Bundesbank-Prognose Wirtschaft kommt langsam aus der Schwächephase
Die konjunkturelle Lage in Deutschland bleibt durchwachsen. Die Exporte legten im April stärker als erwartet zu. Jedoch ging die Produktion zurück. Die Bundesbank sieht ein Ende der Schwächephase.
Die deutsche Wirtschaft wird nach Einschätzung der Bundesbank nur langsam wieder Fahrt aufnehmen. Die Wirtschaft werde 2024 wieder etwas wachsen und in den Jahren darauf dann deutlicher zulegen, teilte die Bundesbank in ihrer halbjährlichen Wirtschaftsprognose mit.
"Die deutsche Wirtschaft befreit sich aus der konjunkturellen Schwächephase", erklärte Bundesbankpräsident Joachim Nagel. Der private Konsum werde nach und nach wieder zulegen. Ab der zweiten Jahreshälfte werde nach Einschätzung der Bundesbank auch der Export dann wieder besser laufen.
Laut den Prognosen der Bundesbank wird die Wirtschaftsleistung im laufenden Jahr voraussichtlich kalenderbereinigt um 0,3 Prozent wachsen. In ihrer Prognose vom Dezember hatte sie noch ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,4 Prozent für 2024 vorhergesagt. Für das nächste Jahr geht sie dann von einem wieder stärkeren BIP-Wachstum von 1,1 (Dezember-Prognose: 1,2) Prozent aus. Für 2026 erwartet sie nun ein Plus von 1,4 (1,3) Prozent.
Habeck: Wirtschaft wächst bis 1,5 Prozent in 2025
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck rechnet hingegen mit deutlich mehr Wachstum im kommenden Jahr. Wenn es gut laufe, würden es ein bis eineinhalb Prozent sein, sagte der Grünen-Politiker in Berlin beim Tag der Familienunternehmen. Im April hatte die Bundesregierung für 2025 ein Plus von 1,0 Prozent vorausgesagt. Im vergangenen Jahr war die deutsche Wirtschaft leicht geschrumpft, dieses Jahr wird nur ein Mini-Wachstum erwartet.
Habeck sprach von zwei schlimmen Jahren für die Wirtschaft. Er führte dies vor allem auf die Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine zurück - beispielsweise zwischenzeitlich sprunghaft gestiegene Energiepreise und eine insgesamt hohe Inflation. "Diesen Grund haben wir jetzt im Griff." Wegen der wieder deutlich niedrigeren Inflation hatte die EZB am Donnerstag erstmals seit 2019 den Leitzins wieder gesenkt, was die Wirtschaft nun anschieben dürfte.
Aktuellen Daten zufolge legten die Exporte im April gegenüber dem Vormonat um 1,6 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Daten mitteilte. Exportiert wurden Waren im Wert von 136,5 Milliarden Euro. Das waren 1,9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Importe stiegen gegenüber dem Vormonat um 2,0 Prozent. Innerhalb eines Jahres gab es mit einem Volumen von 114,5 Milliarden Euro allerdings einen Rückgang um 0,6 Prozent.
ifo: Exportindustrie mit besserer Stimmung
Die Stimmung in der deutschen Exportindustrie hatte sich dem ifo-Institut zufolge im Mai aufgehellt. Die Exportwirtschaft entwickle insgesamt allerdings noch keine große Dynamik, so Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo-Umfragen. In den ersten vier Monaten verzeichneten die Statistiker bei den Exporten mit 539,2 Milliarden Euro einen leichten Rückgang von 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Die Produktion der deutschen Industrie sank hingegen im April belastet vom kriselnden Bausektor weiter. Gegenüber dem Vormonat sank die Gesamtherstellung um 0,1 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt mit. Analysten hatten dagegen einen leichten Zuwachs der Produktion von im Schnitt 0,2 Prozent erwartet. Der Rückgang folgt auf ein Minus von 0,4 Prozent im März. Im weniger schwankenden Dreimonatsvergleich stieg die Produktion bis April jedoch um 1,0 Prozent.