
Dow & Co. im Plus Wall Street erholt sich
Nach dem gestrigen Ausverkauf an der Nasdaq stabilisierten sich die US-Börsen zum Wochenschluss. Weiter herrscht aber viel Unsicherheit - vor allem beim Reizthema Zölle.
An der Wall Street beruhigte sich das Geschehen nach dem Tech-Ausverkauf vom Vortag. Die Anleger bleiben aber nervös, die großen Indizes wechselten im Handelsverlauf mehrfach das Vorzeichen, schlossen letztlich aber allesamt im Plus. Vor allem im späten Geschäft kam noch vermehrt Kaufinteresse auf, so dass die Indizes in der Nähe ihrer Tageshochs schlossen.
Zwar konnte sich der Auswahlindex Nasdaq 100 nur zum Teil von den hohen Verlusten des Vortages erholen, mit einem Aufschlag von 1,62 Prozent auf 20.884 Punkte beendete er nach volatilem Handel zunächst aber die scharfe Talfahrt vom Donnerstag. Da hatten vor allem hohe Kursverluste der Nvidia-Aktie die gesamte Tech-Branche mit nach unten gezogen, allen voran die Halbleiterwerte. Der Nasdaq-Composite ging ebenfalls um 1,63 Prozent höher aus dem Handel.
Der Dow Jones, der Leitindex der Standardwerte, lag zuletzt mit 1,39 Prozent auf 43.840 Zähler im Plus. Der Index hatte sich zuletzt ohnehin besser gehalten als die Nasdaq. Der marktbreite S&P 500 legte am Ende um 1,59 Prozent auf 5.954 Zähler zu. Beide großen Indizes setzten damit die jüngste Konsolidierung unterhalb ihrer Rekordmarken fort.
Das Zollthema der neuen Regierung sorgt derweil auch an der Wall Street zunehmend für Unbehagen. "Besonders die jüngsten Ankündigungen des US-Präsidenten zu neuen Zollmaßnahmen sorgen für Unsicherheit - nicht nur in den USA, sondern zunehmend auch in Europa", schrieb der Marktbeobachter Salah Bouhmidi vom Broker IG.
"Im vergangenen Monat hofften Anleger, dass Trumps Zölle nur Drohungen sind und nicht umgesetzt werden", sagte Ipek Ozkardeskaya, leitende Marktanalystin bei der Swissquote Bank. "Heute befürchten sie, dass sie tatsächlich Realität werden könnten."
Trumps Zollpolitik belastete einmal mehr auch Aktien von chinesischen Unternehmen, die in den USA gelistet sind. Eine vom Präsidenten angekündigte Verdoppelung der bereits geltenden Zölle gegen chinesische Waren hatte zuvor in Fernost bereits ihre Spuren hinterlassen. Dies äußerte sich nun auch in New York bei den betroffenen Werten. So fielen Aktien der Internetkonzerne Alibaba und Baidu um bis zu drei Prozent. Das chinesische Handelsministerium hat derweil mit Gegenmaßnahmen gedroht.
Beim Chipriesen Nvidia setzte sich der jüngste Kursrutsch heute nicht mehr fort, die Papiere lagen am Ende um 3,87 Prozent im Plus. Von einer Erholung der Aktie, die zwei Jahre lang von Anlegern für das Trendthema Künstliche Intelligenz (KI) gefeiert wurde, konnte allerdings keine Rede sein.
Anleger tun sich neuerdings schwer damit, die Rally weiter zu rechtfertigen. Am Vortag hatten die hochbewerteten Papiere ihre Talfahrt trotz guter Zahlen und Prognosen nochmals deutlich verstärkt. Das Minus war in diesem Jahr schon auf rund 10 Prozent gewachsen.
In den USA sind im Januar derweil die Einkommen der privaten Haushalte gestiegen und die Konsumausgaben gefallen. Zum Vormonat erhöhten sich die Einkommen um 0,9 Prozent, wie das Handelsministerium heute in Washington mitteilte. Analysten hatten im Schnitt einen Anstieg um 0,4 Prozent erwartet. Im Vormonat hatten sie um 0,4 Prozent zugelegt.
Die Konsumausgaben fielen um 0,2 Prozent, wie es weiter hieß. Hier war ein Anstieg um 0,2 Prozent erwartet worden. Experten machten allerdings das schlechte Wetter im Januar sowie die Brände in Kalifornien als Sonderfaktoren aus und verwiesen auf die gestiegenen privaten Einkommen. Insgesamt schürten die rückläufigen Konsumausgaben aber leichte Zinshoffnungen, was den Markt stützte. Auch der Rentenmarkt tendierte freundlich.
