Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten "Wir brauchen Menschen, die sich einbringen"
In seiner Weihnachtsansprache äußert Bundespräsident Steinmeier Verständnis für den Wunsch vieler, die bedrückende Weltlage auszublenden. Doch Demokratie brauche Mut und Miteinander - und Klarheit von den politisch Verantwortlichen.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier will mit Zuversicht in das neue Jahr blicken. Alle hätten Sehnsucht nach einer friedlicheren Welt, sagt Steinmeier in seiner Weihnachtsansprache. "Ich habe sie auch. Und ich finde, wir dürfen sie nie aufgeben."
Keinen Satz habe er in diesem Jahr so oft gehört wie diesen: "Ich schaue mir keine Nachrichten mehr an." Viele Menschen hätten ihm von dem Bedürfnis erzählt, abzuschalten statt die bedrückende Weltlage an sich heranzulassen. Er verstehe, dass es manchmal zu viel werde, so Steinmeier.
Dennoch brauche es Menschen, die sich einbrächten und daran arbeiteten, dass morgen das besser werde, was heute noch nicht gut sei. "Es gibt so viele Menschen in unserem Land, die genau das tun, die das Gemeinsame über das Trennende stellen", sagt Steinmeier.
75 Jahre Grundgesetz
Es sei berechtigt, Klarheit von den politisch Verantwortlichen zu erwarten - und dass sie um den richtigen Weg ringen. "Aber auch, dass sie Antworten geben, die uns als Land weiterhelfen." Doch es gebe bessere Ratgeber als Wut und Verachtung, wenn es anstrengend werde in der Demokratie. "Zu den guten Ratgebern gehören Mut und Miteinander."
Steinmeier erinnert daran, dass die Bundesrepublik im kommenden Jahr seit 75 Jahren eine Demokratie ist: "Unser Grundgesetz wird 75 Jahre alt. Und schon seit 34 Jahren gilt es für unser ganzes wiedervereinigtes Land. Das ist für uns alle ein Grund zu feiern."
Gemeinsam Aufgaben meistern
Er wolle sich kein Deutschland vorstellen, in dem sich alle zurückzögen, so Steinmeier. Er sei überzeugt: "Als vernünftige und verantwortungsbewusste Menschen können wir gemeinsam mit einer Welt zurechtkommen, die uns fordert." Gemeinsam könnten Aufgaben gemeistert werden, die sich den europäischen Nachbarn ebenfalls stellten. "Das kann und das wird uns gelingen, wenn wir uns anstrengen, wenn wir zusammenstehen und zusammenbleiben."
Steinmeier fordert die Menschen in Deutschland auf, sich nicht voreinander zu verschließen. "Ziehen wir uns nicht die Decke über den Kopf! Verschwenden wir nicht unsere Kraft im täglichen Gegeneinander. Sondern vertrauen wir der Stärke und der Erfahrung, die in uns steckt."
Die Weihnachtsansprache von Bundespräsident Steinmeier wird im Ersten am 25. Dezember 2023 um 20.10 Uhr ausgestrahlt.