Jugendliche mit Handys in der Hand sitzen nebeneinander.

DAK-Studie zu Online-Nutzung Ein Viertel der jungen Menschen hat ein Medienproblem

Stand: 12.03.2025 14:21 Uhr

Stundenlang zocken, Videos auf TikTok schauen oder durch Instagram scrollen - mehr als eine Million Kinder und Jugendliche haben laut einer DAK-Studie einen riskanten oder krankhaften Medienkonsum. Experten sind alarmiert.

Mehr als 25 Prozent der Kinder und Jugendlichen nutzen soziale Medien riskant oder krankhaft oft. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Ohne Ende Online?!" der Krankenkasse DAK und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Demnach zeigen mehr als 25 Prozent aller 10- bis 17-Jährigen einen riskanten oder krankhaften Medienkonsum. 4,7 Prozent von ihnen gelten als süchtig. Insgesamt betroffen sind der Studie zufolge 1,3 Millionen Kinder und Jugendliche.

Vor der Corona-Pandemie zeigten demnach nur 11,4 Prozent der Kinder und Jugendlichen eine problematische Social-Media-Nutzung. Das entspreche einem Anstieg von 126 Prozent im Zeitraum von 2019 bis 2024. Im Schnitt verbringen Kinder und Jugendliche demnach 157 Minuten pro Tag in sozialen Medien. Das liege in etwa auf dem Niveau der beiden Vorjahre, sei aber rund eine halbe Stunde mehr als vor der Pandemie.

Experten sprechen von "Tsunami an Suchtstörungen"

"Hier kommt ein Tsunami an Suchtstörungen bei Jugendlichen auf uns zu, den wir aus meiner Sicht völlig unzureichend würdigen", sagte Prof. Rainer Thomasius, ärztlicher Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters am UKE. Die enorme zeitliche Beanspruchung durch die Mediennutzung führe dazu, dass andere Lebensbereiche vernachlässigt werden.

"Mediensucht bei Kindern und Jugendlichen ist zu einem dauerhaften und ernsten Problem geworden", sagte Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit. "Wenn junge Menschen ohne Ende online sind, dann schadet das häufig der Gesundheit und führt zu sozialen Konflikten." Es brauche ein neues Schulfach: Gesundheit.

Jungen häufiger betroffen als Mädchen

Jungen sind den Angaben zufolge besonders betroffen: Sechs Prozent von ihnen erfüllten die Kriterien einer krankhaften Mediennutzung, bei Mädchen seien es mit 3,2 Prozent nur rund halb so viele. Mädchen hätten in der Pubertät häufig ausgeprägtere soziale Kompetenzen, sagte Thomasius. Sie seien ihrer Geschlechterrolle entsprechend anders sozialisiert und isolierten sich seltener als Jungen.

Auch bei Computerspielen weist die Studie Risiken aus. Demnach zeigen 12 Prozent der Kinder und Jugendlichen ein problematisches Verhalten. 3,4 Prozent spielten krankhaft oft. Beim Streaming, das erst seit 2022 erfasst wird, zeigten sich konstant hohe Zahlen, so die Studie. Die Untersuchung stuft 16 Prozent der Kinder und Jugendlichen als problematische Nutzer ein, 2,6 Prozent seien abhängig.

Grenze zwischen riskanter und krankhafter Mediennutzung fließend

Bei Mediensucht komme es in vielen Fällen es zu Leistungseinbrüchen in der Schule, nicht selten könne das zum Schulversage führen, sagte der ärztliche Leiter, Thomasius. Hinzu kämen soziale Isolation, der Verlust von Freizeitinteressen und familiäre Konflikte. Dabei sei die Grenze zwischen riskanter und krankhafter Mediennutzung oft fließend.

"Ein typisches Frühsymptom ist der Leistungsknick in der Schule und nachlassendes Interesse am Unterricht", sagte der Experte. Allerdings könne hinter solchen Auffälligkeiten auch eine pubertäre Krise stehen oder emotionale Belastungen, die aus Stress unter Schulfreunden resultierten. Als krankhaft gelte die Nutzung spätestens dann, wenn die Symptome mindestens zwölf Monate lang anhalten.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 12. März 2025 um 14:30 Uhr.