Der PCE-Deflator der persönlichen Konsumausgaben, eine Kennzahl zur Preisentwicklung, stieg im Januar um 2,5 Prozent zum entsprechenden Vorjahresmonat. Dies war so erwartet worden. Im Vormonat hatte die Jahresrate noch 2,6 Prozent betragen.
Der PCE-Index ist das bevorzugte Preismaß der US-Notenbank Federal Reserve und wird daher an den Finanzmärkten stark beachtet. Die Notenbank strebt eine Rate von zwei Prozent an. Die Fed hatte im Januar die Leitzinsen nicht angetastet. Es werden vorerst auch keine weiteren Zinssenkungen erwartet.
Nach schwachem Beginn hat der DAX heute im Verlauf seine Verluste aufgeholt und am Ende bei 22.551 Zählern praktisch unverändert geschlossen. Gestern hatte der Index ein Prozent auf 22.550 Punkte verloren. Den Februar beendete der deutsche Leitindex mit einem Anstieg von 3,8 Prozent, seit Jahresanfang liegt der Gewinn sogar bei rund 13 Prozent.
Geholfen hat am Nachmittag eine sich zwischenzeitlich erholende Wall Street, die sich nach schwachem Start ebenfalls fing und ins Plus drehte. Der DAX pendelte heute zwischen 22.329 und 22.532 Punkten. Der MDAX verlor stärker um 0,91 Prozent auf 28.298 Punkte. Nachbörslich sackten die europäischen Börsen nach dem Eklat im weißen Haus zunächst ab, erholten sich dann aber wieder.
Thema des Tages waren am Nachmittag die heimischen Inflationszahlen aus dem Februar. Sie drängten weitere Unternehmensberichte, so heute unter anderem von den beiden DAX-Mitgliedern Allianz und BASF, in den Hintergrund.
Die Verbraucherpreise stagnieren bei 2,3 Prozent, in der Kernrate (ohne Energie und Lebensmittel) liegt die Teuerung bei 2,6 Prozent. Die Zahlen waren im Vorfeld so erwartet worden. Das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) für den Währungsraum ist zwei Prozent.
"Die Inflationsdaten sind im Februar besser ausgefallen, als sie auf den ersten Blick erscheinen. Denn ohne die stark schwankenden Preise für Energie und Nahrungsmittel hat sich der Preisanstieg deutlich verlangsamt - auch bei den Dienstleistungen", kommentierte Jürg Kremer von der Commerzbank. "Der unterliegende Preisauftrieb sollte wegen der zuletzt schwachen Konjunktur weiter etwas nachlassen. Aber auf die längere Sicht ist Vorsicht angebracht. Schließlich steigen die Löhne nach wie vor zu stark, und Vergeltungszölle der EU würden die Importe verteuern."
Beim Dauerthema US-Zollpolitik rücken solche gegen die Europäische Union immer näher, nachdem Präsident Donald Trump zuletzt 25 Prozent für Produkte aus der EU angekündigt hatte. Allerdings fehlen immer noch Details, die aber folgen sollen. Zölle gegen Kanada, Mexiko und China sollen in der gleichen Höhe ab dem 4. März in Kraft treten.
Die drohenden Abgaben schüren "nicht nur die Angst vor einem weltweiten Handelskrieg mit Gefahren für Lieferketten, Konsum und Wachstum", sondern dürften auch die Preise treiben, "was weitere Zinssenkungen gänzlich ausschließen und sogar Zinserhöhungen wieder auf die Agenda bringen könnte", warnt Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets.
"Der Markt, der zuletzt weniger sensibel auf Zoll-Schlagzeilen reagiert hatte, muss seine Haltung überdenken", meint daher Chris Weston, Chef-Analyst des Brokerhauses Pepperstone.
Der Rückschlag bei der wichtigsten Digitalwährung Bitcoin hat sich zum Wochenschluss zunächst noch einmal verstärkt. Die Kryptowährung ist mittlerweile in weniger als sechs Wochen um mehr als ein Viertel gesunken im Vergleich zum Rekordhoch von Mitte Januar. Am Morgen notierte der Bitcoin bei 79.200 Dollar - Anfang dieser Woche stand der Kurs noch bei 95.000 Dollar. Ab dem Nachmittag erholte sich der Kurs aber wieder in Richtung 84.000 Dollar.
Mit Blick auf das makroökonomische Umfeld verwundere diese Entwicklung wenig, sagte Stefan von Haenisch von Bitgo Inc. Händler warteten immer noch auf konkrete Schritte von US-Präsident Trump zur Lockerung der Regeln für den Kryptohandel.
