"Raubbau an unserem Wald" steht auf einem Schriftzug im Wald im Kreis Kaiserslautern.

Rheinland-Pfalz Förster im Pfälzerwald bei Kaiserslautern werden angefeindet

Stand: 16.04.2025 14:14 Uhr

Beleidigungen und Bedrohungen bekommen mittlerweile nicht nur Polizei und Rettungskräfte ab. Auch Förster müssen sich dem immer öfter aussetzen. Auch im Pfälzerwald bei Kaiserslautern. Dort gab es vor Kurzem sogar einen Anschlag.

"Verbrecher", "Waldmörder" oder "Wald abgeschlachtet" steht in Großbuchstaben auf einem asphaltierten Waldweg im Kreis Kaiserslautern. Hier haben vor wenigen Wochen Waldarbeiten stattgefunden. Offenbar selbsternannte Naturschützer sind ihren eigenen Weg des Wald- und Klimaschutzes gegangen. Leidtragende in diesem Fall sind die Mitarbeiter des hiesigen Gemeinde-Waldes. Sie müssen solche Schmierereien aufwendig entfernen. Beleidigungen gibt es noch on top - ob persönlich oder via Social Media. "Das sind keine Ausnahmen mehr", sagte Günter Franz. Er leitet die behördlichen Aufgaben bei Landesforsten Rheinland-Pfalz.

Auf einem asphaltierten Waldweg im Kreis Kaiserslautern steht etwas verblasst "Wald-Mörder".

Schon etwas verblasst, weil ein paar Wochen her: der Schriftzug "Wald-Mörder" auf einem Waldweg im Kreis Kaiserslautern.

Anfeindungen gegen Förster im Pfälzerwald sind Extremfälle

"Die Respektlosigkeit gegen Forstmitarbeiter ist schon zu spüren." Vor allem über die Sozialen Netzwerke nehmen Anfeindungen zu, sagt Günter Franz. "Das gilt für die letzten fünf Jahren. Seitdem sich die Klimakrise im Wald offenkundig bemerkbar macht, da kommt die Sorge von Waldfreunden um den klimageschädigten Wald zum Ausdruck." Das ist aber nicht nur ein Problem im Wald bei Kaiserslautern. Franz spricht von einer generellen Entwicklung. Den Forstleuten werde "Profitgier" vorgeworfen - und das, obwohl die meisten Förster im öffentlichen Dienst arbeiten und von dem angeblichen Profit ohnehin nichts haben. Und trotzdem, sagt Günter Franz: "In Extremfällen kommt es zu Anfeindungen."

Anschlag mit Pyro auf Waldfahrzeug im Kreis Kaiserslautern

Ein negatives Highlight gab es im Februar dieses Jahres, als in Enkenbach-Alsenborn ein Anschlag auf ein Waldfahrzeug verübt wurde. Unbekannte hatten nach Angaben der Polizei Pyrotechnik an der Frontscheibe an- und zur Explosion gebracht. Dabei wurde glücklicherweise niemand verletzt, aber der Innenraum des Wagens wurde zerstört. Der Schaden: rund 20.000 Euro. "Das ging über jede Grenze hinaus. Das ist höchst kriminell", sagt Günter Franz. Die Kripo in Kaiserslautern ermittelt in diesem Fall immer noch. Zum Glück - so Franz - ist ein solcher Anschlag die absolute Ausnahme. Aber trotzdem habe die Respektlosigkeit gegenüber Förstern zugenommen.

Menschen offenbar unwissend

Das Problem liegt laut Franz in der Unwissenheit vieler Menschen. Vor allem diejenigen, die einen "urbanen Hintergrund" haben, also aus der Stadt kommen und sich im Waldbau nicht auskennen. Auffallend sei das - so Franz - in Waldgebieten in der Nähe größerer Städte wie Kaiserslautern oder Trier. "Da gibt es dann auch eine höhere Besucherdichte." So kommt es auch mal vor, dass "die mit dem Stock auf das Forstauto schlagen", weil man sich vom Förster belästigt fühlt, wenn er an ihnen vorbeifährt und nur seiner Arbeit nachgeht. Günter Franz betont aber, dass es sich immer um einen kleinen Anteil der Menschen handele, die Ärger machten. Auch die "Waldmörder"-Schriftzüge wie zuletzt im Kreis Kaiserslautern fußen auf einer solchen Unkenntnis, so Franz.

