
Nvidia-Aktie bricht ein Nasdaq im Abwärtssog
Während der Leitindex Dow Jones sich besser hielt, ging es an der technologielastigen Nasdaq erneut bergab. Denn mit den Nvidia-Zahlen vom Vortag konnten die Anleger nicht warm werden.
Die gesamte Wall Street litt heute unter schwach aufgenommenen Zahlen von KI-Platzhirsch Nvidia vom Vorabend. Lange Zeit taten sich die Anleger schwer damit, das Zahlenwerk des Chipherstellers einzuordnen, das Licht und Schatten bot.
Am Ende fiel die Aktie um 8,48 Prozent deutlich auf 120,15 Dollar und zog damit den gesamten Markt nach unten. Zum Handelsstart hatte sie noch bis zu drei Prozent zugelegt.
Dies, obwohl die Geschäftsergebnisse von Nvidia zeigten, welche ungebrochene Dynamik weiter im KI-Markt steckt. Im vergangenen Quartal schoss der Umsatz des Tech-Riesen im Jahresvergleich um 78 Prozent auf 39,3 Milliarden Dollar hoch. Das Geschäft mit Technik für Rechenzentren wuchs mit einem Plus von 93 Prozent auf 35,6 Milliarden Dollar. Unterm Strich stieg der Gewinn von 12,3 auf 22,1 Milliarden Dollar.
"Die Zahlen waren gut, aber es waren keine Blockbuster-Zahlen, so wie wir sie seit einiger Zeit kennen", sagte Scott Welch, Chefanleger beim Vermögensverwalter Certuity.
Vor allem für die Nasdaq war der Nvidia-Ausverkauf ein schwerer Schlag. Der Composite-Index verlor nach zögerlichem Handelsbeginn am Ende 2,78 Prozent, der Auswahlindex Nasdaq 100 sackte um 2,75 Prozent ab.
Besser hielt sich der Leitindex Dow Jones, der lange Zeit sogar im Plus lag, sich dann aber dem Abwärtstrend des Marktes auch nicht entziehen konnte. Der Leitindex der Standardwerte ging bei 43.239 Zählern mit einem Minus von 0,45 Prozent aus dem Handel. Das Tageshoch lag bei 43.884 Punkten über 600 Zähler höher. Der marktbreite S&P 500 gab um 1,59 Prozent nach auf 5.861 Zähler.
Neben dem Nvidia-Thema wurden auch an der Wall Street Trumps neue Zölle wenig begeistert aufgenommen. Sie sorgten bei den Anlegern für Zurückhaltung und viele Fragezeichen. Trump kündigte zudem an, dass die angedrohten Zölle gegen Kanada und Mexiko von bis zu 25 Prozent - wie ursprünglich geplant - am 4. März in Kraft treten sollen. Auch die Zusatzzölle auf Importe aus China von zehn Prozent sollen am 4. März zur Geltung kommen.
Am Ölmarkt ging es indes nach oben. Präsident Trump hatte dem US-Branchenriesen Chevron die Lizenz zur Ölförderung in Venezuela entzogen und damit neue Versorgungsängste geschürt. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die US-Sorte WTI verteuerten sich um jeweils mehr als 1,5 Prozent.
Die Preise entfernen sich damit von ihren jüngsten Zwei-Monats-Tiefs von 72,53 und 68,62 Dollar pro Barrel, was die Aktien der Ölkonzerne stützte. Chevron und Exxon Mobil rückten ebenfalls vor.
Wohin führt der weitere Weg von DAX & Co., zumal auf dem aktuell extrem hohen Niveau? Die Frage, die sich jeder Anleger jeden Morgen neu stellt, gewann heute durch die gestrige Mischung aus Zollankündigung und Drohung gegen die EU durch US-Präsident Trump neue Nahrung.
Konkret will Trump Zölle in Höhe von 25 Prozent für Einfuhren aus der Europäischen Union erheben - "für Autos und alle anderen Dinge". Die offizielle Bekanntgabe soll sehr bald folgen.
Die Äußerungen zeigten noch keine großen Trefferwirkungen im europäischen Handel, sagte Marktexperte Andreas Lipkow. Bei den Investoren sei eine gewisse politische Taubheit festzustellen. Man warte nun auf weitere Details und lasse sich von dem Gerassel nicht aus der Ruhe bringen, auch wenn das Thema ein potenzieller Show-Stopper bleibe und nicht unterschätzt werden sollte.
