
ARD-DeutschlandTrend extra Wähler der Union unterstützen Koalition mit der SPD
Rechnerisch hätte die Union Mehrheiten mit AfD und SPD. Ihre Wähler haben laut ARD-DeutschlandTrend extra aber eine klare Präferenz. Und: Ein Neuanfang in der SPD wird eher Pistorius als Klingbeil zugetraut.
Ein Aufatmen ist nicht zu spüren im Land, etwas Erleichterung schon. Der Ausgang der Bundestagswahl gebe Anlass zur Zuversicht, sagt in einer Blitzbefragung von infratest dimap für einen ARD-DeutschlandTrend extra immerhin jeder dritte Befragte (34 Prozent). 56 Prozent sind angesichts des Wahlausgangs beunruhigt.
Damit wird das Wahlergebnis besser bewertet als die Lage im Land - über sie hatten sich zuletzt fünf von sechs Deutschen besorgt gezeigt. Die Sorge, dass es nicht gelingen könne, eine stabile Regierung zu bilden, ist über das Wochenende deutlich zurückgegangen. Sechs von zehn Befragten gehen davon aus, dass es Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz wie angekündigt gelingt, bis Ostern eine Koalition zu schmieden.
Mehr als ein Drittel vertraut auf Merz
Dabei wird Merz persönlich nach dem Wahlsonntag sehr ähnlich beurteilt wie zuvor: 36 Prozent glauben, dass er ein guter Kanzler wird - ein zartes Plus von zwei Punkten. Unter den Unions-Anhängern ist das Zutrauen in seine Person mit 77 Prozent am größten. Bei den Wählerinnen und Wählern des möglichen Koalitionspartners SPD ist nur jeder Dritte (34 Prozent) von ihm überzeugt.
Deutlicher ist die Antwort in der Koalitionsfrage. Von den beiden rechnerisch möglichen Koalitionen der Union favorisieren zwei Drittel (67 Prozent) der Befragten diejenige mit der SPD, nur 28 Prozent wollen ein Bündnis mit der AfD sehen.
Dabei sind die Anhängerschaften der Parteien diametral unterschiedlicher Ansicht: Die AfD-Wähler sprechen sich vollständig für eine Koalition mit ihrer Partei aus. SPD-Wähler votieren vollständig für ein schwarz-rotes Bündnis. Entscheidender: Auch unter Unions-Wählern sprechen sich fünf von sechs (84 Prozent) für ein Bündnis mit der SPD aus, 14 Prozent für eines mit der AfD.
Vertrauen in schwarz-rote Regierung
Das Zutrauen in eine mögliche neue Regierung von Union und SPD ist deutlich größer, als es zuletzt bei der Ampel der Fall war. Eine knappe Mehrheit von 54 Prozent glaubt, dass eine mögliche schwarz-rote Regierung die Wirtschaft wieder stärken kann.
Jeder Zweite (51 Prozent) sagt, dass sie die deutschen Interessen in der Welt besser vertreten würde. 47 Prozent trauen ihr zu, dass sie das Leben in Deutschland wieder sicherer macht. 43 Prozent glauben, dass sie für mehr soziale Sicherheit sorgen würde, und 42 Prozent, dass sie die irreguläre Migration wirksam begrenzen und steuern würde.
Viel Zuspruch für Pistorius
Während die Union bei den anstehenden Gesprächen auf Tempo setzt, muss sich die SPD zunächst neu aufstellen. Der SPD-Parteivorsitzende Lars Klingbeil soll in dieser Woche auch die Führung der Fraktion übernehmen. In der Umfrage für den ARD-DeutschlandTrend extra trauen ihm allerdings weniger Befragte zu, für einen Neuanfang in der SPD zu stehen, als dem populären Verteidigungsminister Boris Pistorius.
48 Prozent sehen dieses Potenzial am ehesten bei Pistorius, nur 14 Prozent bei Klingbeil und zwei Prozent nennen Arbeitsminister Hubertus Heil. Jeder Fünfte (19 Prozent) traut diese Rolle ausdrücklich keinem der drei zu. Noch deutlicher ist die Haltung der verbliebenen SPD-Anhänger in dieser Frage: Fast zwei Drittel von ihnen (63 Prozent) sehen die Eignung für einen Neuanfang in der SPD am ehesten bei Pistorius, 22 Prozent bei Klingbeil und ein Prozent bei Heil.