Blick in den Handelssaal der Frankfurter Börse.
marktbericht

Dank Einigung beim Finanzpaket DAX-Anleger greifen zu

Stand: 14.03.2025 18:14 Uhr

Die Einigung auf milliardenschwere Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur hat den Aktienmarkt vor dem Wochenende beflügelt. Der DAX schloss nach einer verlustreichen Woche mit einem kleinen Minus.

Die Einigung von Union und SPD mit den Grünen auf milliardenschwere Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur hat dem DAX einen versöhnlichen Wochenabschluss beschert. Am Freitag ging der deutsche Leitindex 1,86 Prozent höher bei 22.986,82 Punkten aus dem Handel.

"Die Anlegerstimmung hat sich heute mit einem Schlag gedreht", kommentierte Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Zeitweise stieg der DAX sogar zurück über die Marke von 23.000 Zählern. Sein zuvor erhebliches Wochenminus machte er damit fast komplett wett.

Der DAX hatte sich jüngst weiter von den schwächelnden US-Börsen abgekoppelt. "Während in den USA die zunehmend als chaotisch und bedrohlich empfundene Wirtschaftspolitik von Donald Trump zu Konjunkturpessimismus geführt hat, sorgt in der Eurozone die deutsche Initiative zur Lockerung der Schuldenbremse für Wachstumsoptimismus", fasste Helaba-Experte Ulf Krauss die uneinheitliche Lage zusammen.

Ob die Schuldenbremse tatsächlich gelockert wird, dürfte sich am kommenden Dienstag im Bundestag entscheiden. Die Chancen stehen allerdings gut, nachdem sich die Fraktionsspitzen von Union, SPD und Grünen nach langen Diskussionen auf die Pakete für Verteidigung und Infrastruktur einigen konnten. Vor allem Papiere aus der Rüstungsindustrie, der Baubranche und dem Energiesektor waren daraufhin vor dem Wochenende stark gefragt.

Nicht nur die deutsche Politik bewegt derzeit die Kurse: "Die Hoffnung auf Frieden in der Ukraine, auf erfolgreiche Verhandlungen in den Zollstreitigkeiten mit den USA sowie auf große konjunkturstimulierende Fiskalprogramme in Europa wurde in der abgelaufenen Woche eher von dem Bangen abgelöst, dass genau diese positiven Politikimpulse nicht gelingen werden", kommentierte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank.

Auch eine mögliche Schwäche der US-Wirtschaft wird thematisiert. "Angesichts der Unsicherheit schürenden Handels- und Fiskalpolitik der Trump-Regierung hat sich seit dem Jahreswechsel die Stimmung an den Märkten hinsichtlich der US-Konjunkturaussichten eingetrübt", schreibt Michael Krautzberger, Ökonom bei Allianz Global Investors. Die US-Aktien- und Anleihemärkte litten unter der Last dieser politischen Unberechenbarkeit.

Dazu passt, dass sich auch die Verbraucherlaune in den USA unter der Regierung von Präsident Donald Trump spürbar eintrübt. Das Barometer für das Verbrauchervertrauen sackte im März auf 57,9 Punkte ab - nach 64,7 Zählern im Vormonat, wie die Universität Michigan zu ihrer Umfrage mitteilte. Es war die dritte Eintrübung der Stimmung in Folge.

An den US-Börsen zeichnet sich am Ende einer tiefroten Woche unterdessen dennoch ebenfalls ein Erholungsversuch ab. Der Leitindex Dow Jones Industrial legte nach Börsenstart um ein Prozent auf 41.220 Punkte zu. Auf die Woche gerechnet, zeichnet sich ein Minus von knapp vier Prozent ab.

Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 1,33 Prozent auf 5.594 Punkte nach oben. Der technologielastige Index Nasdaq 100 gewann zuletzt 1,61 Prozent auf 19.535 Punkte.

Für Optimismus sorgt die Einigung, die den befürchteten Stillstand der Regierungsgeschäfte in den USA in letzter Minute abgewendet hat. Der demokratische Minderheitsführer im Senat, Chuck Schumer, der zuletzt Widerstand seiner Partei gegen einen Haushaltsentwurf der Republikaner angekündigt hatte, lenkte ein und argumentierte, ein sogenannter Shutdown der Regierung würde nur US-Präsident Donald Trump in die Karten spielen, indem entstehendes Chaos von seiner Agenda ablenke.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat vor den Folgen eines weltweiter Handelsstreit gewarnt. Dieser würde aus ihrer Sicht insbesondere die USA treffen. Der BBC sagte Lagarde, ein Handelskonflikt "hätte schwerwiegende Folgen für das Wachstum rund um die Welt und für die Preise rund um die Welt, aber insbesondere in den USA". Die Entscheidungen von US-Präsident Donald Trump seien ein Grund zur Sorge.

Trump legt sich mit seinen Zöllen aktuell gleichzeitig mit China, der Europäischen Union, Kanada und Mexiko an. Die US-Börsen leiden mittlerweile erheblich unter Trumps Zollpolitik, aber auch im DAX bleibt die Nervosität hoch. "Es ist zu hoffen und auch zu erwarten, dass der Wirtschafts- und Aktienschmerz, sinkende Umfragewerte und zunehmende Unruhe auch in seiner Partei bei Trump ein Umdenken bewirken wird", kommentierte Robert Halver, Kapitalmarktanalyst der Baader Bank. Bislang sei Trump kein Ideologe gewesen, der krampfhaft an kontraproduktiven Ideen festhalte.

