Eine Luftaufnahme von den Bauarbeiten bei Zölkow.

Mecklenburg-Vorpommern Finale in Zölkow: Warnow-Renaturierung wird abgeschlossen

Stand: 08.04.2025 15:47 Uhr

Alles begann vor zehn Jahren als Ausgleichsmaßnahme für Windkraftanlagen. Nach der Renaturierung kann die Warnow nördlich von Parchim wieder fließen wie vor ihrer Begradigung. Eine neue Fußgängerbrücke soll Menschen aus der Region den Zugang zum Fluss ermöglichen.

Von Franz Fanter

Noch vor einem Jahr sah die Warnow bei Zölkow (Landkreis Ludwigslust-Parchim) aus wie ein Entwässerungsgraben. Dabei ist sie hier noch jung, sie entspringt in gerade einmal 15 Kilometern Entfernung. Von Forellenbachromantik aber war damals nichts zu spüren, sagt Klaudia Lüdecke. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Warnow aus dem kanalisierenden Korsett zu befreien: "Ist man hier im Sommer hergekommen, hat man keine fließende Welle gesehen. Alles war verkrautet." Nährstoffeinträge und die fehlende Beschattung hätten damals ihr übriges getan, so die Umweltingenieurin. "Es entstehen dann Sauerstoffzehrungsprozesse im Wasser auch zusammen mit den vielen Nährstoffen und die Fische machen praktisch Schnappatmung, also sie ersticken förmlich im Wasser."

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Zehn Jahre lang hat Klaudia Lüdecke die Renaturierung geplant und begleitet - im Auftrag des Wasser- und Bodenverbandes Mittlere Elde.

Millionenprojekt aus mehreren Töpfen finanziert

Dem Bach wurde einst Land abgerungen, um es zu bewirtschaften, sagt Uwe Zöllner vom Wasser- und Bodenverband Mittlere Elde. "Das war ehemals das Durchströmungsgebiet der Warnow. Da hat sich Niedermoor, ein Druchströmungsmoor gebildet." Nur durch die Begradigungen seien die fruchtbaren Wiesenflächen erst nutzbar geworden. "Jetzt haben wir versucht, diese Mäandrierung [gewundener Verlauf, Anm. d. Red.] wieder zu initiieren, sodass der Fluss sich wieder selbst entwickeln kann." Für die Ausführung ist der Wasser- und Bodenverband zuständig. Die Projekt-Kosten von etwa drei Millionen Euro kommen zum größten Teil von der EU, aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums. Auch Bund und Länder sind zu einem Viertel beteiligt. Ein noch kleinerer Teil kommt aus der Wirtschaft - als Ausgleichsmaßnahme für Windkraftanlagen.

Landesanglerverband unterstützt Renaturierung

Nicht nur langsam fließende Flussbereiche hat Klaudia Lüdecke mit Baggerarbeiten beseitigen lassen. Auch ein besonders steiler Abschnitt musste entschärft werden. Jetzt, so die Hoffnung, könnte sogar die gefährdete Meerforelle zum Laichen hierher kommen. Damit die ihre Eier in den Warnowkies legt, müsste sie allerdings rund 170 Warnow-Kilometer zurücklegen. Dass das gar nicht so unwahrscheinlich ist, belegen erste Sichtungen im Herbst 2024. Der Landesanglerverband Mecklenburg-Vorpommern habe sich gerade in Sachen Meerforelle in das Projekt eingebracht, so Lüdecke. Im März haben die Angler erste Uferbäume an der renaturierten Warnow gepflanzt.

Klaudia Lüdecke vom Planungsinstitut Biota, Uwe Zöllner vom Wasser- und Bodenverband Mittlere Elde, Jens Uwe Springer, Bürgermeister der Gemeinde Zölkow und Bernd Dickau, Verbandspräsident (v. l. n. r.) bei der Baumpflanzaktion des LAV MV an der Warnow bei Zölkow.

Die Bäume sollen Fischen und Wirbellosen einmal Schatten und Unterstände bieten.

Naturschutz und Nutzung gehen Hand in Hand

Extensive Landwirtschaft am Warnowufer bleibt dennoch erlaubt. Auch die Menschen in Zölkow sollen sich von ihrem Fluss nicht entfremden und ihm nah sein können. Das, so Klaudia Lüdecke, sei die Herausforderung unserer Zeit: "Landnutzung und Naturschutz anders unter einen Hut zu kriegen als das bislang der Fall war." Einen Beitrag dazu soll eine zwölf Meter Lange Fußgängerbrücke leisten. Sie ermöglicht den Bürgern Einblicke in den renaturierten Bereich. Neben einem finanziellen Ausgleich für die Gemeinde ist sie ein Baustein für mehr Akzeptanz des gut neun Kilometer langen Renaturierungsgebiets. Mit der Brücke steht auch das Projekt als Ganzes vor dem Abschluss. Bis dann wieder ganz die Natur übernimmt an der Warnow in Zölkow bei Parchim.

Eine Luftaufnahme von den Bauarbeiten bei Zölkow.

Die zwölf Meter Lange Fußgängerbrücke verbindet zudem ein einzeln stehendes Gehöft mit dem Dorf.

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 09.04.2025 | 12:00 Uhr