Ein ungutes Gefühl blieb jedenfalls bei den Investoren. Denn klar bist: Ein Wirtschaftskrieg zwischen den USA und der EU dürfte bei einem Handelsvolumen von rund 1,5 Billionen Euro im Jahr überwiegend nur Verlierer kennen - und unterschätzen darf man den erratischen Donald Trump keinesfalls.
Der Leitindex DAX verlor letztlich unter der Führung der Autoaktien 1,07 Prozent auf 22.550 Punkte und pendelte dabei zwischen 22.378 und 22.686 Zählern. Gestern hatte der DAX sich noch bis auf rund 100 Punkte an sein Allzeithoch bei 22.935 Punkten herangetastet.
Auch der MDAX der mittelgroßen Werte, der zuletzt von den Hoffnungen auf einen Politikwechsel in Deutschland getragen wurde, legte zumindest eine Verschnaufpause ein. Er fiel 0,2 Prozent auf 28.558 Zähler.
Die aktuellen politischen Implikationen drängen die Berichtssaison der Unternehmen zurück. Klar wird aber, dass zumindest die im DAX vertretenen international ausgerichteten Konzerne sich mit ihre Zahlen meist nicht zu verstecken brauchen. Ob gestern die Telekom, die Finanzwerte unter der Führung der Versicherungen (morgen werden starke Allianz-Zahlen erwartet), Softwareriese SAP oder der Technologiekonzern Siemens, die Schwergewichte im Leitindex haben geliefert - sie erwirtschaften ihre Gewinne meist im Ausland.
Und die Probleme der Schlüsselbranche Automobilindustrie sind primär nicht auf die drohenden US-Zölle zurückzuführen (das diese kommen werden bei einem Wahlsieg von Trump, war bekannt), sondern auf die scharfe E-Konkurrenz aus Fernost, mit der sich die Branche schwer tut. BMW und Porsche standen heute am DAX-Ende.
Die Fachleute von Index Radar bleiben vorsichtig: "An den Börsen wird weiterhin ein riskantes Spiel betrieben: Die Drohkulisse eines eskalierenden Handelskriegs wird weitgehend ignoriert, als wären Trumps Zollfantasien nur heiße Luft. Doch die Erfahrung lehrt uns, dass derartige Themen oft unterschätzt werden, bis sie die Märkte mit voller Wucht treffen."
Die Währungshüter der EZB stufen derweil den Prozess des Abebbens der Inflation im Euroraum laut dem Protokoll ihrer jüngsten Zinssitzung als intakt ein. Zugleich gebe es aber Hinweise darauf, dass sich seit Dezember die Risikobilanz geändert habe und eine zu hohe Inflation nun eine größere Gefahr darstelle, hieß es in dem Dokument zur Zinssitzung am 29. und 30. Januar, das die Europäische Zentralbank (EZB) heute in Frankfurt veröffentlichte.
"Es wurde argumentiert, dass angesichts der vorherrschenden Unsicherheiten größere Vorsicht beim Umfang und beim Tempo weiterer Zinssenkungen geboten sei, wenn sich die Leitzinsen dem neutralen Bereich nähern", hieß es darin. Ein Zinsniveau gilt dann als neutral, wenn es eine Volkswirtschaft weder bremst noch anheizt.
Der nächste Zinsentscheid der EZB steht bereits am kommenden Donnerstag an. Am Finanzmarkt wird derzeit davon ausgegangen, dass die am nächsten Donnerstag auf ihrer März-Zinssitzung erneut die Schlüsselsätze um einen viertel Prozentpunkt senken wird. Zum Jahresende wird ein Einlagensatz um die 2,0 Prozent erwartet.
Auf ihrem Januar-Treffen hatte die EZB den Einlagensatz, den Geldhäuser erhalten, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Gelder parken und der inzwischen als Leitzins in der Euro-Zone gilt, um einen viertel Prozentpunkt auf 2,75 Prozent gesenkt.
Der Euro hat heute nach neuen Zolldrohungen von US-Präsident Donald Trump insbesondere gegen Kanada, Mexiko und China deutlich nachgegeben. Die Ankündigung von US-Importzöllen für die EU am Vorabend hatte den Euro hingegen zunächst nur wenig belastet.