Besonderer Fokus liegt in der kommenden Woche zudem auf der US-Notenbank Fed. "Die Fed steht vor der Herausforderung, zwischen der Bekämpfung eines Konjunkturabschwungs und steigenden Inflationsrisiken zu balancieren", schrieb Birgit Henseler von der DZ Bank.

Bei der Zinsentscheidung am Mittwoch rechnet die Expertin nicht mit einer Änderung der Leitzinsen. Die US-Notenbank werde aber die Möglichkeit weiterer Zinssenkungen betonen. Henseler erwartet diesen Zinsschritt im Juni und eine weitere Lockerung später im Jahr.

Der Euro ist am Freitag gestiegen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0889 (Donnerstag: 1,0830) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9183 (0,9233) Euro.

Der Goldpreis hat seinen Höhenflug fortgesetzt und die Rekordmarke von 3.000 Dollar geknackt. Geopolitische Risiken und ein eskalierender Zollstreit sorgen für eine hohe Nachfrage nach dem für viele als sicher geltenden Anlagehafen. Am Freitagvormittag stieg die Notierung für eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) an der Börse in London bis auf 3.001,20 Dollar. Seit dem Amtsantritt von Donald Trump im Januar hat das Edelmetall mehr als zehn Prozent an Wert gewonnen. 

Die Bundesregierung will trotz des grünen Lichts der EZB für die Unicredit-Beteiligung an der Commerzbank ihre Position nicht überdenken. Diese habe sich keinesfalls geändert, sagte eine Sprecherin des SPD-geführten Bundesfinanzministeriums. Die Regierung unterstütze die auf Eigenständigkeit ausgerichtete Strategie der Commerzbank. Das unabgestimmte und unfreundliche Vorgehen der Unicredit werde abgelehnt.

Zuvor hatte die Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) der Unicredit die Aufstockung ihres Commerzbank-Anteils auf 29,9 Prozent genehmigt, wie das Institut mitteilte. Die italienische Großbank will die Entscheidung zu einer Übernahme aber erst deutlich nach Jahresende fällen.

Allianz-Chef Oliver Bäte profitiert von der Entwicklung seines Unternehmens: Im vergangenen Jahr ist Bätes Einkommen um 37 Prozent gestiegen und hat die Schwelle von zehn Millionen Euro überstiegen, wie dem Geschäftsbericht des Münchner DAX-Konzerns zu entnehmen ist. Bäte verdiente damit fast doppelt so viel wie Investment-Vorstand Günther Thallinger auf Platz zwei der Allianz-Vorstandsriege mit 5,3 Millionen. 

Der österreichische Energiekonzern OMV hat von seinem Aufsichtsrat grünes Licht für die mit der arabischen Adnoc geplante Fusion der Petrochemietöchter erhalten. Die Anfang März bekannt gegebene grundsätzliche Einigung zur Gründung der Borouge Group International stehe noch unter dem Vorbehalt weiterer Genehmigungen, teilte das Unternehmen mit. Dazu würden unter anderem eine finale Einigung mit Adnoc über die Implementierungsvereinbarungen sowie behördliche Fusionsfreigaben gehören.

Der vom Trump-Vertrauten Elon Musk geführte Elektroauto-Hersteller Tesla warnt die US-Regierung vor möglichen negativen Folgen amerikanischer Strafzölle für das Unternehmen. Durch frühere Zusatzzölle seien zum Teil die Kosten von Tesla selbst bei der Produktion in den USA gestiegen, hieß es in einem Brief an den US-Handelsbeauftragten Jamieson Greer. Da der Tesla-Brief nicht unterschrieben war, ist unklar, wer die Verantwortung in dem Unternehmen dafür trägt.

Außerdem seien die Fahrzeuge im Ausland teurer geworden, was ihre Wettbewerbsposition im Markt geschwächt habe. Tesla verwies auch darauf, dass US-Unternehmen bei Handelskonflikten schnell von Gegenmaßnahmen anderer Länder betroffen seien.

Der Autohersteller BMW muss einen Gewinneinbruch hinnehmen. Nach mehreren Jahren mit außergewöhnlich hohen Ergebnissen sank der Gewinn 2024 um 37 Prozent auf 7,7 Milliarden Euro, wie das Unternehmen mitteilte. Grund war vor allem eine "gedämpfte Nachfrage in China", dem wichtigsten Markt des Herstellers. 

Die schwache Konjunktur und eine vor allem in Europa zögerliche Nachfrage haben das Ergebnis des Lkw-Herstellers Daimler Truck belastet. Der bereinigte Betriebsgewinn schrumpfte 2024 im Vergleich zum Rekordjahr 2023 um 15 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro.

Unbereinigt betrug das Minus 31 Prozent. Daimler-Chefin Karin Radström hat ein Sparprogramm aufgelegt, das die jährlichen Kosten allein in Europa bis 2030 um mehr als eine Milliarde Euro drücken soll.