
Brandenburg Wie das Klinikum Frankfurt (Oder) dem Fachkräftemangel mit Pflegern aus Brasilien und von den Philippinen begegnet
Das Krankenhaus in Frankfurt setzt zunehmend auf Pflegekräfte aus dem Ausland. Durch internationale Programme arbeiten dort seit einem Jahr 15 Brasilianer. Weitere sollen angeworben werden. Auch 50 Pflegende von den Philippinen werden erwartet.
In nahezu allen Bereichen des Gesundheitswesens fehlt es an Fachkräften. Besonders hoch ist der Bedarf in der Pflege. Während es immer mehr ältere Pflegebedürftige gibt, kommen immer weniger junge Menschen nach. Um den hohen Bedarf zu decken, setzt das Klinikum in Frankfurt (Oder) verstärkt auf Fachkräfte aus dem Ausland, wie beispielsweise aus Polen und der Ukraine. Im vergangenen Jahr haben die Verantwortlichen zudem ein Pilotprojekt mit Pflegekräften aus Brasilien gestartet, mit Förderung vom Bundesgesundheitsministerium. Sie gehören mittlerweile zum festen Mitarbeiterstab.

Brasilianer mit Bedingungen in Frankfurt zufrieden
"Auf meiner Station ich mache viele Dinge, wie zum Beispiel messen oder die Medikamente für die Patienten geben", erklärt José René Tavares Calixto. Der Brasilianer habe sich seinen Traum erfüllt und arbeitet seit inzwischen zwei Monaten am Frankfurter Klinikum im Bereich Urologie und Augenheilkunde. Der 43-Jährige fühle sich in der Oderstadt wohl. Besonders schätzt er die Natur, die vielen Freizeitangebote und die hohe Lebensqualität. Zudem fühlt er sich in Brandenburg - im Gegensatz zu seiner Heimatstadt São Paulo – sehr sicher, wie er sagt. "In Brasilien gibt es viele Überfälle. Das ist nicht so gut. Aber ich vermisse meine Familie."
Ähnlich geht es auch seiner 40-jährigen Kollegin Bruna Lima de Oliveria auf der Kardiologie. In Brasilien hat sie schon 17 Jahre als Krankenschwester auf der Intensivstation gearbeitet. "Die Arbeit kenne ich. Aber die Sprache ist für mich schwer."
Der lange Weg zur Anerkennung
In Brasilien haben Bruna und Jose einen Deutschkurs mit dem Niveau B1 abgeschlossen. Dennoch sei die Kommunikation mit Kollegen und Patienten am Anfang schwergefallen, und fällt sie teilweise noch immer. In den kommenden Monaten müssen sie ihre Sprachkenntnisse aber weiter vertiefen. Das Ziel: auf das B2-Niveau - also fortgeschrittene Mittelstufe - kommen und eine Anerkennungsprüfung bestehen. Das sei notwendig, um dauerhaft in Deutschland als Pflegekraft arbeiten zu dürfen, erklärt Pflegedirektorin Jenny Wortha.
Der ganze Prozess könne zwischen sechs Monate und einem Jahr dauern. "Dann, wenn Sie beides bestanden haben, sind sie anerkannte Pflegefachkräfte bei uns in der Klinik. Sie bekommen unbefristete Arbeitsverträge und im besten Fall bleiben Sie für ihr ganzes Berufsleben bei uns im Klinikum." Dort würden dann auch weitere unterschiedlichste Entwicklungsmöglichkeiten winken, so Wortha weiter. "Sie können an Fort - und Weiterbildung oder auch weiterführende berufsbegleitenden Studiengänge teilnehmen."
Zwei Integrationsbeauftragte des Klinikums begleiten die brasilianischen Fachkräfte beim Ankommen in Deutschland. Sie helfen etwa bei Behördengängen, Sprachkursen oder beim Familiennachzug.

Krankenhaus profitiert vom internationalen Team
Jenny Wortha hat das Projekt ins Leben gerufen und sieht die neuen Kolleginnen und Kollegen als große Bereicherung für das Klinikum. "Viele Pflegetechniken sind ähnlich, aber sie bringen auch nochmal Input aus ihrem Heimatland mit, der uns auf jeden Fall bereichert." Doch nicht nur in der Pflege, sondern auch menschlich seien die neuen Kolleginnen und Kollegen ein Gewinn für Frankfurt. "Für das Team, für die Vielfalt ist das ein tolles Miteinander", sagt die Pflegedirektorin.
Künftig mehr Pfleger aus dem Ausland an der Oder
Nach Angaben der Verantwortlichen sind von den insgesamt 620 Pflege- und Funktionskräften im Klinikum 24 sogenannte internationale Pflegende. Das entspricht rund vier Prozent. Insgesamt 15 davon kommen aus Brasilien. 25 sollen es zukünftig werden. Zudem seien weitere Projekte mit internationalen Fachkräften in Planung. So sind seit dem vergangenen Freitag fünf Pflegekräfte von den Philippinen angereist. Sie warten der Klinikleitung zufolge aber noch auf ein Arbeitsvisum und könnten in zwei bis vier Wochen ihren Dienst aufnehmen. Weitere bis zu 50 Menschen sollen in den kommenden beiden Jahren folgen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 07.04.2025, 16:10 Uhr
Mit Material von Felicitas Montag