Viele leben nach dem Motto: 'Ich habe meine Meinung, was interessieren mich Fakten?' Günter Franz von den Landesforsten RLP

"Der Förster in der betroffenen Gemeinde hat seine Arbeit ordnungsgemäß erledigt." Wenn die Bäume gerade gefällt wurden, sieht es eben schon mal kurz "unordentlich" im Wald aus. Aber auch das nehmen selbsternannte Waldschützer zum Anlass, mit der Spraydose tätig zu werden, erklärt Günter Franz. "Fachliche Autorität wird nicht mehr akzeptiert. Viele leben nach dem Motto: 'Ich habe meine Meinung, was interessieren mich Fakten?'"

Warum es im Pfälzerwald so aussieht, wie es aussieht

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Auch scheinbar gesunde Bäume werden gefällt, damit junge Bäume genug Licht und Platz zum Wachsen haben. Das nennt man Waldpflege. So bleibt der Wald stabil und vielfältig. Außerdem wird Holz als nachwachsender Rohstoff genutzt, zum Beispiel für Möbel oder Papier. Quellen:
  1. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
  2. Stiftung Wasserkunst Elbinsel Kaltehofe
Übrigens: Das Prinzip der nachhaltigen Forstwirtschaft in Deutschland besagt, dass pro Jahr höchstens so viel Holz aus dem Wald entnommen werden soll, wie im gleichen Zeitraum nachwächst. Dieses Prinzip ist seit dem 18. Jahrhundert etabliert und bildet die Grundlage der deutschen Forstwirtschaft. Quelle:
  1. Gesamtverband Deutscher Holzhandel e.V.

Auch "gute Taten" werden bestraft - ein Beispiel aus Kaiserslautern

In einem anderen Fall aus dem Pfälzerwald bei Kaiserslautern sprayten mutmaßlich völlig Unwissende den Schriftzug "Waldmörder" auf Bäume, die das Forstamt ohnehin unter Bestandsschutz gestellt und entsprechend gekennzeichnet hatte. "Es ist feige, wenn man nicht mit den Verantwortlichen spricht." Günter Franz appelliert an den gesunden Menschenverstand - ganz nach dem Motto: erst informieren, dann reagieren.

Förster in Rheinland-Pfalz bekommen Rückendeckung

Den Mitarbeitern der Landesforsten Rheinland-Pfalz garantiert Günter Franz Rückhalt. Bei Beleidigungen sollten sie das Gespräch mit den Kolleginnen und Kollegen suchen. "Man sollte sich selbst versichern und Rücksprache halten - und danach nicht zu lange ärgern." Bei solchen Fällen wie zuletzt im Kreis Kaiserslautern rät Franz noch einen Schritt weiter zu gehen. Es gibt nämlich eine Sozialberatung bei den Landesforsten. "Holen Sie sich Unterstützung." Aber Franz sagt auch. "In gewisser Weise müssen wir das aushalten. Polizei und Justiz werden schon länger beleidigt. Jetzt hat es die Försterinnen und Förster erreicht."

Der Förster und der Wald
Mit der Sprühdose durch den Wald. Bäume, die gefällt werden sollen, werden markiert. Brutbäume von Vögeln bekommen ebenfalls ein Zeichen aufgesprüht – genauso wie starke, gesunde Zukunftsbäume. Der Förster muss alles im Blick haben. Schließlich geht es um die Zukunft seines Waldes, aber auch um den Schutz der Menschen, die den Wald nutzen. Droht zum Beispiel ein Baum umzustürzen, vielleicht sogar auf eine Straße, dann ist auch hier der Förster gefragt. Den Wald nutzen und schützen, darauf kommt es in der Forstwirtschaft an. Vor allem im staatlichen Wald haben sich deshalb andere Konzepte durchgesetzt als früher: weg von den Monokulturen – hin zu einem naturnahen Mischwald. Anders als in vielen Privatwäldern kommt es im Staatswald schließlich nicht nur auf den reinen Profit, den reinen Holzertrag an. Zwar muss der Förster auch Geschäftssinn und kaufmännisches Geschick haben, wenn es darum geht, wertvolles, marktgerechtes Holz zu produzieren und zu verkaufen, aber dabei ist er in gleichem Maße auch Natur- und Umweltschützer. Der Förster muss somit Ökonomie und Ökologie vereinen. Text: Planet-Wissen/WDR

Sendung am Mi., 16.4.2025 5:00 Uhr, Guten Morgen Rheinland-Pfalz auf SWR1

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