstatistik: Sie zeigt nur noch geringe Steigerungen des Kreditvolumens.
Immobilienbranche stark betroffen
Vor allem Bauunternehmen und die Immobilienbranche haben Probleme bei Banken. Besonders schwer haben es Unternehmen, die von klimaschädlicher Produktion abhängig sind und noch nicht wissen, wie sie grün werden können, oder aber Firmen, die in Gegenden arbeiten, die von Naturkatastrophen bedroht sind. Die größeren Risiken dieser sogenannten "braunen Unternehmen" müssen seit einem Jahr von Banken einkalkuliert werden.
Das hat zur Folge, dass Kredite für solche Firmen immer teurer werden. "Braune Unternehmen sind haufenweise Unternehmen, die die Wirtschaft braucht", sagt Busch. Beim Abschätzen von Nachhaltigkeitsrisiken gehe es nicht darum, durch Bankenaufsicht die Wirtschaft grün zu machen, sondern darum, echte Risiken richtig zu erfassen.
Erhöhte private Nachfrage
Privatleute sind weit offensiver als Unternehmen. Während des gesamten vergangenen Jahres ist die Nachfrage für private Immobilienkredite deutlich gestiegen. Zuvor war sie anderthalb Jahre dramatisch niedrig.
Dennoch wurden die Kundenwünsche im Jahr 2024 bei weitem nicht voll erfüllt. "Die Kreditwürdigkeit der Kreditnehmer ist gesunken" sagt Busch.
"Hürden sind gestiegen"
"Die Wahrnehmung der Banken und der Kreditnehmer unterscheidet sich", analysiert die Bundesbank- Volkswirtin. Banken sehen sinkende Hauspreise und fürchten um die Sicherheiten für ihre Kredite. Privatleute wollen gerade in Zeiten gesunkener Preise und niedriger Zinsen kaufen.
"Die Hürden, einen Kredit zu erhalten, sind gestiegen", fasst Busch zusammen, "aber wenn Kreditnehmer einen Kredit erhalten haben, profitieren sie von niedrigeren Zinsen".