Der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung sank zuletzt im US-Handel auf 1,0401 Dollar. Zuvor hatte der Euro noch knapp unter 1,05 Dollar notiert. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0477 (Mittwoch: 1,0487) Dollar fest.
Die am Nachmittag veröffentlichten Konjunkturdaten aus den USA boten wenig Orientierung. So sind die Auftragseingänge für langlebige Güter im Januar stärker gestiegen als erwartet. Zuvor waren die Aufträge noch zweimal hintereinander gefallen. Negativ überrascht haben hingegen die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, die in der vergangenen Woche deutlich gestiegen sind.
Die US-Wirtschaft Ende 2024 zudem etwas Schwung verloren. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte im vierten Quartal aufs Jahr hochgerechnet um 2,3 Prozent zu, wie das US-Handelsministerium mitteilte und damit eine erste Schätzung bestätigte. Im Sommerquartal hatte es noch zu einem Anstieg von 3,1 Prozent gereicht.
Die Allianz legt ein neues, bis zu zwei Milliarden Euro schweres Aktienrückkaufprogramm auf. Der Rückkauf solle im März beginnen, teilte der Münchner Versicherungskonzern am Donnerstag mit. Die Aktien sollen anschließend eingezogen werden. Es ist damit das zweitgrößte Rückkaufprogramm der Allianz seit 2017. Im vergangenen Jahr hatte sie zunächst angekündigt, eine Milliarde Euro in eigene Aktien zu stecken, das Programm aber später um eine halbe Milliarde aufgestockt.
Die Allianz legt morgen ihre Geschäftszahlen für das abgelaufene Jahr vor. Nach Analystenschätzungen hat sie auf den operativen Gewinn dabei nochmals gut eine Milliarde Euro draufgesattelt. Das operative Ergebnis dürfte damit fast 15,8 Milliarden erreichen - den oberen Rand der Spanne, die Finanzchefin Claire-Marie Coste-Lepoutre in Aussicht gestellt hatte. Damit dürfte auch die Dividende steigen. Die Analysten rechnen im Schnitt mit 15,20 (2023: 13,80) Euro.
Der Vorstand habe mit Zustimmung des Aufsichtsrats beschlossen, auch 2025 Aktien der Gesellschaft im Umfang von bis zu 500 Millionen Euro zurückzuerwerben, teilte Beiersdorf mit. Bereits 2024 hatte der Hersteller von Nivea, Eucerin und Tesa ein Aktienrückkaufprogramm abgeschlossen. Das neue Programm soll voraussichtlich nach der Hauptversammlung 2025 beginnen und bis Jahresende 2025 abgeschlossen werden.
Der Chef der kriselnden VW-Tochter Audi, Gernot Döllner, will einem Zeitungsbericht zufolge die Personalkosten pro Jahr um eine Milliarde Euro senken. Zudem sollten die Materialkosten bis 2030 um bis zu acht Milliarden Euro gedrückt werden, berichtete das Handelsblatt unter Berufung auf Konzernkreise. Döllner will mit dem harten Sparkurs Audi wieder profitabler machen, die Marke soll schlanker und effizienter werden. Details nannte Döllner bislang nicht. Zuletzt lag die Gewinnmarge deutlich unter fünf Prozent.
Die Kursziele der Analysten für Rheinmetall überschlagen sich weiter. Seit heute liegt Morgan Stanley mit 1.300 Euro ganz vorne und sorgte mit dafür, dass die Papiere des Rüstungskonzerns nicht nur ein Rekordhoch erreichten, sondern erstmals auch die Marke von 1.000 Euro knackten. Am Ende stand ein Plus von 3,2 Prozent auf 1.001,00 Euro zu Buche.
Morgan-Stanley-Expertin Marie-Ange Riggio sieht auch nach der enormen Kursrally noch immer nicht das volle Auftragspotenzial von Rheinmetall eingepreist. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor drei Jahren und der damit ausgelösten Zeitenwende haben sich Rheinmetall-Aktien im DAX zwar in etwa verzehnfacht. Riggio kann sich im Optimalfall aber sogar eine weitere Verdopplung vorstellen.
Denn sollten tatsächlich drei Prozent der Wirtschaftsleistung in Europa in die Verteidigung investiert werden, habe ihre Ergebnisschätzung für 2030 im Optimalfall noch 40 Prozent Spielraum nach oben.
