
Mecklenburg-Vorpommern Mobile Tierambulanz hilft bedürftigen Tierbesitzern in Rostock
Christian Ergenzinger tourt durch Deutschland und untersucht kostenlos Tiere. Er möchte denjenigen helfen, die sich einen Tierarzt nicht leisten können. Aktuell ist er in Rostock anzutreffen.
Wenn das eigene Haustier plötzlich humpelt oder nicht mehr richtig frisst, sind Haustierbesitzer in Sorge und wissen: Es steht ein Besuch beim Tierarzt an. Doch nicht alle können sich die Untersuchung oder die Medikamente vom Tierarzt leisten. Die Folge: Die Tiere werden immer kränker. Christian Ergenzinger aus dem Rheinland hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen Menschen und ihren Tieren zu helfen. Seit Oktober tourt er mit seinem umgebauten Rettungswagen und einem Wohnmobil durch Deutschland und bietet denjenigen, die sich einen Tierarzt nicht leisten können, kostenlose medizinische Versorgung für ihre Vierbeiner an. Der Tierheilpraktiker kann jedoch nicht alle Untersuchungen vornehmen.
Tierwohl für alle Tiere
Der 57-Jährige ist Tierheilpraktiker und studierte zuerst Tiermedizin. Nach dem diagnostischen Teil des Studiums entschied sich Christian Ergenzinger jedoch für eine naturheilkundliche Weiterbildung. Doch das Wissen aus dem Studium hilft ihm bei seiner Arbeit als Tierheilpraktiker. Ihm geht es vor allem darum, dass das Tierwohl für alle Tiere gelten sollte: "Tiere haben eben keine vernünftige Lobby, zumindest in meinen Augen. Und auch die Tiere von wirtschaftlich schlechter gestellten Leuten haben das gleiche Recht auf eine medizinische Versorgung. Da wird sich viel zu wenig drum gekümmert. Und deswegen mache ich das", so Ergenzinger.
Stopp am Sozialkaufhaus in Dierkow
Seit knapp einer Woche steht Ergenzinger mit seiner "Wilma", wie er den zur mobilen Tierambulanz umgebauten Rettungswagen nennt, an verschiedenen Stellen in Rostock - zum Beispiel vor der Tiertafel, dem Jugendalternativzentrum oder dem Sozialkaufhaus in Rostock-Dierkow. Dort ist auch Anne Speer auf Ergenzinger aufmerksam geworden, als sie mit ihrer Hündin Mathilda vorbeilief: "Ich war gerade im Sozialkaufhaus und habe nochmal nach einer Decke geschaut für sie, fürs Auto, weil ich dachte, sie friert. Ich hatte mir Sorgen gemacht, dass sie irgendetwas mit der Blase hat. Und dann habe ich dieses Auto gesehen und wollte nur mal 'Hallo' sagen", sagt die Rostockerin.
Leistungsspektrum der Untersuchungen ist limitiert
Christian Ergenzinger erklärt ihr, dass er sich ihre Hündin gerne ansehen werde. Als Tierheilpraktiker kann er zwar keine Operationen durchführen, er bietet aber diagnostische Verfahren und allgemeine Gesundheits-Check-ups an: "Das, was immer sehr teuer ist, ist die Diagnostik. Die haben wir hier an Bord, bis aufs Röntgen - das hat nicht mehr rein gepasst, aber ein hochmodernes Ultraschallgerät, EKG und Labor. Das können wir alles hier machen. Also ist ein riesiger Kostenfaktor schon mal weg", so Ergenzinger.
Unterstützung durch Tierärzte
Finanziell unterstützt wird Ergenzinger durch Spenden. Medizinisches Versorgungsmaterial erhält er auf seiner Tour zum Beispiel immer wieder aus örtlichen Krankenhäusern. Sollte er sich bei einer Diagnose mal unsicher sein, kann Ergenzinger per Telemedizin außerdem einen Tierarzt dazu schalten. Wenn Ergenzinger feststellt, dass doch eine Operation notwendig ist, überweist er die tierischen Patienten an lokale Tierärzte. Die Kosten für die Operationen werden vom Verein Tierhilfe-Rhein-Mosel, mit dem Ergenzinger zusammenarbeitet, getragen.
Hundebesitzerin nach Check-up erleichtert
Bei Hündin Mathilda schaut sich Ergenzinger Zähne, Augen und Pfoten an. Er tastet die kleine Jack-Russel-Dame ab und erklärt Anne Speer anschließend, dass sie eine Urinprobe nehmen soll. Das Ergebnis sieht gut aus. Mathilda scheint kerngesund zu sein. Anne Speer wirkt erleichtert: "Das ist schön, das ist schön. Du bist gesund mein Baby, Mami macht sich keinen Kopf mehr", flüstert die Rostockerin ihrem Hund zu.

Christian Ergenzinger untersucht die ukrainische Hündin Nika.
Weitere Stationen in MV geplant
Wie lange Ergenzinger seine Tour noch fortsetzen will, ist aktuell noch unklar. Vorgenommen hat er sich einige Jahre. Auch in welche Stadt er als nächstes fahren will, hat er noch nicht entschieden. Vermutlich möchte er aber noch einige Zeit in Mecklenburg-Vorpommern bleiben.
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 08.04.2025 | 16:11 Uhr