Rund 400 Menschen setzten sich am Samstag beim Ostermarsch zwischen Wiesbaden und Mainz für "eine Welt ohne Krieg, Militär und Gewalt" ein.

Rheinland-Pfalz Hunderte Menschen fordern bei Ostermärschen Frieden und Abrüstung

Stand: 19.04.2025 18:58 Uhr

Rund um die Feiertage finden in Rheinland-Pfalz wieder die traditionellen Ostermärsche statt. In Mainz und Kaiserslautern wurde bereits am Samstag demonstriert. Am Fliegerhorst Büchel in der Eifel soll es am Montag eine Kundgebung geben.

Bundesweit hat das Netzwerk Friedenskooperative in diesem Jahr unter dem Eindruck der weltweiten Aufrüstung zu den Ostermärschen aufgerufen. Das diesjährige Motto lautet "Kriege stoppen - Frieden und Abrüstung jetzt!".

Demo gegen Raketen in Hasselbach 1986
Woher kommt die Tradition der Ostermärsche?
Die Ostermärsche der deutschen Friedensbewegung haben eine mehr als 60-jährige Tradition. Inspiriert wurden die ersten Aktionen von britischen Friedensaktivisten, die an Ostern 1958 einen Protestmarsch zum Atomwaffen-Forschungszentrum Aldermaston, rund 80 Kilometer westlich von London, organisierten. Der erste Ostermarsch für Frieden und Abrüstung in Deutschland fand zwei Jahre später statt. Im April 1960 machten sich rund 1.000 Pazifisten in Niedersachsen auf zu einem Sternmarsch nach Bergen-Hohne bei Celle. Dort erprobte damals die US-Army die Honest-John-Raketen als Träger für Atomwaffen. Ihren Höhepunkt erlebten die Ostermärsche dann in den 1980er Jahren. Als in Deutschland gemäß Nato-Doppelbeschluss neue amerikanische Mittelstreckenraketen stationiert werden sollen, gehen Hunderttausende auf die Straße, nicht nur an Ostern. Am 11. Oktober 1986 erlebt Rheinland-Pfalz seine wohl bis heute größte Demonstration überhaupt. Im Hunsrück versammeln sich bis zu 180.000 Menschen am Militärstandort Hasselbach. Die US-Airbase ist auch unter dem Namen "Pydna" bekannt. Heute beherbergt die Pydna einmal im Jahr Zehntausende von Ravern beim "Nature One" zur großen Techno-Party. Die ersten Ostermarschierer waren unter dem Eindruck nuklearer Bedrohung vor allem gegen Atomwaffen unterwegs, Der Protest geht bald darüber hinaus, die Friedensaktivisten fordern generell Abrüstung, Frieden und einen totalen Waffenverzicht. Kriegsgegner aus den unterschiedlichsten sozialen Milieus und politischen Lagern ziehen zusammen los. Die Protestbewegung spielt sich außerhalb etablierter Strukturen und Organisationen wie Parteien, Kirche oder Gewerkschaften ab. Nach einem Höhepunkt in den 1980er Jahren ebbt das Interessen nach dem Ende des Kalten Krieges ab. Krisen- und Kriegszeiten, etwa im Golfkriegsjahr 1991, bringen der Friedensbewegung wieder mehr Zulauf. Seit 2022 stehen die Proteste im Zeichen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Angesichts der gespaltenen Haltung gegenüber der NATO innerhalb der Friedensbewegung und der pauschalen Abrüstungsforderungen gibt es aber auch Kritik an den Kernaussagen der Märsche.

Mehrere hundert Teilnehmende in Mainz und Kaiserslautern

Der gemeinsame Mainz-Wiesbadener Ostermarsch lief am Samstag unter dem Motto "Für eine Welt ohne Krieg, Militär und Gewalt". Startpunkt war der Mainzer Hauptbahnhof. Veranstalterin ist die Deutsche Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen Mainz-Wiesbaden. Nach Angaben der Polizei nahmen rund 400 Menschen an der Demonstration teil.

Ebenfalls am Samstag fand ein Ostermarsch in Kaiserslautern unter dem Motto "Für eine Welt ohne Krieg, Militär und Gewalt. Verhandeln statt Schießen. Abrüsten statt Aufrüsten" statt. Veranstalterin war unter anderem die Friedensinitiative Westpfalz.

Laut Polizei beteiligten sich daran rund 150 Menschen. Sie kritisierten das Milliarden-Paket der neuen Bundesregierung zugunsten der Bundeswehr. Aufrüstung bringe keine Sicherheit, sondern Angst. Militär habe noch nie einen Krieg beendet, hieß es auf der Kundgebung. Die Teilnehmenden sprachen sich auch gegen die Stationierung von US-Mittelstreckenraketen in Deutschland aus. Man brauche das Geld stattdessen für die Armutsbekämpfung und den Klimaschutz.

Ein weiterer Ostermarsch findet am Fliegerhorst Büchel am Ostermontag unter dem Motto "Für ein Europa ohne Atomwaffen". Ab 14 Uhr zieht die Demonstration vom Gewerbegebiet Büchel entlang des Fliegerhorstes.

Unterwanderung der Ostermärsche durch rechte Gruppen?

Die Unterwanderung der Ostermärsche von Querdenkern und rechtspopulistischen Kräften sei durch die Corona-Pandemie neu hinzugekommen, sagt der Friedens- und Konfliktforscher Sascha Werthes von der Universität Trier. Das stelle eine Herausforderung für die Friedensbewegung dar und für die Akteure, die sich dort positioniert haben.

Dr. Sascha Werthes ist Friedens- und Konfliktforscher an der Universität Trier.

Dr. Sascha Werthes ist Friedens- und Konfliktforscher an der Universität Trier.

Einmischungsversuche in die Friedensbewegung habe es aber immer schon immer gegeben. Die Akzeptanz der Ostermärsche habe darunter gelitten, dass es vereinzelt die Zusammenarbeit mit rechten Gruppen gegeben habe. Diese Einschätzung teilt die Friedensforscherin Ursula Schröder im Interview mit SWR Aktuell Radio.

Die deutsche Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen Mainz-Wiesbaden hat in den letzten zehn Jahren eine ähnliche Entwicklung beobachtet. Rechte Gruppierungen würden zum Teil Friedensdemos unterwandern und zu ihren Zwecken instrumentalisieren. Auch die Ausgabe von rechten Demos als Friedensdemos sei zu beobachten.

Um eine Unterwanderung der Proteste zu verhindern, habe der Veranstalter Vorkehrungen getroffen. Unter anderem wird auf der Website der Friedensgesellschaft erklärt, welche Personengruppe, Symbole und Parolen nicht geduldet werden. Die Verantwortlichen des Ostermarschs Büchel haben in der Vergangenheit keine Probleme mit Unterwanderung der Demonstration gehabt und erwarten auch dieses Jahr keine. Man sei während der Demonstration allerdings sehr wachsam.

Sendung am Sa., 19.4.2025 18:00 Uhr, SWR Aktuell Rheinland-Pfalz, SWR RP

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