Monatsbericht der Bundesbank Bessere Aussichten für die deutsche Wirtschaft
Die deutsche Wirtschaft dümpelt immer noch vor sich hin, aber es gibt neue Hoffnungszeichen. Die Bundesbank geht davon aus, dass sich der Erholungskurs fortsetzt - auch, wenn es noch Gegenwind gebe.
Die Deutsche Bundesbank sieht zunehmend Lichtblicke für die deutsche Wirtschaft. Die konjunkturelle Erholung setze sich fort, hieß es im heute veröffentlichten Monatsbericht der Notenbank. Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) - also die Summe aller produzierten Güter und Dienstleistungen - dürfte im zweiten Quartal erneut etwas steigen.
"Während die deutsche Wirtschaft nach wie vor Gegenwind hat, mehren sich die Lichtblicke", schrieben die Expertinnen und Experten. Im ersten Quartal hatte Europas größte Volkswirtschaft, gestützt vom Export und gestiegenen Bauinvestitionen, mit einem Mini-Wachstum von 0,2 Prozent überrascht.
Industrie kommt aus Schwächephase
Die Industrie arbeitet sich den Expertinnen und Experten zufolge langsam aus ihrer Schwächephase heraus. Die Produktion sei im April gestiegen, und vor allem bei der Nachfrage aus dem Ausland deute sich eine Verbesserung an - wenngleich von niedrigem Niveau aus.
Der private Konsum, der zu Jahresbeginn noch als Konjunkturstütze ausfiel, könnte demnach im laufenden Quartal etwas zulegen. Verbraucherinnen und Verbraucher hätten sich zwar zum Quartalsbeginn mit zusätzlichen Ausgaben noch zurückgehalten. Vor allem dank kräftig steigender Löhne verbesserten sich die Ausgabenspielräume der Konsumenten derzeit aber spürbar, erläuterten die Expertinnen und Experten.
Zinsen belasten Investitionen
Gestiegene Zinsen dämpfen den Angaben zufolge allerdings weiterhin Investitionen. Dies belaste vor allem den Wohnungsbau. "In der Baubranche ging die Produktion im April wieder deutlich zurück, nachdem sie im ersten Quartal durch die außergewöhnlich milde Witterung gestützt worden war."
Die Zinsen waren aufgrund des Preisauftriebs nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine innerhalb kürzester Zeit stark angehoben worden. Die Inflation in Deutschland wird sich laut Prognose der Bundesbank voraussichtlich in den nächsten Monaten um das aktuelle Niveau herum einpendeln.
Die Inflationsrate dürfte sich schwankend seitwärts bewegen. Das liege vor allem an den schwankenden Energiepreisen im vergangenen Jahr, schreiben die Volkswirte. Statistische Effekte würden dazu beitragen, dass die Teuerungsrate bis zum September etwas sinke, danach aber bis zum Jahresende wieder ansteige.
Hoffen auf den Aufschwung
Für das Gesamtjahr erwartet die Bundesbank in ihrer jüngsten Prognose von Anfang Juni ein Wachstum der deutschen Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent.
Mittelfristig rechnen die Volkswirte der Notenbank wieder mit einem etwas stärkeren Plus von 1,1 Prozent im Jahr 2025 und 1,4 Prozent im Jahr 2026. Noch im vierten Quartal 2023 war Europas größte Volkswirtschaft um 0,5 Prozent geschrumpft.
Ifo-Institut verdoppelt Wachstums-Prognose
Das ifo-Institut hat seine Prognose für das Wachstum in diesem Jahr inzwischen sogar verdoppelt. Demnach wird die Wirtschaftsleistung voraussichtlich um 0,4 Prozent zulegen. Im März hatten die Münchener Forscher noch ein Plus von 0,2 Prozent vorhergesagt.
Für das kommende Jahr wird nach wie vor mit einer Beschleunigung auf 1,5 Prozent gerechnet. "Im Fußball läuft es mittlerweile rund bei uns, in der Wirtschaft ist es leider noch nicht so", sagte ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser angesichts der beiden Siege der deutschen Nationalmannschaft bei der Heim-Europameisterschaft. "Wir arbeiten uns langsam aus der Krise heraus. Die Betonung liegt auf langsam."