Trotz Konjunktursorgen Die Wall Street schiebt den DAX an
Kursgewinne an den New Yorker Börsen gaben dem deutschen Aktienmarkt Unterstützung. Trotz der Angst vor weiter steigenden Zinsen blieb die Kauflaune hoch. Im späten Handel legte der DAX weiter zu.
Bei 14.775 Punkten hatte der deutsche Leitindex den Handel auf XETRA beendet und damit die Verluste des Vormittags wieder ausgeglichen. Im abendlichen Parketthandel ging es weiter aufwärts. Der Late-DAX machte kurz vor der Marke von 14.800 Punkten halt, im nachbörslichen Handel wurde diese Hürde dann sogar übersprungen.
Für Unterstützung sorgten überraschend stabile US-Börsen. Der Dow-Jones-Index in New York schloss 0,6 Prozent höher bei 34.704 Punkten. Auch der Index der Technologiebörse Nasdaq gewann 0,5 Prozent auf 11.159 Zähler.
Damit ließen sich die Investoren auch von eher schlechten Aussichten im Bezug auf die US-Zinspolitik nicht sonderlich beeindrucken. In einer Rede auf einem Notenbanker-Treffen in Schweden hatte US-Notenbank-Chef Jerome Powell erklärt: "Die Wiederherstellung der Preisstabilität bei hoher Inflation kann Maßnahmen erfordern, die kurzfristig unpopulär sind". Damit könnten weitere deutliche Zinsanhebungen in den USA anstehen.
Auch die globale Konjunktur gab Anlass zur Sorge an den Finanzmärkten. Die Weltbank hat heute ihre Wachstumsprognose von bislang 3,0 Prozent auf nur noch 1,7 Prozent. Abgesehen von den Krisenjahren 2009 und 2020 wäre das der niedrigste Wert seit fast drei Jahrzehnten. Vielen Ländern droht danach eine Rezession. Für die Industrienationen erwartet die Weltbank eine spürbare Abkühlung. So werden für die USA als auch für die Euro-Zone nur Wachstumsraten von jeweils 0,5 Prozent vorausgesagt.
Der Euro wird am Abend wenig verändert zu 1,0739 Dollar gehandelt. Die Europäische Gemeinschaftswährung kann sich damit trotz der Erwartung weiterer Zinsanhebungen in den USA gut behaupten. Robuste Konjunkturdaten aus der Eurozone wie die Industrieaufträge in Deutschland stützen laut Devisenexperten den Euro.
Die Ölpreise sind leicht gestiegen. Am Abend kostet ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent knapp über 80 Dollar. Der Markt erhielt im Tagesverlauf unterschiedliche Signale. Gestützt wurden die Ölpreise durch Studien von Bankhäusern. So erwarten ING und Goldman Sachs einen Anstieg des Brent-Preises in diesem Jahr auf über 100 Dollar. Sie verweisen auf die Aufhebung von Corona-Beschränkungen in China, die zu einer wachsenden Nachfrage nach Öl führen dürfte.
Im Zentrum des Interesses vieler Anlegerinnen und Anleger standen heute die Auto-Aktien im DAX. Anleger reagierten überwiegend positiv auf Verkaufszahlen von BMW und Mercedes. BMW verkaufte 2,4 Millionen Autos der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce, ein Rückgang von knapp fünf Prozent. Mercedes-Benz hat im vergangenen Jahr mit 2,04 Millionen Fahrzeugen ebenfalls etwas weniger Autos an Kunden ausgeliefert.
Die VW-Sportwagen-Tochter Audi hat im vergangenen Jahr nur 1,61 Millionen Autos verkauft und damit seine im Oktober gesenkte Absatzprognose verfehlt. Den Rückgang um 3,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr erklärte Audi mit Lieferengpässen, Herausforderungen in der Logistikkette und den Corona-Lockdowns in China. In Europa legten die Verkäufe um ein Prozent zu auf 624.000 Autos, in China dagegen brachen sie um acht Prozent auf 643.000 Autos ein.
Fast fünf Prozent Kursgewinn schaffte die Aktie des Pharmakonzerns. Bayer erhofft sich von seinem neuen Gerinnungshemmer Asundexian Rückenwind für sein Pharmageschäft und hat seine Prognose für das Umsatzpotenzial seiner wichtigsten Medikamentenkandidaten deutlich angehoben. Auf insgesamt mehr als zwölf Milliarden Euro schätzt Pharmachef Stefan Oelrich nun die möglichen Umsätze seiner vier wichtigsten Wachstumstreiber, statt bislang mehr als fünf Milliarden Euro.
DAX-Konzern Airbus bleibt mit deutlichem Abstand der größte Flugzeugbauer der Welt. Mit 661 ausgelieferten Flugzeugen, ein Plus von acht Prozent, blieb das französisch-deutsche Unternehmen 2022 zwar leicht hinter der eigenen Zielmarke von 700 Maschinen zurück, wie Airbus am Abend mitteilte. Der Konzern lag damit aber weit vor dem US-Rivalen Boeing, der im abgelaufenen Jahr nur 480 Flugzeuge ausliefern konnte.
Der Energietechnikkonzern Siemens Energy hat einen Großauftrag bei der Anbindung von Windparks in der deutschen Nordsee erhalten. Zusammen mit dem spanischen Unternehmen Dragados Offshore soll das Unternehmen Konverterstationen für eine Leistung von bis zu 4 Gigawatt errichten, wie sie am Dienstag mitteilten. Der Gesamtauftrag, der auch die Instandhaltung über zehn Jahre enthält, hat demnach ein Volumen von mehr als vier Milliarden Euro. Branchenkreisen zufolge soll etwa die Hälfte davon auf Siemens Energy entfallen.
Der Impfstoff-Hersteller will ein auf künstliche Intelligenz spezialisiertes britisches Start-up übernehmen. Mit einer geplanten Vorabzahlung von rund 362 Millionen Pfund (410 Millionen Euro) in bar und BioNTech-Aktien wäre die Übernahme von InstaDeep die größte in der bisherigen Firmengeschichte, wie das Mainzer Unternehmen mitteilte. Die angestrebte Übernahme eröffne einen Zugang zu einem globalen Netzwerk von Forschungspartnern in den Bereichen künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und Data Science, so BioNTech.
Der Klimawandel treibt die Schäden aus Stürmen, Überschwemmungen und anderen Naturkatastrophen in die Höhe. Für das abgelaufene Jahr errechnete die Münchener Rück weltweit Schäden von 270 (2021: 320) Milliarden Dollar. Für rund 120 Milliarden Dollar davon mussten Versicherer und Rückversicherer einstehen, wie aus der Naturkatastrophenbilanz der Münchener Rück hervorgeht.
Die größte US-Kryptobörse Coinbase hat wegen des schwierigen Marktumfelds erneut umfassende Stellenstreichungen angekündigt. Rund 950 Mitarbeiter sollen gehen - etwa 20 Prozent der Beschäftigten. Das gab Gründer und Chef Brian Armstrong am Dienstag in einem Memo an die Belegschaft bekannt. Coinbase hatte die Mitarbeiterzahl bereits Mitte vergangenen Jahres stark reduziert. Seitdem hat unter anderem die Pleite des Konkurrenten FTX den Kryptomarkt weiter erschüttert.