Steinmeiers Weihnachtsansprache "Lassen wir uns nicht auseinandertreiben"
Über diesem Weihnachtsfest liege nach dem Anschlag von Magdeburg ein "dunkler Schatten" - das sagt Bundespräsident Steinmeier in seiner Weihnachtsansprache. Er rief zu Zusammenhalt auf. "Hass und Gewalt dürfen nicht das letzte Wort haben."
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Menschen in Deutschland angesichts des Anschlags auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt dazu aufgerufen, zusammenzustehen. Vielen werde das Herz schwer sein an diesem Weihnachtsfest, sagte Steinmeier in seiner vorab veröffentlichten Weihnachtsansprache.
"Dunkler Schatten" über Weihnachten
Über diesem Weihnachtsfest liege ein "dunkler Schatten". Es herrsche Trauer, Schmerz, Entsetzen und Fassungslosigkeit über das, was in Magdeburg geschehen sei. Viele seien aufgewühlt und verunsichert, hätten vielleicht auch Angst. "All diese Gefühle sind verständlich. Aber sie dürfen uns nicht beherrschen, und sie dürfen uns nicht lähmen", sagte er.
Und: Hass und Gewalt dürften nicht das letzte Wort haben. "Lassen wir uns nicht auseinandertreiben. Stehen wir zusammen", appellierte der Bundespräsident. "Zusammenhalt, wenn es darauf ankommt, das ist es doch, was unser Land ausmacht", fuhr Steinmeier fort. "Zeigen wir das - gerade jetzt!"
Nach dem Anschlag gab es viel Trauer, aber auch viel Zusammenhalt.
Beileid für die Opfer, Dank für die Helfer
Der Bundespräsident richtete sich in seiner Ansprache auch direkt an die Opfer des Anschlags und deren Angehörige. Ihnen wolle er sagen: "Sie sind mit Ihrem Schmerz nicht allein. Die Menschen überall in unserem Land fühlen und trauern mit Ihnen." Den Verletzten und schwer Verletzten wünschte Steinmeier rasche Genesung.
Er dankte zudem "im Namen unseres ganzen Landes" allen, die am Abend des Anschlags und in den Tagen danach vor Ort Hilfe geleistet und Trost gespendet haben und dies auch jetzt in den Weihnachtstagen tun: den Polizisten und Feuerwehrleuten, Sanitätern und Ärztinnen, den Seelsorgern und allen, die mitgeholfen haben.
Ampel-Aus "nicht das Ende der Welt"
Der Bundespräsident ging auch kurz auf das Scheitern der Ampelkoalition ein. "Auch wenn jetzt eine Regierung vorzeitig an ihr Ende gekommen ist, ist das nicht das Ende der Welt, sondern ein Fall, für den dieses Grundgesetz Vorsorge getroffen hat", sagte er.
"Die Entscheidung über die Auflösung des Bundestages und über Neuwahlen werde ich mit Sorgfalt nach den Weihnachtstagen treffen." Steinmeier will seine Entscheidung am 27. Dezember bekanntgeben.
Probleme offen ansprechen
Zur Lage im Land allgemein sagte der Bundespräsident, der Ton sei im Alltag rauer geworden, "zuweilen sogar unversöhnlich". Es gebe viel Unzufriedenheit über Politik, Wirtschaft, über Bürokratie, über Ungerechtigkeiten. Es gebe viele Herausforderungen, denen die Menschen in Deutschland sich stellen müssten. "Wir können sie nicht umtauschen wie Geschenke, die uns nicht gefallen."
Steinmeier forderte dazu auf, offen auszusprechen, "was schlecht läuft, was in unserem Land nicht so funktioniert, wie es funktionieren könnte und sollte". Auch was dringend getan werden müsse, müsse angesprochen werden.
Angesichts zahlreicher Krisen und Herausforderungen auf, sich auf die Stärken zu besinnen, "mit denen wir schon in der Vergangenheit große Aufgaben und Krisen gemeinsam gemeistert haben". Er nannte Gemeinsinn und Tatkraft, Ideenreichtum und Fleiß, Mut und Ehrgeiz sowie Vertrauen in uns selbst. "All das ist doch bei uns nicht verloren gegangen, all das ist doch lebendig, all dem begegne ich ja fast täglich, und ich bin überzeugt: All das wird uns Wege in die Zukunft immer wieder neu öffnen."
Die Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten wird am 1. Weihnachtsfeiertag (25. Dezember) abends ausgestrahlt.