Die mit Enttäuschung aufgenommene Umsatzprognose für 2025 ließen Aixtron um fast 20 Prozent drastisch abrutschen. Das Unternehmen erwartet einen Umsatz im Gesamtjahr zwischen 530 und 600 Millionen Euro. 2024 waren es 633 Millionen Euro gewesen. Chip-Konzerne stehen unter Druck, da die gestiegene Nachfrage im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) die schwächere Nachfrage nach Automobil-, PC- und Speicherchips nicht ausgleichen kann.
Im vergangenen Jahr kletterte der Nordex-Umsatz um 12,5 Prozent auf 7,3 Milliarden Euro, der operative Gewinn (Ebitda) vervielfachte sich von zwei Millionen auf 296 Millionen Euro. Damit stieg die operative Marge auf 4,1 Prozent. "Wir haben finanziell erhebliche Fortschritte gemacht und unser absolutes Ebitda und die Ebitda-Marge im Jahresverlauf kontinuierlich gesteigert", erläuterte Finanzvorstand Ilya Hartmann. Im vierten Quartal lag die Marge bei 4,9 Prozent. Mittelfristig strebt Nordex eine Umsatzrendite von acht Prozent an.
Die Deutsche Lufthansa wird vorerst doch nicht von der EU-Kommission angewiesen, Passagiere des Konkurrenten Condor an das Drehkreuz Frankfurt zu fliegen. Die EU-Kommission stellte ein entsprechendes Kartell-Verfahren ein, nachdem sie zuvor Wettbewerbsbedenken geäußert und ihre Absicht angekündigt hatte, die Fluggesellschaft dazu anzuweisen. Konkret geht es um die Strecke zwischen Frankfurt und New York, die auch von der deutschen Ferienfluggesellschaft Condor bedient wird.
Die Deutsche Pfandbriefbank (pbb) fasst rund ein Jahr nach einer Vertrauenskrise wieder etwas mehr Mut. Trotz deutlich gesunkener Erträge verdiente der Gewerbeimmobilien-Finanzierer 2024 vor Steuern 104 Millionen Euro und damit 15 Prozent mehr als im Vorjahr, wie er heute in Garching bei München mitteilte.
Für 2025 erwartet Vorstandschef Kay Wolf eine weitere deutliche Steigerung. Von einer wirklichen Erholung der Immobilienmärkte kann aus seiner Sicht jedoch noch keine Rede sein. Für die gebeutelten Aktionäre der Bank hat der Manager indes zwei Trostpflaster bereit: So sollen sie für 2024 nach einer Nullrunde wieder eine Dividende von 15 Cent je Aktie erhalten. Zudem will die Pfandbriefbank erstmals eigene Aktien zurückkaufen und will dafür 15 Millionen Euro ausgeben.
Der SAP-Branchenkollege Salesforce hat Hoffnungen von Anlegern auf einen Umsatzschub durch seine neuen KI-Produkte enttäuscht. Die Erlöse dürften im laufenden Geschäftsjahr bei 40,5 bis 40,9 Milliarden Dollar liegen, teilte das Unternehmen mit. Analysten hatten hingegen im Durchschnitt mit 41,5 Milliarden Dollar gerechnet.
Im letzten Geschäftsquartal stieg der Umsatz um 7,6 Prozent auf knapp 10 Milliarden Dollar. Der Gewinn legte unter dem Strich um gut 18 Prozent auf 1,7 Milliarden Dollar zu. Salesforce gehören zu den größten Verlieren im US-Leitindex Dow Jones.
Nachdem KI-Chatbots Amazons Sprachassistentin Alexa in den Schatten gestellt haben, geht der Konzern in die Gegenoffensive. Amazons Antwort auf ChatGPT und Co heißt "Alexa+", soll nur für Prime-Abokunden kostenlos sein und sich mit Nutzern fließend unterhalten können. In Deutschland wird man sich zunächst gedulden müssen: Die neue Alexa gibt es vorerst nur in den USA, eine deutsche Version soll aber kommen.
Gleichzeitig stellte Amazon einen Chip mit dem Namen "Ocelot"vor. Dieser soll die Fehleranfälligkeit von besonders leistungsfähigen Quantencomputern verringern und dabei helfen, Probleme zu lösen, zu denen konventionelle Computer nicht in der Lage wären, erklärte Amazon Web Services (AWS) in einem Blogeintrag. Die Amazon-Konkurrenten Microsoft und Google stellten zuvor bereits eigene Entwicklungen vor.