Symbolbild:  Während er mit der linken Hand eine brennende Rakete hält, filmt sich ein Mann bei der Aktion selbst mit seinem Smartphone. (Quelle: dpa/Roessler)
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Berlin Landgericht Berlin: Influencer schweigt bei Prozess wegen Raketenschuss an Silvester

Stand: 02.04.2025 13:44 Uhr

Drei Monate nach dem Raketenschuss auf eine Berliner Wohnung in der Silvesternacht hat der Prozess gegen einen 23-Jährigen begonnen - vorerst ohne Aussage des Angeklagten.
 
Sein Mandant werde im Moment keine Stellungnahme abgeben, sagte Verteidiger Axel Czapp am Mittwoch vor dem Landgericht Berlin. Der Influencer hatte von der Aktion ein Video auf seinem Instagram-Account veröffentlicht. Die Anklage wirft dem Mann versuchte schwere Brandstiftung, versuchte gefährliche Körperverletzung und Sachbeschädigung vor, wie das Gericht am Mittwoch mitteilte.

Symbolbild: Ein Mann schießt eine Silvesterrakete aus seiner Hand. (Quelle: dpa/Michael)
Influencer steht nach Raketenschuss ab April vor Gericht
Die Strafverfolgungsbehörden in Berlin sind nach wie vor mit den Nachwehen der Silvesternacht beschäftigt. Der Mann, der vor laufender Kamera eine Rakete in eine Wohnung geschossen haben soll, muss sich nun demnächst vor Gericht verantworten.mehr

Influencer in U-Haft

Der Angeklagte wurde am 4. Januar 2025 am Flughafen BER festgenommen, als er Deutschland in Richtung Jordanien verlassen wollte. Seitdem befindet sich der 23-Jährige wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft schweigt der Mann bislang zu den Vorwürfen.
 
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft landete die Feuerwerksrakete damals in der Wohnung des Mehrfamilienhauses. Dabei wurden Bett und Tapete im Schlafzimmer beschädigt. Der Wohnungsinhaber habe die brennenden Überreste der Rakete schnell aus dem Fenster geworfen und so ein Übergreifen des Feuers auf die Wohnung verhindert. Es wurde niemand verletzt.

Wohnungsinhaber als Zeuge im Gericht

Zum Prozessbeginn wurden mehrere Videosequenzen der gefährlichen Aktion gezeigt. Zu sehen ist, wie ein Mann in weißer Daunenjacke eine gezündete Rakete in der Hand hält und auf ein Mehrfamilienhaus richtet. Funken stäuben und das Geschoss trifft ein Fenster. Ein Lichtschein blitzt auf.
 
"Im Schlafzimmer war schwarzer Rauch", schilderte der 54 Jahre alte Wohnungsinhaber, der als Zeuge vor Gericht angehört wurde. Glimmende Reste der Rakete habe er aus dem kaputten Fenster geworfen. Aber Tapete und Teppich wiesen Brandflecken auf, Scherben der zerborstenen Fensterscheibe lagen auf dem Boden, wie der Mann schilderte. Zunächst sei er von einem absichtlichen Vorfall ausgegangen.
 
Auf weiteren vor Gericht gezeigten Aufnahmen ist der Angeklagte im Gespräch mit einem Mann zu sehen. In dem Video war zu lesen, er habe um Vergebung gebeten. Wenige Stunden nach dem Vorfall kam es zu einem Treffen in der Wohnung zwischen dem 54-Jährigen und dem Angeklagten im Beisein von mehreren Freunden des 23-Jährigen. Sie hätten um Entschuldigung gebeten, so der Zeuge.

Influencer entschuldigt sich

Der junge Mann habe berichtet, er sei als Tourist in Berlin gewesen und habe nicht gewusst, wie die Feuerwerksrakete funktioniere. "Er wollte seine Freude teilen - und ich hatte das Unglück", erklärte der 54-Jährige. Die Veröffentlichung der Videoaufnahmen des Besuchs am Neujahrstag will der Mann dem 23-Jährigen empfohlen haben. Er habe ihm verziehen. "Ich habe mich gefreut, dass er sich entschuldigt hat", so der 54-Jährige. Nach dem Besuch sei er nicht mehr von Absicht ausgegangen. "Es kann jedem passieren."
 
Er sei nicht unter Druck gesetzt worden, antwortete der Mann auf eine entsprechende Frage des Staatsanwalts. Ob ein sogenannter Friedensrichter bei dem Gespräch dabei gewesen sei, könne er nicht sagen. "Friedensrichter" werden von der Polizei einer Paralleljustiz zugeordnet. Auf der veröffentlichten Aufnahme von dem Besuch ist zu sehen, wie der 54-Jährige schweigend neben Männern auf dem Sofa sitzt. Der angeklagte Influencer äußert sich damals vor laufender Handykamera auf Arabisch.

Symbolbild:Eine Person zündet in der Silvesternacht eine Feuerwerksrakete in Berlin.(Quelle:picture alliance/dpa/F.Schuh)
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Entschuldigungs-Video veröffentlicht

Die Aufnahme auf dem Instagram-Account des palästinensischen Influencers mit mehr als 310.000 Followern wurde laut Staatsanwaltschaft mehr als sechs Millionen Mal binnen kurzer Zeit aufgerufen. Nach mehr als 36 Stunden war es jedoch gelöscht. Nutzer auf der Plattform X hatten den Mitschnitt jedoch weiterverbreitet.
 
Der Influencer selbst veröffentlichte einen Beitrag, in dem er sich bei den Betroffenen entschuldigte. Dem 23-Jährigen sei es bei der Tat vor allem darum gegangen, ein möglichst großes mediales Interesse auf sich zu ziehen, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft. Die Anklage geht davon aus, dass er dabei "rücksichtslos und aus Eigennutz" die Gesundheit und das Eigentum anderer Menschen seinem eigenen Interesse unterordnete.
 
Der Prozess soll am 7. April fortgesetzt werden. Bislang hat das Gericht insgesamt vier Verhandlungstage für den Prozess eingeplant bis zum 16. April.

Sendung: rbb24 Inforadio, 02.04.2025, 16:25 Uhr