
Mecklenburg-Vorpommern Greifswald: Nach Feuer in Flüchtlingsheim - Asylbewerberin verurteilt
Wegen fahrlässiger Brandstiftung in einer Flüchtlingsunterkunft klagte die Staatsanwaltschaft eine 32-Jährige an - das Amtsgericht Greifswald verurteilte sie zu einer Geldstrafe. Neun Menschen erlitten Rauchgasvergiftungen.
Das Amtsgericht Greifswald (Landkreis Vorpommern-Greifswald) hat eine 32 Jahre alte Bewohnerin einer Flüchtlingsunterkunft am Mittwoch zu einer Geldstrafe von 1.350 Euro verurteilt - das sind 90 Tagessätze á 15 Euro. Die Anklage hatte ihr fahrlässige Brandstiftung im ehemaligen Europahotel vorgeworfen. In der Verhandlung hat die Asylbewerberin gestanden, in der Nacht vom 3. auf den 4. Juni vergangenen Jahres eine Kerze angezündet zu haben, weil das Licht in dem Haus nicht funktioniert habe. Dann sei sie eingeschlafen. Außerdem hätten ihre zwei Kinder nach der Flucht über das Mittelmeer Angst im Dunkeln gehabt. In den Morgenstunden hatte die Matratze durch das Kerzenlicht Feuer gefangen. Dadurch erlitten neun weitere Bewohner eine Rauchgasvergiftung.
Staatsanwaltschaft forderte Freiheitsstrafe auf Bewährung
Am Gebäude und der Inneneinrichtung war ein Schaden von mehr als 28.000 Euro entstanden. Das Gericht wertete als mildernden Umstand, dass ein Großteil der Habseligkeiten der Angeklagten bei dem Feuer verbrannt war. Außerdem hätte sie die Gesundheit ihrer Kinder nicht aufs Spiel setzen wollen. Erschwerend wertete das Gericht jedoch, dass sie mit ihrer Lebenserfahrung um die Risiken von offenem Feuer hätte wissen müssen. Die Staatsanwaltschaft bewertete die Tat schwerer, denn mit dem Brand habe die 32-Jährige das Leben vieler anderer im Gebäude in Gefahr gebracht. Daher forderte die Staatsanwaltschaft eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten auf Bewährung.
Haftbefehl im Heimatland der Frau
Die Verteidigung wollte ein "mildes Urteil" erreichen, da bei einer Haftstrafe das Asylverfahren der Frau mutmaßlich beendet gewesen wäre. Bei einer Abschiebung in ihr Heimatland hätte sie ins Gefängnis gehen müssen. Denn dort läge ein Haftbefehl gegen sie vor. Das Urteil in Greifswald ist noch nicht rechtskräftig. Die Verteidigung will auf eine Revision verzichten, die Staatsanwaltschaft hat Ähnliches signalisiert, will jedoch noch prüfen.
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Radio MV | Regionalnachrichten aus Greifswald | 09.04.2025 | 17:30 Uhr