
Niedersachsen Mecklenburg-Vorpommern Schleswig-Holstein Mögliche Gesetzesänderung: Länder für leichteren Wolfsabschuss
Der Bundesrat fordert die Bundesregierung dazu auf, den Abschuss von Wölfen künftig zu erleichtern. Am Freitag haben die Länder einen entsprechenden Antrag von Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Thüringen angenommen.
Dem Entschließungsantrag nach soll die Anpassung deutscher Gesetze vorbereitet werden. Dadurch soll nach der Änderung des Schutzstatus' des Wolfs auf EU-Ebene eine Grundlage geschaffen werden, um die Bestände künftig regional gezielt kontrollieren zu können. Der Europarat hatte den Schutzstatus der Tiere von "streng geschützt" auf "geschützt" abgesenkt. Die EU-Kommission hatte daraufhin ein entsprechendes Verfahren angestoßen, um den Mitgliedstaaten ein schärferes Vorgehen zu ermöglichen. Eine Änderung der Flora-Fauna-Habitat-Richtline (FFH) könnte womöglich noch im Mai vom Europäischen Parlament und dem Europäischen Rat bestätigt werden, wie ein Sprecher des niedersächsischen Umweltministeriums am Freitag mitteilte.
Wolfsberater: Bestandsregulierung nötig
Für Jörn Grabau, Wolfsberater im Heidekreis, ist der Entschluss des Bundesrates überfällig. "Es wurde Zeit, dass der Schutzstatus abgesenkt wird und dass das auch schnellstmöglich in nationales Recht umgesetzt wird", sagte Grabau am Sonnabend im Interview mit NDR Info. Die Bestände seien "dermaßen angewachsen, dass die Akzeptanz nicht nur bei den Weidetierhaltern und Jägern sinkt, sondern auch in der Bevölkerung". Er bekomme als Wolfsberater viele Anrufe von besorgten Bürgern, die fragten, ob sie noch bestimmte Gebiete betreten sollten. "Und das ist eine besorgniserregende Situation."
Keinesfalls allerdings solle die Wolfspopulation wieder auf Null gesenkt werden. Der Wolf sei ein faszinierendes Tier. Eine Bestandsregulierung sei aber unumgänglich. Denn nur mit immer größeren Schutzmaßnahmen für die Weidetiere sei dem Problem der immer häufigeren Risse nicht beizukommen. Für die Weidetierhalter sei die zumutbare Grenze bereits erreicht, so Grabau. "Es werden ja auch schon große Zäune oder Schutzeinrichtungen vom Wolf überwunden."
Union-Umweltexpertin: Wolf muss in Deutschland bejagt werden
Union und SPD kündigen in ihrem Koalitionsvertrag an, den Bundestats-Vorstoß unverzüglich in nationales Recht umzusetzen. "Wir müssen den Wolf auch in Deutschland bejagen, damit wir die Bestände gezielt klein halten", sagte Umweltexpertin der Union Anja Weisgerber (CSU). Das Tier solle ins Jagdrecht aufgenommen werden.
Weil: "Noch in diesem Jahr Nägel mit Köpfen machen"
Niedersachsen hat sich bei der Abstimmung am Freitag enthalten. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sagte nach dem Votum in Berlin: "Wir stellen fest, dass die Konflikte mit der ländlichen Bevölkerung durch Nutztierrisse beispielsweise einfach zu groß geworden sind." In Niedersachsen lebten an manchen Orte zu viele Wölfe, so der scheidende Ministerpräsident. Viele Menschen würden nicht verstehen, warum an einer solchen Stelle der Staat nicht so reagiere, wie er es bei anderen Tierarten auch tue, so Weil. Ein Abschuss - ohne das Tier auszurotten - müsse möglich sein. "Ich hoffe sehr, dass wir jetzt noch in diesem Jahr an dieser Stelle Nägel mit Köpfen machen können", so der Ministerpräsident.
Backhaus: Schäden auf tragbares Maß begrenzen
Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) begrüßt die Entscheidung im Bundesrat. "Bislang ist es nicht gelungen, rechtssichere Regelungen zum aktiven Wolfsmanagement auf Bundesebene zu schaffen", heißt es in einer Mitteilung des Landwirtschaftsministeriums. Nun müsse der Bund diese Regelungslücke zeitnah schließen, um die Schäden durch den Wolf in der Nutztierhaltung "auf ein tragbares Maß" zu begrenzen, so Backhaus.
Zuchtverband hofft auf einfacheren Abschuss von Wölfen
Die Vorsitzende des Landesschaf- und Ziegenzuchtverbandes Mecklenburg-Vorpommerns, Susanne Petersen, sieht in der Entscheidung in Berlin eine wichtige Forderung an die neue Bundesregierung. Für sie sei zudem wichtig, dass der Bund realistische und aktuelle Daten zu den Wolfsbeständen an die EU-Kommission weitergebe - damit der Abschuss von übergriffigen Wölfen vor den Gerichten nicht weiterhin scheitere, so Petersen.
Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Hallo Niedersachsen | 11.04.2025 | 19:30 Uhr