Der Euro hat nach dem Abbruch des Treffens zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem ukrainische Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj nachgegeben. Im späten US-Devisenhandel fiel die Gemeinschaftswährung bis auf das Tagestief von 1,0360 Dollar, zuletzt wurden 1,0375 Dollar bezahlt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,0411 (Donnerstag: 1,0477) Dollar festgesetzt.
Nach einem für Staatsmänner beispiellosen Streit vor laufenden Kameras hatten Trump und Selenskyj ein Treffen in Washington vorzeitig abgebrochen. Eine gemeinsame Pressekonferenz wurde abgesagt. Anschließend äußerte sich Selenskyj dennoch dankbar gegenüber den USA. Nach dem Eklat ist auch die Unterzeichnung eines Rohstoff-Deals zwischen den USA und der Ukraine nicht zustande gekommen. Das wurde vom Weißen Haus bestätigt.
Ein deutlicher Rückgang der Inflation in Frankreich stützte am Morgen Spekulation auf weiter sinkende Zinsen in der Eurozone. Die Preisdaten belasteten den Euro am Nachmittag aber nicht weiter. Im Februar war die Inflationsrate in der zweitgrößten Volkswirtschaft auf nur 0,9 Prozent gefallen, nachdem sie im Januar noch bei 1,8 Prozent gelegen hatte. Ursache für die schwächere Teuerung ist ein Rückgang der Energiepreise. Die deutsche Inflation stagnierte im Februar bei 2,3 Prozent.
Unter den Einzelwerten stand heute die Allianz, Europas größer Versicherer, im Blick der Investoren. Der Konzern hat 2024 im Tagesgeschäft so viel verdient wie nie zuvor. Der operative Gewinn stieg um knapp neun Prozent auf gut 16 Milliarden Euro. Damit übertraf er seine ursprüngliche Zielspanne ebenso wie die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten.
Für das neue Jahr nimmt sich Vorstandschef Oliver Bäte ein operatives Ergebnis zwischen 15 und 17 Milliarden Euro vor. Für 2024 sollen die Anteilseigner je Aktie eine Dividende von 15,40 Euro erhalten - eine Steigerung um 11,6 Prozent. Hinzu kommt ein Aktienrückkauf über bis zu zwei Milliarden Euro. Die starken Zahlen waren erwartet worden, die Allianz-Aktie war zuletzt deutlich gestiegen. Heute gab sie in einem nervösen Marktumfeld rund ein Prozent ab.
Der Chemiekonzern BASF hofft nach dem Gegenwind im vergangenen Jahr auf ein deutlicheres Ergebniswachstum 2025. Für dieses Jahr rechnet BASF mit einem bereinigten operativen Gewinn (Ebitda) von 8,0 bis 8,4 Milliarden Euro. Das entspräche einem Zuwachs von 1,8 bis 6,9 Prozent. Analysten hatten zuletzt 8,43 Milliarden erwartet. Zum Ergebnisanstieg sollen alle Segmente beitragen - mit Ausnahme des Basischemikalien-Geschäfts, das durch höhere Fixkosten infolge der Inbetriebnahme des neuen Verbundstandorts in China und Wartungsabstellungen belastet wird.
Der US-Internetriese Meta plant einem US-Medienbericht zufolge zusätzlich zu seinen Internetdiensten Instagram, Facebook und WhatsApp eine eigene App mit Künstlicher Intelligenz (KI). Der Sender CNBC berichtete unter Berufung auf mit den Plänen vertraute Kreise, dass Meta die Einführung einer eigenständigen KI-App bis Mitte dieses Jahres plane. Laut dem Bericht plant Meta zudem, ein kostenpflichtiges Abonnement für seine KI-Plattform zu testen, eine Strategie, die auch der ChatGPT-Entwickler OpenAI anwendet. Meta äußerte sich nicht zu dem Bericht.
Microsoft schließt seinen Onlinetelefonie-Dienst Skype. "Ab Mai 2025 wird Skype nicht mehr verfügbar sein", erklärte Skype heute im Onlinedienst X und wies die Nutzer an, sich bei der Microsoft-Besprechungsplattform Teams anzumelden.
Microsoft hatte den Web-Anruf-Pionier 2011 für 8,5 Milliarden Dollar gekauft. Skype galt Anfang der 2000er-Jahre als Synonym für Videotelefonie über das Internet, bevor die Technologie sich allgemein verbreitete, Smartphones sich weiter verbreiteten und andere Dienste wie etwa Zoom auf den Markt kamen.