Die Hinrichtungsstätte in der Hinrichtungskammer im Louisiana State Penitentiary (USA).

Bericht von Amnesty International 1.500 Hinrichtungen in 15 Ländern

Stand: 08.04.2025 02:27 Uhr

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat im vergangenen Jahr einen starken Anstieg von Hinrichtungen dokumentiert. Vor allem in zwei Ländern wurden deutlich mehr Todesurteile vollstreckt.

Die Zahl der weltweit erfassten Hinrichtungen ist laut einem Bericht auf den höchsten Stand seit zehn Jahren gestiegen. Im vergangenen Jahr wurden in 15 Ländern mehr als 1.500 Exekutionen dokumentiert, wie die Menschenrechtsorganisation Amnesty International mitteilte. 2023 lag die Zahl noch bei insgesamt 1.153 Hinrichtungen.

Die meisten der Todesurteile wurden demnach in China, im Iran, in Saudi-Arabien, im Irak und im Jemen vollstreckt. Amnesty verweist dabei auf dokumentierte Hinrichtungen - die tatsächliche Zahl dürfte deutlich höher liegen.

Besonders viele Hinrichtungen in Nahost

In Saudi-Arabien und im Irak stieg die Zahl der Hinrichtungen im vergangenen Jahr laut Amnesty stark an. Im Irak vervierfachte sich die Zahl der Exekutionen von mindestens 16 auf mindestens 63, während in Saudi-Arabien sich die Zahl von 172 auf mindestens 345 verdoppelte. Der Iran richtete mindestens 972 Personen hin. 2023 waren es laut Amnesty 853. Insgesamt vollstreckten die drei Staaten mindestens 1.380 Todesurteile.

"Iran, Irak und Saudi-Arabien tragen die Verantwortung für den drastischen Anstieg der Hinrichtungen im vergangenen Jahr", sagte Julia Duchrow, Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland. "Allein diese drei Länder haben mehr als 90 Prozent der uns bekannten Todesurteile weltweit vollstreckt", sagte Duchrow. Insbesondere in Saudi-Arabien und Iran werde die Todesstrafe eingesetzt, "um all jene mundtot zu machen, die mutig genug sind, ihre Meinung zu sagen".

Trump will Todesstrafe verstärkt einsetzen

Die Menschenrechtlerin kritisierte auch Äußerungen von US-Präsident Donald Trump, der versprach, die Todesstrafe "energisch zu verfolgen", um amerikanische Familien vor "gewalttätigen Vergewaltigern, Mördern und Monstern" zu schützen.

"Die entmenschlichenden Äußerungen Trumps stricken weiter an dem Märchen, dem zufolge die Todesstrafe Menschen besonders davon abschreckt, Straftaten zu begehen", sagte Duchrow. Die Todesstrafe verhindere keine Verbrechen, sagte sie. "Das ist wissenschaftlich gut belegt." In den USA wurden 2024 Amnesty zufolge 25 Menschen hingerichtet.

China hält Zahlen unter Verschluss

In der Volksrepublik China werden vollstreckte Todesurteile nur selten öffentlich bekannt. Das von der Kommunistischen Partei regierte Land richtet Menschen durch Erschießen oder mit einer Giftspritze hin. Über die genaue Zahl der Exekutierten hüllt Peking den Mantel des Schweigens. 

Hinrichtungen werden in der Regel über Staatsmedien verbreitet, meist bei Fällen, die großes Aufsehen erregten oder ein politisches Signal setzen sollen. Im Januar 2024 verbreiteten staatliche Medien etwa die Exekution eines Pärchens, das zum Tode verurteilt wurde, weil es in Chongqing im Jahr 2020 zwei Kinder aus einem Hochhaus geworfen haben soll. 

Empörung in China nach Todesurteil gegen Blogger

Zum Tode verurteilt wurden auch zwei Männer, die bei Amoktaten Ende vergangenen Jahres in Zhuhai im Süden Chinas und in Wuxi im Osten des Landes zahlreiche Menschen getötet hatten. Die Todesurteile wurden Anfang 2025 vollstreckt, nur wenige Monate nach den Taten.

Mit der Veröffentlichung von Hinrichtungen besonders korrupter Beamter oder Regierungskritiker sendet Peking in der Regel politische Botschaften. Aufsehen erregte etwa das Urteil gegen den Schriftsteller Yang Hengjun, der zu einer Todesstrafe auf Bewährung verurteilt wurde. Das bedeutet, dass die Strafe nach zwei Jahren guter Führung in eine lebenslange Haft umgewandelt werden kann. Yang kommentierte regelmäßig als Blogger die chinesische Politik und kritisierte mitunter die Kommunistische Partei.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 08. April 2025 um 06:00 Uhr.